Dunkle Gier: Roman (German Edition)
habe keine Ahnung, was er treibt, doch er liebt es, sich mit Geheimbünden und Gangstern zu befassen und ist sehr empfänglich für schlechte Einflüsse.«
»Was hat Charlie den beiden erzählt?«, fragte Zacarias.
Marguarita spürte die Tränen, die hinter ihren Lidern brannten. Die Strafe für Verrat war der Tod. Alle wussten das. Man konnte darum bitten, gehen zu dürfen, und Erinnerungen konnten ausgelöscht werden, aber wenn man zu den Familien gehörte, die den Brüdern de la Cruz seit Generationen dienten, waren die geistigen Barrieren, die das Eindringen in den Verstand verhinderten, von Geburt an schon vorhanden, und ihre Entfernung war nur sehr schwer zu ertragen. Und nun hatte Charlie in betrunkenem Zustand mit Esteban und seinem Freund DS geplaudert …
Lea runzelte die Stirn und rieb sich jetzt die Fältchen dort, als würde ihr das helfen, sich zu erinnern. Macht machte sich in der Küche bemerkbar – eine so starke Macht, dass Marguarita verblüfft war, dass weder Julio noch Lea das Knistern der Energie in der Luft bemerkten.
»Esteban sagte, Charlie habe Zeichnungen von den Wegen zu den Schlafstätten angefertigt, und es würde ein Leichtes sein, die Vampire tagsüber zu vernichten, weil sie sich dann nicht rühren könnten.« Sie blinzelte ein paarmal schnell und blickte sich dann verlegen um. »Er war wirklich sehr betrunken und redete nur dummes Zeug daher.«
Wieder spürte Marguarita, dass Zacarias Leas Bewusstsein prüfte, um sicherzugehen, dass sie mit alldem nichts zu tun hatte und nicht nur auf noch mehr Information aus war. Aber Lea glaubte nicht an Vampire und nahm an, DS und ihr Bruder hätten neben dem Trinken auch noch Drogen genommen. Sie war sicher, dass Charlies Gerede die Wahnvorstellungen eines Trinkers waren. Sie schämte sich zutiefst und verstand nicht, warum sie nicht aufhören konnte, über ein Thema zu reden, das so schmerzlich für sie war. Lea wollte nur noch nach Hause gehen und sich die Decke über den Kopf ziehen.
»Danke, Lea«, sagte Zacarias leise. »Ich weiß, wie schwer es war, uns all das zu erzählen. Aber Charlie ist für das Leben seiner Kollegen verantwortlich, und wir müssen wissen, wie krank er ist.«
Marguarita sog scharf den Atem ein, als sie den Anflug eines schon gefällten Urteils spürte. Charlie war sympathisch, wenn er nicht trank, doch wie machte man das einem Mann wie Zacarias klar? Er hatte jahrhundertelang ein hartes, unerträglich einsames Leben geführt, aber er hatte seinen Ehrenkodex nie verraten. Er würde für Schwäche kein Verständnis haben. In seiner Welt überlebten die Schwachen nicht.
Zacarias streckte plötzlich den Arm aus, legte ihn um Marguarita und zog sie unter seine Armbeuge. Sein Stuhl war so schnell bei ihrem, dass keiner bemerkte, wie Zacarias die kurze Entfernung zwischen ihnen überbrückte.
Meine Welt ist anders als deine. Es tut mir leid, Marguarita. Du solltest diese Dinge nicht wissen müssen. Aber ich kann sie auch nicht vor dir verbergen. Charlie hat meine Familie an diesen Mann verraten. Er hat von unseren Schlafräumen gesprochen und solche Orte auf mehreren unserer Haziendas preisgegeben. Ich werde es nachprüfen, bevor ich ihn vernichte, doch er hat meine gesamte Familie – und dich – in Gefahr gebracht. Das lasse ich nicht zu. Man kann ihm nicht vertrauen.
Das war auch Marguarita klar. Sie wusste, dass einige Mitglieder der wichtigsten Familien – wie die Chevez’, die Santos’, die Fernandez’ und die Diaz’ – von den geheimen Schlafräumen wussten, die unter verschiedenen Zimmern der Haziendas lagen. Sie wurden nur benutzt, wenn die Brüder de la Cruz sich den Anschein geben wollten, dass sie menschlich waren und in menschlicher Gesellschaft lebten. Zacarias war das einzige Mitglied der Familie, das sich nur selten auf einer der Haziendas blicken ließ, aber falls Charlie tatsächlich streng geheime Informationen weitergegeben hatte – und es sah ganz danach aus -, würde Zacarias ihretwegen in Gefahr sein. Denn schließlich blieb er nur auf der Ranch, weil sie, Marguarita, hier war.
Du musst die Hazienda verlassen, Zacarias. Das wird sicherer für dich sein.
Marguarita konnte schon das Brennen in ihren Augen spüren. Er würde nicht auf sie hören. Ihr war klar, dass er nicht fortgehen, sondern seine Feinde jagen würde. Trotzdem versuchte sie es noch einmal.
Es sind schon Vampire hinter dir her. Genügt das nicht?
Sehr sanft jetzt, weil er wusste, dass er Lea an ihre Grenzen trieb,
Weitere Kostenlose Bücher