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Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Gier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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horizontalen Linie nur Zentimeter vor sich aus, um eine lange, abschreckende Wand zu formen.
    Tatsächlich fuhren die Tiere abrupt herum, wendeten in einem Halbkreis und fürchteten plötzlich weitaus mehr, was sie vor sich hatten, als die anderen durchgedrehten Tiere hinter ihnen. Immer mehr Rinder hielten auf Zacarias zu, aber der Geruch der Gefahr, der ihnen entgegenschlug, war viel zu einschüchternd für sie. Nicht lange, und die Tiere wurden so langsam in ihrer Verwirrung, dass die Cowboys sie wieder unter Kontrolle bringen konnten.
    Julio ritt heran und hatte Mühe, sein Pferd zu bändigen, das zur Seite tänzelte, um Zacarias aus dem Weg zu gehen. »Die Pilotin, Lea Eldridge, ist keine von uns. Sie hat Dinge gesehen, die ich ihr nicht erklären kann.«
    Zacarias nickte. Julio blieb jedoch noch immer an seiner Seite, hielt sein Pferd mit Knien und Händen in Schach und blickte ihn beschwörend an.
    Als Zacarias eine Augenbraue hochzog, sagte Julio: »Aber sie hat Ricco das Leben gerettet und ist Marguaritas Freundin.«
    Die Stimme des jungen Mannes verriet Zacarias mehr, als Julio preiszugeben bereit war. Er sagte zwar, die Frau gehöre nicht zu ihnen, doch im Stillen wünschte er wohl, es wäre so.
    »Ich werde vorsichtig sein, welche ihrer Erinnerungen ich entferne, wenn es so weit ist«, versprach Zacarias.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Wieso fragen Sie?«
    Julio zögerte. »Weil Ihre Augen glühen, señor. Brauchen Sie …?«
    Zacarias schüttelte den Kopf. Untote zu vernichten forderte von allen Jägern einen hohen Tribut. Kein Karpatianer nahm ein Leben leichtfertig oder ohne Konsequenzen. Julio fürchtete ihn schon, so wie alle Arbeiter, sogar Cesaro. Aber Zacarias konnte ihnen die Gefahren nicht erklären, denen er jedes Mal ins Auge sah, wenn er tötete – selbst wenn es ein Vampir war. Blut zu nehmen stellte eine Versuchung dar, und gleich nach dem Töten sogar eine sehr gefährliche. Deshalb nickte er nur dankend und wandte sich von Julio ab -und vor allem von dem nervösen Pferd.
    Marguarita hatte ihn daraufhingewiesen, dass der peruanische Paso auf dieser Ranch seines Temperaments und seiner Fähigkeiten wegen gezüchtet wurde. Diese Pferde waren bekannt für ihr ausgeglichenes Wesen angesichts von Schwierigkeiten. Zacarias hatte endlich reiten können und war im Geiste mit den Tieren verbunden gewesen, und jetzt erkannte das Pferd ihn nicht einmal mehr. Der Killer in ihm war noch zu dicht an der Oberfläche.
    Zacarias wandte sich vom Schlachtfeld, dem Rauch und dem Geruch des Todes ab und ging heim – zu ihr. Marguarita. Susu. Sie war sein Zuhause, seine Seelengefährtin. Der einzige Ort, an dem er Frieden finden konnte, war bei ihr. Der einzige Weg, wie er die Halbwelt der Schatten hinter sich zurücklassen konnte, war, seine innere Leere von ihrem hellen Licht erfüllen zu lassen. Marguarita war sívam é s sielam – sein Herz und seine Seele. Es war nicht mehr zu bestreiten, dass er ohne die geistige Verbindung zwischen ihnen weder das eine noch das andere hatte.
    Über den abgetretenen Pfad ging er zu den Eingangsstufen und bemerkte, dass alle Blumen und Sträucher rechts und links des Weges von einem dumpfen Grau waren. Es gab für Zacarias keine Farben, bis er ins Haus treten und sein Geist mit dem Marguaritas verschmelzen würde. Sie war schon wie eine Droge in seinem Blut, eine Sucht, gegen die er sich nicht wehren konnte. Er brauchte die strahlenden Farben, den Rausch der Emotionen und die Freude, die er vorher nie empfunden hatte. Marguarita war Lachen und Frustration zugleich – ein faszinierendes Rätsel, das er nicht ergründen konnte.
    Zacarias stieg die Treppe zur Haustür hinauf, und schon spürte er Marguaritas Nähe. Ihr Geist war ihm immer noch verschlossen, und er erlaubte sich auch nicht, an ihn zu rühren. Zuerst musste er ihr Gesicht sehen, um zu wissen, dass sie auch diesen Teil von ihm akzeptierte – das Raubtier, das die Tiere in ihm erkannten. Sein Gesicht war noch geprägt vom Kämpfen und Töten, und es trug den Stempel des Killers, das wusste er. Seine Augen würden noch glühen, seine Eckzähne scharf und nach wie vor verlängert sein.
    Sie musste ihn so sehen, wie er war. Es war schwierig genug, den Karpatianer zu akzeptieren, aber der Jäger war beängstigend. Zacarias hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde, falls Marguarita ihn zurückwies. Sie in seinen Unterschlupf mitnehmen und versuchen, einen Weg zu finden, sie glücklich zu machen?

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