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Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Gier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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ersten Coup gelandet hatten. Dass er noch verletzt war, würde Ruslan glauben, doch ihm würde auch klar sein, dass der Trick mit der Sturmwolke den Karpatianer nicht hervorgelockt hatte.
    Langsam schwebte Zacarias über das Feld und ließ die Brise noch mehr Blutstropfen mitnehmen und weit verstreuen. Es war ein Ruf, der unwiderstehlich sein würde. Ein neu geschaffener Vampir wäre schon längst aus dem Gebüsch gekrochen, um einen der kostbaren Tropfen zu suchen und aufzulecken, bevor ihm andere zuvorkamen. Die Tatsache, dass sich nicht gleich etwas rührte, nahm Zacarias als Bestätigung dafür, dass Ruslan keine unerfahrenen Kämpfer geschickt hatte.
    Sein drängendes, instinktives und ursprüngliches Verlangen nach dem Kampf verschärfte sich. Das war es, wofür er lebte. Er kannte den Rausch so gut wie das Töten und wartete mit der endlosen Geduld, die er sich bei Tausenden solcher Kämpfe erworben hatte. Es dauerte genau sieben Minuten, bis sich der erste der drei Vampire zeigte. Das Gebüsch gleich hinter dem Rand des Regenwaldes verdorrte, wurde braun und schrak vor der Unnatürlichkeit des Untoten zurück, als er die langen Farnwedel beiseiteschob und auf das Feld hinausspähte.
    Zacarias hatte diesen Vampir schon einmal gesehen, vor ein paar Jahren erst – oder vielleicht war es auch länger her, denn die Zeit verstrich jetzt, ohne etwas zu bedeuten. Aber selbst damals schon, bevor der Karpatianer sich verwandelt hatte, hatte Zacarias gewusst, dass er seine Ehre längst verloren hatte. Zacarias war ihm aus dem Weg gegangen, so wie er alle Karpatianer mied. Zacarias de la Cruz war ein Jäger und wollte nicht der Freund von irgendeinem von ihnen sein, schließlich war es möglich, dass er ihn irgendwann töten musste. Dieser Vampir hier war höchstens fünf- oder sechshundert Jahre alt, und jemand, der sich in diesem Alter schon verwandelt hatte, war mehr als nur verachtenswert. Was konnte einen Karpatianer, der noch nicht die vollen Auswirkungen der Zeit erlitten hatte, dazu bewegen, die Ehre aufzugeben?
    Der Vampir hob schnüffelnd die Nase und witterte den starken Geruch des uralten karpatianischen Blutes in der Luft. Gierig schoss seine Zunge hervor, und seine Nasenflügel flatterten. Die Grimasse, die er schnitt, entblößte die verfaulenden scharfen Zähne, die schon fast völlig schwarz geworden waren. Sein Name hatte etwas mit dem Wald zu tun – Forester oder so ähnlich. Aber das war unerheblich. Früher hatte Zacarias ihn als wenig ehrenhaften Mann betrachtet; heute war er ein Ehrloser für ihn.
    Zacarias brachte die Brise wieder zum Stillstand, sodass die Luft ganz ruhig und der Geruch seines Blutes dadurch noch intensiver wurde. Der Ehrlose zog sich zwischen die verdorrenden Farne zurück und blickte mit einer misstrauischen, tierisch anmutenden Bewegung zuerst in die eine Richtung und dann in die andere, bevor er wieder den Mut aufbrachte, den Kopf aus dem Gebüsch zu strecken.
    Ein prüfender Blick auf das Kampffeld zeigte Zacarias, dass sich sonst nichts rührte. Kein Grashalm und auch keins der Blätter an den Bäumen regte sich. Zwei von Ruslans untoten Schachfiguren waren diszipliniert genug, dem Ruf des alten, machtvollen Blutes zu widerstehen. Obwohl sie ihn, Zacarias, für verwundet hielten, waren sie geduldig genug, um abzuwarten, bis er sich zeigte. Sie mussten genügend Intelligenz besitzen, um ihren ungeduldigeren Partner als Köder zu benutzen.
    Zacarias erkannte jetzt, dass seine Falle leicht zu einer für ihn selbst werden konnte. Die Kälte in ihm wurde zu Eis, zu einem blauen Gletscher, der sich spürbar vergrößerte, während die »Schachpartie« ihren Fortgang nahm. Das war seine Welt. Davon verstand Zacarias etwas. Er beobachtete, wie der Mann ohne Ehre aus dem Schutz des dichten Unterholzes kroch und, kaum mehr als ein Schatten, zu dem Feld hinüberhuschte. Hinter ihm nahm das helle Gras eine schmutzigere Färbung an, als es verdorrte und eine Spur der Zerstörung hinterließ, die der Vampir nicht einmal bemerkte. Er war so versessen darauf, Zacarias’ Blutstropfen mit der Zunge aufzusammeln, dass er vergessen hatte, wie die Natur sich gegen ein solch unnatürliches Wesen auflehnte und eine Spur erzeugte, die geradewegs zu dem Untoten hinführte.
    Die schattenhafte Gestalt verlängerte sich, als der Vampir nun sogar auf dem Bauch über die Erde kroch und, gierig nach dem machtvollen Blut, das ihn in einen gefährlichen Rausch versetzte, einen Grashalm nach dem anderen

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