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Dunkle Gewaesser

Dunkle Gewaesser

Titel: Dunkle Gewaesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Fisch erfüllte den Raum. Terry rümpfte die Nase und schaute rein.
    »Mach wieder zu, Sue Ellen.«
    Das tat ich.
    »Ihr habt das Richtige getan«, sagte er. »Da war nichts mehr zu retten.«
    »Du wärst dran gestorben. Die Alte, die uns gefangen gehalten hat, war innerlich so verfault wie dein Arm, aber sie wusste, wie man ihn abschneidet. Auch wenn Mama es zu Ende bringen musste.«
    »Ihr habt eine alte Frau in einen Teppich gewickelt?«
    »Und in den Schrank gestopft.«
    »Nach allem, was wir durchgemacht haben«, sagte Terry, »sollte mich das eigentlich nicht mehr wundern.«
    »Terry, ich muss dich was fragen. Ich hab mir was zusammengereimt, was mir ziemlich zu schaffen macht.«
    Er sah mich an, während ich nach Worten suchte. Ich fand sie nicht, jedenfalls nicht sofort.
    »Ich dachte mir schon, dass du was auf dem Herzen hast«, sagte er. »Du starrst mich nicht nur so an, weil ich ein Krüppel bin.«
    »Darum geht’s gar nicht.«
    »Dann schieß schon los!«
    »Als wir May Lynn gefunden haben, hatte jemand eine Nähmaschine mit Draht an ihr festgebunden. Der Draht war mit einer Schleife verzurrt. Später, als ich unten am Fluss war, bin ich auf einen Beutel gestoßen, den du zugebunden hast. Genau die gleiche Schleife hatte ich schon mal gesehen, aber mir fiel nicht ein, wo, weil ich’s nicht wahrhaben wollte. Der Beutel war nicht mit Draht zugebunden, aber die Schleife sah genauso aus. Das hat mich nachdenklich gemacht. Du warst so verdammt scharf darauf, May Lynn zu Asche zu verbrennen und sie nach Hollywood zu bringen. Außerdem hat deine Mama als Näherin gearbeitet, und dein Stiefpapa hat sie gezwungen, ihre Sachen wegzuwerfen. Irgendwie hat das alles zusammengepasst.«
    Terry starrte die Wand an, als käme da ein Haufen feindlicher Soldaten anmarschiert.
    »Ich weiß nicht, warum du das gemacht hast, Terry. Das kann ich einfach nicht begreifen. Aber alles deutet drauf hin. Ich find’s wirklich furchtbar, dass ich dir so was zutrau …«
    »Ich hab es getan«, sagte er. »Ich bin schuld.«
    Obwohl ich mir schon fast sicher gewesen war, hatte ich das Gefühl, plötzlich über einem Abgrund zu schweben.
    »Warum?«
    »Nicht das, was du vielleicht spekulierst.«
    »Was für eine Spekulierung dann?«
    Terry ließ sich schwer auf die Kissen sinken. In dem Zimmer war es so stickig, als würden wir in einem Jutesack voller Hühnerfedern stecken.
    »All die Jahre waren wir so gut befreundet«, sagte er. »Und wo hat das hingeführt?«
    »Wie ist es denn passiert? Und warum?«
    »Ich und sie, wir haben öfter unter vier Augen miteinander geredet. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass sie bald nach Hollywood gehen würde. Ganz ehrlich, ich hab mich für sie gefreut, und damals hab ich sogar gedacht, ich könnte vielleicht mitgehen. Sie hat mir eine Menge Sachen anvertraut, und dazu gehörte auch, dass sie sicher war, sie könnte mich heilen.«
    »Dich heilen?«
    »Dass ich keine Schwuchtel mehr bin.«
    »Oh.«
    »Ich hab gedacht, es würde mein Leben bereichern, wenn ich Mädchen toll finde. Und von dem, wie sich Männer in ihrer Gegenwart verhielten, wusste ich, dass ich mich wahrscheinlich in sie verknallen würde. Aber so war es nicht. Jedenfalls nicht so, wie es zwischen Jungen und Mädchen sein sollte – du weißt schon. Wir waren unten am Fluss, wo wir sonst immer schwimmen gehen, und saßen auf einem Ast der alten Eiche dort. Es war dunkel, und sie hatte sich ausgezogen, und ich auch, wie schon oft, und da hat sie sich auf dem Ast aufgerichtet, mit einem Knie nach vorne und den Händen auf den Hüften vor mich hingestellt und gefragt: ›Na, Terry, wie findest du meine Figur?‹
    Ich wusste nicht so genau, wie ich auf diese Frage reagieren sollte, also hab ich so was gesagt wie: ›Ganz ausgezeichnet. Wirklich nett.‹ Und da wurde sie wütend. Was hätte ich denn sagensollen? Sie sagte: ›Wenn du mich so siehst, dann willst du mich nicht, so wie ein Mann eine Frau will?‹
    ›Na ja, ich glaube nicht‹, hab ich da erwidert, und May Lynn sagte: ›Alle wollen mich, und wenn das bei dir anders ist, dann bist du schwul und wirst es auch immer bleiben‹ oder etwas in der Art. Sie sagte das wirklich gemein, und da hab ich sie geschubst. Ich wollte das gar nicht, jedenfalls wusste ich in dem Moment nicht, was ich tat, bis sie rückwärts vom Ast stürzte und ins Wasser fiel.«
    »Von dem Baum ist sie oft genug runtergesprungen«, sagte ich. »Wieso ist sie dabei gestorben?«
    »Das ist sie ja gar

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