Dunkle Gier: Roman (German Edition)
einen Befehl zu machen, Zacarias.
»Bei anderen vielleicht nicht, doch du widersetzt dich jeder Logik und Vernunft. Ich habe noch nie jemanden gekannt, der direkte Anweisungen so konsequent missachtet wie du. Sogar heute hast du auf deinem Fensterbrett gesessen und deinem Freund Julio den Arm verbunden. Dachtest du, ich wüsste es nicht?«
Marguarita hob den Kopf und erwiderte ganz ruhig und offen seinen Blick. Sie dachte nicht daran, sich von Zacarias einschüchtern zu lassen; sie blickte in ihn hinein und sah, was in ihm vorging – besser, als er selbst –, und wusste, dass sie sicher war. Sie musste nur den Mut aufbringen, ihm die Stirn zu bieten, wenn er unvernünftig war.
Ich weiß, dass du mir nicht das Gefühl geben willst, eine Gefangene zu sein, Zacarias, doch es fühlt sich tatsächlich ein bisschen so an, wenn du solche Dinge sagst. Ich habe eine Verpflichtung gegenüber den Leuten auf der Ranch …
Er hob die Hand. »Nicht mehr. Deine einzige Verpflichtung ist jetzt, dich um meine Bedürfnisse zu kümmern. Ich denke, dass ich mich in diesem Punkt deutlich genug ausgedrückt habe.«
Nun ja, aber ich musste trotzdem nach Julios Wunden sehen. Es wäre nicht gut, wenn sie sich entzündeten. Hast du etwas mit seinem Hund angestellt? Er ist plötzlich durchgedreht und hat die Pferde und dann auch Julio angegriffen.
»Ich habe das Tier nur davon abgehalten, mich weiter anzukläffen, doch das würde sein Verhalten nicht erklären. Wo ist der Hund jetzt?«
Ihnen blieb nichts anderes übrig, als ihn zu erschießen. Julio bat mich, nach den Pferden und dem Vieh zu sehen. Irgendetwas stimmt nicht mit den Tieren. Sie rieb die kleine Kerbe in ihrem Kinn und dachte stirnrunzelnd, wie sie es hasste, dass alle auf der Ranch annahmen, das Verhalten des Hundes stünde irgendwie in Zusammenhang mit Zacarias’ Anwesenheit.
»Deine Augen sind traurig. Mach dir keinen Kummer meinetwegen, meine schöne kleine Närrin!« Er zuckte mit den Schultern. »Du glaubst, dass alle denken, ich verursachte diese Reaktion bei den Tieren, und wahrscheinlich haben sie da sogar recht. Tiere spüren die Düsternis in mir. Selbst meine eigenen Leute nennen mich köd, varolind, hän ku piwtä , was ›dunkles, gefährliches Raubtier‹ bedeutet, und selbst die erfahrensten Jäger sagen, ich sei hän ku tappa – was ›gewalttätig‹ und noch mehr als das heißt. Ich bin es gewöhnt, dass andere mich fürchten. Es stört mich nicht. Ich erwarte gar nichts anderes von ihnen.«
Mich stört es aber , gab Marguarita fröstelnd zu. Das Wasser wird kalt. Ich muss aus der Wanne heraus. Es war jedoch nicht das abkühlende Wasser, sondern mehr das Ungeheuerliche ihres Entschlusses, das ihr wieder einmal zu Bewusstsein kam. Sie bereute ihre Entscheidung nicht, doch ihr war, als versuchte sie, sich auf einem Minenfeld zurechtzufinden.
Mit einer fast schon träge anmutenden Bewegung griff Zacarias nach einem Handtuch und hielt es für sie auf, da er offenbar erwartete, dass sie vor seinen Augen aus der Wanne trat. Das hatte sie sich selbst zuzuschreiben, erinnerte sie sich. Sie hatte zu ihm gehören wollen und ihm gesagt, sie wäre zu allem bereit, um ihn glücklich zu machen. Nackt vor ihn hinzutreten schien nicht allzu viel zu sein, nicht nachdem sie wilden, hemmungslosen Sex gehabt hatten, und trotzdem errötete sie vom Scheitel bis zur Sohle, als sie aus der Wanne stieg und sich von ihm in das große Tuch einhüllen ließ.
»Warum stört es dich, Marguarita?«, fragte er, und seine Stimme fiel um eine Oktave. »Diese Leute bedeuten mir nichts. Wen kümmert es, ob sie mich für den Teufel halten?«
Diese Leute sind meine Familie, Zacarias, entgegnete sie scharf und stand reglos da, als er sie behutsam abtrocknete. Ich liebe sie, und ich will nicht, dass sie etwas Falsches von dir denken. Ich möchte, dass sie dich als meinen Mann akzeptieren, für den ich mich frei entschieden habe.
Seine Hände hielten inne. »Warum nimmst du an, dass sie unrecht haben? Tiere sind in meiner Gegenwart unruhig. Kein Pferd hat mich je in seiner Nähe geduldet. Ich bin sicher, dass die Pferde und Rinder meinetwegen so nervös sind. Ich halte mich nur selten in der Nähe von Menschen oder Tieren auf. Schon vor langer Zeit habe ich ihre Reaktion bemerkt.«
Seine Stimme war ausdruckslos, nüchtern, ja beinahe gleichgültig. Aber Marguarita hatte den kleinen Stich in seinem Herzen gespürt, als er erwähnt hatte, dass Pferde ihn nicht tolerierten. Es machte ihm
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