Dunkle Gier: Roman (German Edition)
stets zum Vorschein brachte, sondern nur reines, hartes Schwarz, das glitzerte wie dunkle Diamanten. Wieder war ihr, als striche eine kalte Hand über ihren Rücken. Marguarita verstand sein Bedürfnis, die arme Lea auszuhorchen, und sie wusste auch, dass nichts ihn daran würde hindern können.
Marguarita versuchte, sich nicht verletzt zu fühlen, und sagte sich, dass sie ihn einfach nur noch nicht richtig verstand. Er hatte nie jemandem Rechenschaft ablegen müssen, und glaubte, sie müsse ihm vertrauen und in allen Dingen folgen, doch er verstand die normalen gesellschaftlichen Regeln nicht und ahnte vielleicht nicht einmal, dass sein Verhalten Lea und Julio schaden konnte. Marguarita befürchtete, dass die beiden einander nie wieder unbefangen würden ansehen können, wenn Zacarias Lea noch mehr Geständnisse abrang. Am Ende würde Julio für immer misstrauisch gegenüber Zacarias sein und ihn noch mehr hassen oder fürchten, und das würde sich auch auf ihr Verhältnis zu Julio auswirken.
Marguarita senkte den Blick auf ihre Tasse. Ihr war eigentlich nicht nach Tee, obwohl sie ihn immer sehr gemocht hatte. In den letzten Tagen war ihr so gut wie alles zuwider außer Wasser. Sie verlor immer mehr ihre eigene Welt und glitt in Zacarias’ hinüber. Sie hatte sich zwar selbst dafür entschieden, war aber trotzdem nicht bereit, alles, was sie liebte, so schnell aufzugeben.
»Mein Bruder lag auf dem Boden, mit dem Gesicht nach unten. Ich konnte ihn kichern hören, und das machte mich erst richtig wütend. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er DS’ Gesten nicht gesehen und wahrscheinlich auch sein ›später‹ nicht gehört hatte, doch ich fand es nicht schön von ihm, dass er sich amüsierte, nachdem ich mich so gefürchtet hatte«, gab Lea zu.
Julio rückte näher an sie heran. »Natürlich hast du dich gefürchtet. Wer ist dieser DS?«
Lea schüttelte den Kopf. »Halt dich von ihm fern, Julio! Er ist ein schlechter Mensch. Seit mein Bruder ihm begegnet ist, hatten wir nichts als Ärger. Er überredet Esteban zu Aktionen, die nicht in Ordnung sind.« Sie vermied den Blickkontakt. »Mehr als einmal habe ich es gerade noch geschafft, Esteban vor dem Gefängnis zu bewahren.«
»Erzählen Sie weiter von jener Nacht!«, beharrte Zacarias, um sie nicht vom Thema abkommen zu lassen. Seine Stimme war weich wie Samt, aber wieder mit einem Zwang unterlegt, dem niemand widerstehen konnte.
»Ich habe Esteban dann ins Haus geholfen. Er war wirklich sehr betrunken und plapperte ununterbrochen über Charlie und darüber, dass DS ihn rekrutiert habe. Er hatte ihm die ganze Nacht lang Drinks spendiert. Esteban brüstete sich damit, dass er mit Charlie mitgehalten habe, als der einen nach dem anderen trank. Er redete wirres Zeug daher, das überhaupt keinen Sinn ergab. Sie spielten irgendein verrücktes Spiel. Einen Drink für Wahrheit oder Pflicht.«
»Wie meinen Sie das, er redete wirres Zeug daher?«
Marguarita bekam plötzlich einen trockenen Mund, und ihr Herz begann, wie wild zu pochen. Sie hatte große Angst. Es war das Schnurren von Zacarias’ Stimme, das Erwachen eines gefährlichen Raubtiers, das Beute gewittert hatte und an die Oberfläche drängte, was ihr diese Angst einjagte.
Trink deinen Tee, mica emni kunenak minan – meine schöne kleine Närrin! Lass dein Herz dem Rhythmus des meinen folgen! Zacarias bewegte sich so unmerklich, dass die anderen es vermutlich nicht gesehen hatten, doch sein Körper war jetzt näher an ihrem, und seine Hitze drang in ihre kalte Haut. Du brauchst keine Angst zu haben. Deine Freundin ist sicher vor mir. Sie hat nichts Böses in sich.
»Verrücktes Zeug eben.« Lea rieb sich erneut die Schläfen. »Er sprach davon, Vampiren einen Pflock ins Herz zu treiben. Und er nannte sich die ganze Zeit Van Helsing . Das ist ein Name aus dem Buch Dracula . Er sagte, er wolle auf die Jagd gehen und brauche dafür einen Pflock und Knoblauch. Und dann lachte er wie ein Irrer und befahl mir, Halsketten aus Knoblauch herzustellen.« Sie schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf. »Am nächsten Morgen schien Esteban sich zunächst an nichts zu erinnern, aber dann meinte er, ich solle DS gegenüber nicht erwähnen, dass er etwas von Vampiren, Knoblauch und Pflöcken gesagt hatte, und deshalb wusste ich, dass er mich schon wieder anlog.« Sie sah Julio fast ein bisschen bittend an. »Es gibt keinen Wahnsinn in unserer Familie. Wirklich nicht. Mein Bruder war nur betrunken. Ich
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