Dunkle Gier: Roman (German Edition)
erwachte sie aus einem Traum. Zacarias konnte es ihr nicht verübeln; sein ganzer Körper fühlte sich an, als wäre er kurz davor gewesen, in Flammen aufzugehen. Er hatte großes Glück gehabt, dass er so auf Gefahren eingestellt war.
Die Pferde bäumten sich auf und ließen die Hufe wirbeln, traten gegen die Boxentüren und wieherten schrill. Marguarita stockte der Atem, als sie sich ihnen zuwandte.
Spürst du das auch? Sie haben Angst – aber nicht vor dir. Es ist etwas anderes, Zacarias, etwas tiefer Gehendes, was sie ängstigt. Da ist eine Art Faden, eine Ranke …
Er reagierte sofort, riss Marguarita zu sich herum und schüttelte sie ein wenig. »Versuch nicht, ihm zu folgen! Es ist ein Vampir. Ein Untoter, der seine Ranken ausgestreckt hat und versucht, durch die Tiere, die du liebst, an dich heranzukommen.«
Ich werde Alarm schlagen, dann werden die Männer kommen und mitkämpfen.
»Du wirst den Alarm auslösen, der sie anweist, Schutz zu suchen. Sie wären mir nur im Weg, und einen Kampf mit anzusehen würde ihre Angst vor mir noch vergrößern.«
Tränen liefen ihr über die Wangen, und ihre großen Augen flackerten vor Furcht. Dir darf nichts passieren, Zacarias. Die Männer könnten helfen. Ich könnte helfen …
Wieder schüttelte er sie ein wenig. »Du gehorchst mir jetzt und stellst keine Fragen. Ich bringe dich zum Haus hinüber.« Er schlang einen Arm um ihre Taille und hob sie auf. »Dort bleibst du, bis ich zu dir komme, egal, wie lange das auch dauert. Versuch nicht, mein Bewusstsein anzurühren, um mit mir zu sprechen. Ich erwarte, dass du mir hierin gehorchst.«
Das brennende Ungestüm in ihm und die Nervosität, die ihn befiel, verrieten ihm, dass der Kampf schon nahe war. Vorher musste er aber noch die Häuser und Ställe mit Schutzzaubern belegen, um die Vernichtung von Besitz und Leben zu verhindern. Vampire zerstörten und mordeten allein zum Vergnügen gern. Vor allem jedoch musste Zacarias jede Spur von Marguarita aus seinem Kopf und Körper, aus Herz und Seele tilgen. Nichts durfte auf sie hinweisen, da der Feind sogar die schwächsten Gerüche wahrnehmen konnte.
Zacarias machte sich und Marguarita unsichtbar, bevor er mit schwindelerregender Geschwindigkeit mit ihr zum Haus hinüberflog. Drinnen ging er geradewegs zu seinem eigenen Schlafzimmer, das die dicksten Wände hatte, und schob Marguarita in eine enge Nische in der Mauer. »Rühr dich nicht von hier fort! Wenn du dich meinem Befehl widersetzt, wird es schwerwiegende Konsequenzen haben, Marguarita.«
Sie zog die Knie an, schlang die Arme darum und machte sich ganz klein, dann nickte sie. Ihr Gesicht war tränenüberströmt, aber die Furcht in ihren Augen galt nur Zacarias und nicht dem, was er als Strafe für sie im Sinn haben könnte, falls sie nicht gehorchte.
Und er wiederum musste sich ihr ganz und gar verschließen. Er durfte weder daran denken, wie süß ihr Atem war, noch daran, wie es sich anfühlte, wenn ihr Geist mit seinem verschmolz – all das musste er völlig in sich auslöschen und leer werden wie ein Krieger, der ganz allein war und nichts zu verlieren hatte. Deshalb wandte er sich wortlos ab und eilte hinaus, um seine stärksten Schutzzauber über sämtlichen Gebäuden auf der Hazienda anzubringen. Es würde sehr viel Kraft und Durchhaltevermögen erfordern, angesichts der sich nähernden Vampire solch starke Schutzzauber zu fabrizieren.
Draußen atmete er tief die Nachtluft ein. Es waren drei Vampire. Ruslan würde nicht seine besten zum ersten offenen Angriff schicken, doch es war anzunehmen, dass er zumindest erfahrene ausgesandt hatte. Sie kamen aus drei Richtungen, um Zacarias in die Enge zu treiben und den Schauplatz des Kampfes zu bestimmen. Da er sie jedoch so weit wie möglich von seiner Seelengefährtin und allem, was ihr lieb war, entfernt haben wollte, erhob er sich schnell in die Luft und flog zum fernen Ende der Ranch, wo der Regenwald auf die Lichtung traf, auf der Ruslan mit seiner giftigen Pflanze eingedrungen war, um zur Unterstützung seiner vorrückenden Vampire eine Falle anzulegen.
Es würde ein Strategiespiel werden. Ruslan, der ein Meister der Strategie war, würde sich nach Kräften bemühen, Zacarias in eine Falle zu locken. Der bevorstehende Angriff würde nur der einleitende Schachzug sein, um Zacarias’ Stärke und Entschlossenheit zu testen. Er war lange genug an einem Ort geblieben, um Ruslan mutmaßen zu lassen, dass er bei der Schlacht in Brasilien schwer verwundet
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