Dunkle Gier: Roman (German Edition)
Charlie Diaz ein Trinker war und er mit Leas Bruder in der Bar gesprochen hatte, war Estebans Freund dann auch dabei gewesen – der Mann, der so interessiert an der Familie de la Cruz war?
So innig, wie sie mit Zacarias verbunden war, konnte er nicht umhin, ihr Erschrecken zu bemerken. Sein Geist streifte den ihren mit einer Zärtlichkeit, die Marguarita erstaunte. Er ließ nicht oft Zärtlichkeit erkennen, aber diese Geste war sehr, sehr liebevoll.
»Erzählen Sie mir von dieser Unterhaltung!«, forderte er Lea auf. Seine Stimme war mit einem leichten psychischen Zwang unterlegt.
Marguarita erkannte die verborgene Aufforderung. Das karpatianische Blut in ihren Adern schärfte ihre Sinne, und sie wusste sofort, dass Lea dem sanften Druck, Zacarias zu gehorchen, nicht würde widerstehen können. Marguarita war nicht sicher, was sie von dieser Manipulation hielt. Da Zacarias’ Sicherheit ihr jedoch über alles ging, presste sie die Lippen zusammen, um keinen Einspruch zu erheben.
Lea rieb sich die Schläfen, als bekäme sie Kopfschmerzen. Sogar Marguarita konnte den langsam auf sie ausgeübten Druck spüren. Zacarias versuchte, sanft zu sein, was eine völlig neue Vorgehensweise für ihn war, wie Marguarita wusste. Normalerweise hätte er Leas Kopf die Information entrissen und keinen Gedanken mehr an sie verschwendet. Nur aus Respekt vor ihr, Marguarita, ging er so behutsam vor.
Sie schaute ihn an. Er sah unglaublich gut aus, aber auch gefährlich. Kein Wunder, dass sowohl Julio als auch Lea von ihm eingeschüchtert waren. Selbst wenn Zacarias freundlich zu sein versuchte, war ihm anzusehen, was er war. Er hatte die Situation souverän im Griff. Keiner würde diesen Mann je übersehen können.
Zacarias sandte ihr eine beruhigende Schwingung zu, ohne den Blick von Lea abzuwenden, weil sie sich auch an Einzelheiten erinnern sollte, die sie wahrscheinlich nicht einmal für wichtig hielt.
»Esteban kam sehr spät nach Hause, gegen drei Uhr morgens. So betrunken hatte ich ihn noch nie erlebt. Normalerweise trinkt er nämlich nicht. Ich musste ihm ins Haus helfen. Er schaffte es nicht einmal die Verandastufen hinauf. Und DS hatte ihn einfach aus dem Wagen gestoßen.«
»Sie warteten auf Ihren Bruder?«, fragte Zacarias.
Lea nickte. »Ich war beunruhigt.«
Wieder rieb sie sich die Schläfen und verschränkte dann nervös die Finger. In einer beruhigenden Geste legte Julio die Hände auf ihre, während sein Blick zu Marguarita glitt. Er wusste genau, dass Zacarias mentalen Zwang ausübte, und schämte sich, dass er Lea in eine solche Lage gebracht hatte. Cesaro und Julio führten die Ranch und trugen die Verantwortung für die Arbeiter und ihr Verhalten. Charlie war schon lange Zeit eine Belastung gewesen, seiner Familie zuliebe hatten sie ihn jedoch noch nicht hinausgeworfen.
»Ich saß draußen auf den Verandastufen und wartete auf Esteban. Dan – DS – lachte, als er vorfuhr und mich dort sah. Ich stand auf und wollte zum Wagen gehen, als DS sich über den Sitz beugte, die Beifahrertür aufriss und meinen Bruder aus dem Wagen stieß. Ich konnte ihn lachen hören, und er sah mich direkt an und …« Sie brach erschaudernd ab.
Weiter! Erzählen Sie mir alles!, forderte Zacarias unerbittlich.
Marguarita konnte nicht umhin, ihn missbilligend anzusehen. Lea hatte offensichtlich große Angst vor Estebans Freund. Sie wollte nach ihrem Notizblock greifen, frustriert, dass sie keinen anderen Weg sah, ihre Freundin zu beruhigen. Aber wieder kam ihr Zacarias’ Hand zuvor. Diesmal steckte er den Notizblock ein, was Marguarita ein bisschen wehtat, weil sie sich nun völlig von den anderen im Zimmer abgeschnitten fühlte. Der Block war ihre einzige Kommunikationsmöglichkeit, und Zacarias hatte ihn gerade für tabu erklärt.
Lea räusperte sich und umklammerte Julios Finger, als suchte sie Kraft bei ihm. »DS griff sich an den Schritt und schrie mir ›später‹ zu. Er streckte die Zunge heraus und machte obszöne Bewegungen damit. Ich zögerte, weil ich mich nicht zu weit vom Haus entfernen wollte, falls ich weglaufen musste, aber er fuhr nur lachend weg.«
Sie fühlt sich gedemütigt, uns all das erzählen zu müssen, also hör jetzt bitte auf!
Zacarias sah Marguarita warnend an und konzentrierte einen Moment lang den Blick auf sie. Da war nichts Rotes in seinen Augen, was darauf hingedeutet hätte, dass das Raubtier ihn beherrschte. Es war aber auch nichts von dem Saphirblau zu sehen, das ihre körperliche Liebe
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