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Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Gier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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kann.
    Aber du glaubst es nicht?
    Tut mir leid, sívamet. Er schafft es nicht mehr.
    Das kannst du nicht wissen. Doch er wusste es. Er war zu lange auf der Welt gewesen, hatte zu viele Freunde, Familienmitglieder und Menschen zu Fall kommen sehen. Marguarita sah all das in seinem Kopf und spürte den furchtbaren Kummer, der ihm wie ein erdrückendes Gewicht auf der Brust und auf dem Herzen lag – und wenn er sich noch so sehr dagegen sträubte, sich das einzugestehen.
    Sie schloss die Augen und nahm es auf sich, dieses Gewicht, das ihn niemals verließ. Was musste es für ein Gefühl sein, sein Leben damit zu verbringen, Leute zu jagen, die einem einmal etwas bedeutet hatten? Und diese Leute töten zu müssen? Zu wissen, dass man nie eine Freundschaft schließen oder jemandem vertrauen konnte, niemals jemanden lieben oder geliebt werden durfte? Marguarita wollte ihn verstehen, und sie würde den Mut finden, zu diesem Mann mit seinem Kummer und verschütteten Erinnerungen zu stehen.
    »Bring mich bitte nach Hause, Julio!«, bat Lea. »Es ist sehr spät, und ich muss schlafen. Ich bin froh, dass Ricco überleben wird.«
    Marguarita machte das Zeichen für »danke« und warf ihr eine Kusshand zu.
    Julio erhob sich mit Lea. »Danke für den Tee, Marguarita.«
    Zacarias ließ die Hand auf Marguaritas Schulter liegen, als auch er aufstand. »Ich begleite Sie hinaus.« Ich muss ihr die Erinnerungen an unsere Unterhaltung über Charlie Diaz nehmen … Sie könnten sie in Gefahr bringen.
    Marguarita war erstaunt über diese letzten Worte, mit denen er nach kurzem Zögern schloss. In seinen Erinnerungen hatte sie nichts gefunden, was darauf hinwies, dass er schon einmal jemandem etwas erklärt hatte.
    Ich lerne schnell. Und ich muss dich doch beruhigen, dass deiner Freundin nichts geschehen wird.
    Marguarita fühlte sich wie in einen Mantel aus Wärme gehüllt, als Zacarias sie mit seinem Schutz umgab. Es war sogar mehr als Wärme. Er erfüllte ihr Herz und ihre Seele mit Liebe. Marguarita schlang die Arme um den Oberkörper und versuchte, nicht zu lächeln. Sie wusste ja nicht einmal, ob ihm bewusst war, was er für sie empfand – aber sie wusste, dass sie ihn genau so brauchte, wie er war.
    Sie sammelte die Tassen und Teller ein und brachte sie zur Spüle, um sie abzuwaschen. Beim Anblick der Krümel fragte sie sich, ob sie Hunger hatte, doch sie verspürte keinen. Der Gedanke, etwas zu essen, widerstrebte ihr sogar. Sie trank Wasser, in der Hoffnung, damit den zunehmenden Durst zu stillen. Außerdem verspürte sie ein eigenartiges Pochen in den Adern, ein Trommeln, das nicht weggehen wollte, einen leisen, aber beharrlichen Ruf, der ständig stärker wurde. Ein Bedürfnis. Ein Verlangen. Hunger …
    Schon während der ganzen Zeit, die sie mit Lea und Julio verbracht hatte, war Marguarita unwohl gewesen, und sie hatte sich eingeredet, es sei wegen Zacarias oder aus Angst vor dem, was er sagen könnte. Doch hier, allein in der Küche, ohne Zeugen, konnte sie sich eingestehen, dass es der Ruf ihrer beider Herzen war, das ständige Auf und Ab des Blutes in ihren und seinen Adern. Sie konnte es hören, und obwohl sie die Lautstärke gedämpft hatte, wie Zacarias es sie gelehrt hatte, nahm sie die Versuchung nicht nur in ihren eigenen Adern und in ihrem Kopf und Herzen wahr, sondern auch in Zacarias’ Adern, Kopf und Herzen.
    Es würde nie aufhören, nicht, solange sie auf geistiger Ebene so eng mit ihm verbunden war – solange er sie so ausfüllte wie sie ihn. Der Hunger hörte niemals für Zacarias auf, solange er den Ruf eines Pulses hören oder den verlockenden Duft von frischem Blut wahrnehmen konnte. Das war seine Welt, und sie, Marguarita, würde sich an diese Welt gewöhnen müssen.
    Wenn sie allein war und herauszufinden versuchte, wie sie darüber dachte, Blut zu sich zu nehmen, war der Mensch in ihr entsetzt und sogar angewidert. Doch seltsamerweise hatte Zacarias nach ihrer anfänglichen Angst den Akt des Nehmens oder Gebens von Blut zu etwas Natürlichem, ja sogar Schönem gemacht, zu einem Austausch der Essenz des Lebens, solange er bei ihr war.
    Marguarita konnte den genauen Moment bestimmen, in dem Zacarias eintrat. Er bewegte sich völlig lautlos, aber sie war sich seiner sofort bewusst, denn all ihre Sinne erwachten jäh zum Leben. Ihr Körper sang, ihr Herz flatterte, und tausend Schmetterlinge erhoben sich in ihrem Bauch.
    Zacarias trat hinter sie, so nahe, dass sie seine Hitze und die Wärme seines Atems

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