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Dunkle Gewaesser

Dunkle Gewaesser

Titel: Dunkle Gewaesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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unangenehm wie Laugenseife.Vielleicht war das Skunk oder ein Nest voller Vögel oder meine Phantasie ging mit mir durch, jedenfalls bekam ich eine Gänsehaut.
    Unten am Fluss, im Schlamm am Wasser entdeckten wir große Stiefelabdrücke. Und in das Boot, das wir unter den Baum gezogen hatten, hatte jemand ein Leck geschlagen. Als ich das sah, stellten sich mir die Nackenhaare auf. Wir schauten in sämtliche Himmelsrichtungen, und Jinx drehte sich im Kreis, die große Pistole in beiden Händen, aber wir sahen niemand. Ich schnüffelte. Ein leichter Gestank schien in der Luft zu hängen, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.
    Während Jinx unsere Umgebung im Auge behielt, ging ich zu dem Brombeergestrüpp, wo ich die beiden Kübel versteckt hatte. Sie waren noch da. Nachdem ich sie geholt hatte, überlegten wir, was wir als Nächstes tun sollten.
    »Er hat das Boot kaputtgemacht, damit wir nicht von hier wegkommen«, sagte Jinx.
    »Wir müssen ja nicht den Fluss nehmen.«
    »Nein, aber auf dem Fluss kriegt er uns nicht so leicht zu fassen. Wenn wir zu Fuß gehen, können wir uns genauso gut selbst die Hände abhacken und die Gurgel durchschneiden.«
    »Uns gehn langsam die Möglichkeiten aus«, sagte ich.
    »Immerhin haben wir noch die Hütte.«
    »Aber nix zu essen.«
    »Dem müssen wir abhelfen.«
    Hungerleider, die wir waren, hatten wir dennoch nichts, um irgendwas zu tragen, also beschlossen wir, erst mal zur Hütte zurückzugehen, die Kübel dort abzustellen und nach einem Sack zu suchen, in den wir was zu essen reintun konnten. Wie gesagt, Pläne schmieden war nicht unsere Stärke.
    Auf dem Rückweg wurde das Gefühl, dass uns jemand beobachtete, immer stärker. Ich hörte sogar, wie sich irgendwo rechtsvon uns was bewegte. Jinx offenbar auch, denn sie zielte mit der Pistole in diese Richtung. Aber außer einem Dornengestrüpp war da nichts zu sehen, und das Dornengestrüpp, das war verdammt merkwürdig. Hier und dort hatte es Riesenlöcher, aber ein Gestrüpp von dieser Größe hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen; das ganze Ding war höher als der Kopf eines großen Mannes. Es rankte und kringelte sich von da, wo wir waren, bis tief in den Wald und runter zum Fluss.
    Bestimmt wucherte es hier schon so lange vor sich hin, wie es den Wald gab. In unserer Nähe konnte man ein ganzes Stück reinschauen, aber außer tiefster Finsternis war da nichts zu erkennen. Manche der Ranken waren so dick wie mein Daumen, und es gab sogar noch dickere, und die Dornen, die scharf und gefährlich aussahen wie Stacheldraht, wuchsen so dicht beieinander, dass sie mich an diese Netze erinnerten, die an einem Ende eng sind und am anderen weit. Ein Fisch schwimmt durch die kleine Öffnung rein, und dann ist er zu dumm, um umzukehren und wieder rauszuschwimmen.
    Als wir zum Haus kamen, machte Mama uns auf, und wir stellten die Kübel vor dem Kamin auf den Boden. Von der Fährte und dem Boot erzählten wir Mama nichts. Sie hatte so schon genug Angst, und wir mussten ja auch noch was zu essen besorgen.
    Wir gingen wieder raus, Jinx mit der Pistole, ich mit einem Jutesack und einer Schaufel, und so stapften wir am Wald entlang, bis wir ein paar wilde Zwiebeln und Löwenzahn fanden. Wir gruben auch ein paar Sassafraswurzeln aus, um damit Tee zu machen. Fleisch wäre nett gewesen, aber dafür hätten wir welches schießen müssen, und weder ich noch Jinx trauten uns zu, mit der Pistole was zu treffen, das wir nicht genauso gut mit dem Lauf totschlagen konnten.
    Schließlich nahmen wir unseren ganzen Mut zusammen und gingen zum Fluss runter, wo die Brombeerranken wuchsen. Wirpflückten ein paar Beeren und taten sie in den Sack, auch wenn sie da drin mit den anderen Sachen ziemlich zermatschten. Jinx fand einen toten Fisch, den es neben einem ziemlich großen Stamm an Land gespült hatte. Sie hob ihn hoch und roch daran.
    »So lange ist der noch nicht tot«, sagte sie. »Ein ganz ordentlicher Barsch!«
    »Was hat ihn umgebracht?«
    »Da er keine Nachricht hinterlassen hat, vermute ich mal, das er einfach gestorben ist.« Jinx gab mir den Fisch, und ich steckte ihn zu den anderen Sachen.
    Bis wir mit unserem vollen Sack wieder das Haus erreichten, war es später Nachmittag. Terry schlief, und Mama saß mitten im Zimmer im Schaukelstuhl der alten Frau, die Flinte auf dem Schoß. Die Luft war schwül und so stickig, dass man sie in Scheiben schneiden konnte.
    »Wir wussten nicht mal, wie sie heißt«, sagte Mama. »Ihr

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