Dunkle Gier: Roman (German Edition)
unter dem Bild meines Vaters ist ein Panikknopf. Wenn du die Haustür öffnen kannst, drück den Knopf! Dann kommen alle Männer. Aber sie können nicht ins Haus, solange die Tür nicht offen ist.
Marguarita warf einen verstohlenen Blick zu DS, der jedoch hysterisch kicherte und nur Augen für Esteban hatte. So schnell sie konnte, schrieb sie weiter, wobei ihr Körper und Leas ihre Bewegungen zum Glück fast ganz verdeckten.
Du darfst nicht den Alarmknopf drücken, wenn du den Männern die Tür nicht öffnen kannst. Das wäre zu gefährlich.
Vorsichtig schob sie das Blatt mit der Schrift nach oben über den Boden unter Leas Hand, damit die Freundin es lesen konnte. Lea verstand sofort und las es durch ihre gespreizten Finger. Ihre Augen weiteten sich, aber dann nickte sie. Bevor Marguarita das Papier zurückziehen konnte, zerknüllte Lea es und steckte es sich in den Mund. Marguarita lächelte sie an. Für einen endlosen Moment blickten sie sich in absolutem Kameradschaftsgeist und voller Verständnis in die Augen. Sie konnten sich aufeinander verlassen; sie würden es gemeinsam durchstehen, ob sie lebten oder starben.
DS’ irres Lachen verstummte abrupt, und Marguarita spürte, wie ihre Muskeln sich versteiften, als sein Blick zu ihr und Lea glitt.
»Was liegt ihr da auf dem Boden? Setzt euren Hintern in Bewegung! Wenn du willst, dass die Schlampe neben dir die nächsten fünf Minuten überlebt, dann sag mir, wo er ist!«, schrie er Marguarita an. Er kam zu ihnen herüber, riss Lea hoch und hielt seine Waffe an ihr linkes Auge.
Marguarita tat so, als hätte sie große Mühe aufzustehen, zog sich stöhnend an der Wand hinauf und hielt sich die Rippen. Dabei rang sie nach Atem. Hilfesuchend blickte sie sich um und sah, dass DS die Mündung der Waffe nach wie vor an Leas Auge drückte.
Mit gesenktem Kopf und abgewandtem Blick, als wäre sie völlig eingeschüchtert, zeigte Marguarita mit dem Kinn in Richtung Küche. Sofort war DS bei ihr, packte sie am Arm und riss sie an sich. Angewidert von dem Geruch der Droge, der ihm aus allen Poren drang, duckte sie sich vor ihm weg und warf den anderen Arm hoch, als versuchte sie, ihr zerschlagenes Gesicht zu schützen. Er packte sie jedoch noch fester und bohrte ihr die Finger in die Haut, um noch mehr blaue Flecke zu erzeugen und sie seine Kraft spüren zu lassen. Die Erinnerung an Zacarias’ sanfte Berührungen durchflutete ihren Geist und erfüllte sie mit Trost und Wärme. Zacarias’ Kraft war zehn Mal größer als die dieses Mannes, doch sobald er gemerkt hatte, dass Menschen wirklich ganz anders waren als Karpatianer, stand seine Sorge um sie bei all seinen Handlungen im Vordergrund. Selbst wenn er beim Sex ein bisschen wild war und Spuren auf ihrem Körper hinterließ, nahm er sich die Zeit, ihr Wundsein zu lindern.
DS dagegen war ein Mann, der es genoss, andere zu erniedrigen und ihnen Schmerzen zuzufügen. Er war das Monster, für das sich Zacarias hielt. Ihr Karpatianer würde nie Leiden verlängern, nur um zusehen zu können. Er sprach Recht und löschte Böses aus, doch er genoss seine Arbeit nicht, sondern erfüllte seine Pflicht nur nach bestem Wissen und Gewissen.
»Und du sieh auch zu, dass du deinen Hintern hochkriegst, Hund!«
Zum ersten Mal erlaubte Marguarita sich einen Blick auf Leas Bruder. DS hatte das restliche Pulver vom Tisch gefegt, und Esteban fuhr mit der Nase über den Boden, um jedes Körnchen aufzuschniefen. Sein Gesicht war voller weißer Flecken, als er aufblickte. Marguarita bedauerte die arme Lea, die einen leisen, gequälten Laut ausstieß.
DS, der ihn hörte, lachte und amüsierte sich sogar noch mehr. »Ja, Lea, sieh ihn dir nur an, deinen großen Bruder! Die Droge ist das Einzige, was ihn noch interessiert. Nicht du. Du folgst ihm durch die ganze Welt, und weißt du, was er tut? Er schmuggelt Waffen für mich. Er handelt mit Frauen, Kindern, was immer ich von ihm verlange. Esteban würde seine Seele für diese Droge verkaufen. Und die hier …« Er schüttelte Marguarita wie eine Stoffpuppe. »… die dient dem Teufel. Deine Menschenkenntnis lässt wirklich sehr zu wünschen übrig, Lea.«
Achte auf seine Stimme. Er ist sehr wütend auf sie. Offensichtlich gehört er zu dem Geheimbund, der an Vampire glaubt, und hat meine Familie zum Tode verurteilt, doch es steckt noch sehr viel mehr dahinter.
Marguaritas Herz verkrampfte sich. Sie hatte nicht gemerkt, dass Zacarias immer noch als stille, wachsame Präsenz in ihrem
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