Dunkle Gier: Roman (German Edition)
lehnte er am Waschbecken und beobachtete sie entnervend konzentriert. Er wusste, dass ihr das unangenehm war. Doch er entschuldigte sich nicht und hörte auch nicht auf, sie so besitzergreifend anzustarren.
Musst du mich so ansehen? Verlegen griff Marguarita sich ans Haar, das sie auf dem Kopf zusammengenommen hatte, um es aus dem öligen Wasser herauszuhalten, und dachte, wie schrecklich ungepflegt sie aussehen musste. Das Zimmer war mit Kerzen erleuchtet, sodass das Licht zumindest weich und gedämpft war, doch sie sah wahrscheinlich trotzdem alles andere als gut aus.
Zacarias lächelte plötzlich und raubte ihr damit den Atem. »Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass ich dich beobachte. Dir beim Baden zuzusehen, bereitet mir große Freude.« Ohne den Blick von ihr abzuwenden verschränkte er die Arme vor der Brust. »Und du siehst sehr sexy aus mit deinem unfrisierten Haar. Am liebsten habe ich es ja lang und lockig, aber so gefällt es mir beinahe genauso gut. Ich mag es, wenn dir alle Locken ins Gesicht und auf die Schultern fallen, obwohl du dich bemühst, streng auszusehen, indem du es aufsteckst. Dein Haar ist so wild und unzähmbar wie du. Sehr sinnlich und verführerisch.«
Sie spürte die Röte, die ihr vom Nacken in die Wangen stieg. Dann bist du ja leicht zufriedenzustellen.
Seine Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Oh, ich kann dir versichern, dass das Gegenteil der Fall ist. Und warum versuchst du schon wieder, dich vor mir zu verstecken? Nimm doch bitte die Hände von deinen Brüsten! Es macht mir Freude, dich anzusehen. Dein Körper ist so schön, und ich bin mir sicher, dass er ein immerwährender Quell der Freude für mich sein wird.«
Marguarita hatte gar nicht gemerkt, dass sie zum zweiten Mal versucht hatte, sich zu bedecken. Er hatte sie schon einmal gebeten, es zu lassen. Bei dem Gedanken errötete sie noch mehr. Sie wollte wirklich auf seine Wünsche eingehen, aber sein Blick war so besitzergreifend und intensiv, dass sie sich ein bisschen wie unter einem Mikroskop vorkam. Widerstrebend ließ sie die Hände unter das Wasser gleiten und war dankbar für den daraus aufsteigenden Dampf. Er bot ihr nicht gerade Schutz, doch zumindest die Illusion.
Überall auf ihrem Körper hatte Zacarias’ Liebesspiel seine Spuren hinterlassen, und zwischen ihren Beinen war sie spürbar wund, aber das Wasser half, und er war unglaublich fürsorglich gewesen, als er sie ins Bad getragen, die Wanne gefüllt und ihr, Marguarita, in das heiße Wasser geholfen hatte. Ihr Herz pochte wieder so wild, dass sie sich beherrschen musste, um nicht eine Hand an ihre Brust zu drücken. Die Ungeheuerlichkeit dessen, was sie getan hatte, war ihr erst so richtig bewusst geworden, als sie aus ihrer sinnlichen Verzückung wiederaufgetaucht war.
Sie hatte lange und angestrengt darüber nachgedacht, wie es ihr gelingen könnte, Zacarias de la Cruz zu retten. Er war schon so weit auf der anderen Seite, mit einem Fuß schon heraus aus der Welt, die Marguarita kannte. Wenn sie nicht etwas Drastisches unternahm, würde sie ihn verlieren. Wo auch immer man nach dem Tod hinging, sie wollte nicht, dass er auch nur für einen weiteren Moment allein war. Sie hatte sich dazu entschlossen, ihn dazu zu verführen, bei ihr zu bleiben. Hatte sie vorschnell gehandelt?
»Du hast jedes Recht, dein neues Leben zu fürchten, Marguarita.«
Sie schloss die Augen. Seine Stimme war so sinnlich, dass sie sie wie streichelnde Hände auf der Haut empfand.
»Aber versuch nicht, deine Ängste vor mir zu verbergen. Ich werde nicht immer so sein, wie du mich brauchst, und sicher viele Fehler machen, aber du musst mit mir darüber reden. Sag es mir, wenn ich dich mit Worten oder Handlungen verletze. Ich werde den Fehler dann nie mehr wiederholen. Und das ist jetzt keine Bitte, also begehe du nicht den Fehler, meine Worte auf die leichte Schulter zu nehmen. Ich befehle dir, es mir zu sagen, wenn dich etwas stört. Es wird großen Mut erfordern, mich zur Rede zu stellen, und sogar noch größeren, mit mir zu leben, doch ich erwarte nicht weniger von dir.«
Marguarita wusste nicht, ob sie verärgert oder belustigt sein sollte über seine Anordnungen. Er hatte so viele Jahrhunderte Befehle erteilt und Gehorsam gefordert, dass er wahrscheinlich nie mehr damit aufhören würde. Manchmal hätte sie darüber lachen können. Er erwartete ernsthaft , dass sie jeder seiner Anordnungen nachkam. Als wäre das auch nur möglich. Es ist nicht nötig, aus allem
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