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Dunkle Gewaesser

Dunkle Gewaesser

Titel: Dunkle Gewaesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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habt sie begraben, und wir hatten keine Ahnung, wie wir sie nennen sollten.«
    »Ich schon«, sagte Jinx.
    Mama wollte etwas erwidern, sah jedoch ein, wie sinnlos das war. Sie stand mit ihrer Meinung allein da.
    Ich putzte den Fisch und warf Kopf und Eingeweide in den Kamin, wo sie vor sich hin schmorten. Dann suchte ich mir eine Pfanne, die einigermaßen sauber aussah, wischte sie mit einem Lappen aus, tat etwas von dem Schmalz rein, den die alte Frau uns vererbt hatte, und briet den Fisch. Mama kochte das Gemüse und die zermatschten Beeren zusammen in einem Topf. In dem abgesperrten Haus wurde es wegen dem Feuer noch heißer, aber wir mussten was essen. Als der Fisch und das Gemüse und die Beeren gar waren, pellte Mama mehrere der Sassafraswurzeln und kochte einen Tee. Wir wischten ein paar Teller sauber, bis sie brauchbar waren, und taten uns auf. Jinx setzte sich zu Terry ans Bett undfütterte ihm abwechselnd einen Bissen von seinem Teller und aß einen Bissen von ihrem. Wir konnten sie durch die offene Tür beobachten. Jinx benahm sich so lieb, dass ich fast vermutete, sie wäre gestohlen und durch jemand ersetzt worden, der nur so aussah wie sie.
    Mama saß mit ihrem Teller im Schaukelstuhl. Ich hockte auf dem Boden, und wir aßen mit den Fingern, denn die Gabeln waren noch um einiges schmutziger als die Teller. Das mit den Beeren vermischte Unkraut schmeckte besser, als ich erwartet hatte, und der Fisch war, wie Jinx gesagt hatte, noch ziemlich frisch und schmeckte so gut, als hätten wir ihn vor kaum einer Stunde am Haken rausgezogen.
    Nachdem wir mit essen fertig waren, kam Jinx rüber und schloss die Tür; Terry war gleich wieder eingeschlafen. Das Wasser in dem Topf mit den Sassafraswurzeln kochte. Wir gossen es in Becher und nippten daran. Dabei ließen wir uns Zeit, während wir schwitzend am Feuer saßen. Mit etwas Zucker oder Honig hätte es besser geschmeckt.
    Schließlich stand ich auf und stocherte so lange im Feuer, bis es in sich zusammenfiel. Hier drin war es auch schon heiß genug, ohne dass wir gegrillt wurden.
    »Sue Ellen«, sagte Mama, »ich hab nachgedacht. Und ich sehe keine andere Möglichkeit. Du und Jinx, ihr müsst das Boot nehmen, nach Gladewater fahren und dort jemand suchen, der Terry und mich holt.«
    »Tja«, sagte ich, »das wäre ein guter Plan, wenn wir ein Boot hätten.«
    »Wie bitte?«
    Ich erzählte ihr, was wir gesehen hatten. Sie stieß ein leises Keuchen aus, lehnte sich zurück und stellte den Becher auf den Boden. »Er kann doch unmöglich immer noch hinter uns her sein!«
    »Du hast die gleichen Geschichten gehört wie wir«, sagte ich.»Irgendwer hat jedenfalls das Boot leckgeschlagen und die Stiefelabdrücke am Fluss hinterlassen.«
    »Das kann auch jemand anderes gewesen sein. Mutwillige Kinder zum Beispiel.«
    »Kinder haben keine so großen Füße«, wandte Jinx ein.
    Daraufhin rührten wir uns nicht mehr von der Stelle, sondern saßen nur da, bis das Zimmer voller Schatten war. Der Wind wurde stärker, und es fing an zu regnen.
    Warum konnte sich das verdammte Wetter nicht mal entscheiden? Warum kreuzte Skunk nicht endlich hier auf und machte uns einen Kopf kürzer? Solche Gedanken sausten mir im Kopf herum, immer im Kreis. Inzwischen goss es in Strömen, und bald hörten wir Blitze knistern und Donner lärmen wie ein Betrunkener in einem Laden voller Töpfe und Pfannen. Das Gewitter tobte wie in jener Nacht auf dem Fluss, nur dass wir jetzt im Trockenen waren. Jedenfalls so lange, bis es durchs Dach reintropfte. Nicht schlimm, und auch nur beim Fenster, aber irgendwie wurde dadurch alles noch trostloser.
    Terry wachte ein paar Mal auf und beklagte sich über Schmerzen, also flößten wir ihm noch was von dem Selbstgebrannten ein. Zum ersten Mal in meinem Leben hätte ich auch gerne einen Schluck Schnaps getrunken, aber ich ließ es bleiben, wenn auch nur, weil ich befürchtete, dass Mama es mir sonst gleichgetan hätte. Außerdem brauchte Terry ihn nötiger als wir alle zusammen.
    Nachdem er wieder eingeschlafen war, saß ich neben seinem Bett und schaute durch die Tür zu, wie Mama langsam vor und zurück schaukelte. Innen im Kamin lief Regenwasser runter. In der Glut zischte es, und Rauch stieg auf. Der Wind heulte in einem fort, und Blitz und Donner wechselten sich miteinander ab.
    Plötzlich krachte etwas aufs Dach. Ich blickte hoch. Es hatte sich angehört, als wäre ein Ast draufgefallen, aber in der Nähe desHauses stand kein Baum. Vielleicht hatte es

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