Dunkle Gier: Roman (German Edition)
Augen nur Versuche. Möglicherweise plante Ruslan ja, sogar mit seiner stark dezimierten Armee den Prinzen anzugreifen, und die Angriffe auf die Ranch waren nur Ablenkungsversuche – aber Zacarias wollte nichts riskieren.
Dominic sandte ihm die nötige Information, und Zacarias erhob sich in die Luft.
Ich bin noch nicht dort, sondern komme dir entgegen, übermittelte Dominic ihm. Ich habe wenig Zeit, da meine Mission äußerst dringend ist, doch der Umweg dürfte uns nicht mehr als zwei Stunden kosten. Du solltest wissen, dass wir experimentiert haben, Zacarias, und obwohl wir jetzt ins frühe Morgenlicht und späte Abendlicht gehen können, kommt alles auf den Stand der Sonne an. An unseren karpatianischen Bedürfnissen hat sich nichts geändert. Dein Körper wird noch immer bleiern sein, wenn die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht, und es auch für mehrere Stunden bleiben. Wir sind nach wie vor verwundbar, und es ist sehr gefährlich, beim Experimentieren von der vollen Kraft der Sonne erfasst zu werden. Ich glaube, je näher wir daran sind, zum Vampir zu werden, desto weniger wird Solanges Blut wirken.
Zacarias verstand Dominics Warnung, doch er war bereit, das Risiko einzugehen. Nicht, weil er den Wunsch verspürte, das Tageslicht zu sehen, sondern weil Marguarita es liebte und er so lange wie möglich an ihrer Seite sein und sich an ihrem Glück erfreuen wollte. Und wenn der Moment kam, sich in die Erde zu begeben, würde sie ihn begleiten. Er würde nie wie andere Karpatianer sein und sich in ihrer oder in menschlicher Gesellschaft wohlfühlen können. Er wusste, dass er nie so wie sie für andere empfinden würde. Seine Welt würde Marguarita sein, so wie seine Mutter die Welt seines Vaters gewesen war.
Ich werde vorsichtig sein und meine Grenzen lernen, Dominic. Geht es meinen Brüdern gut?
Sie sorgen sich um dich. Vielleicht solltest du sie mit deiner Seelengefährtin besuchen. Sie haben lange auf diesen Tag gewartet.
Zacarias wusste, dass er nicht darum herumkommen würde. Ein Teil von ihm wünschte sich dieses Wiedersehen sogar, aber ihm war auch klar, dass es nicht das sein würde, was seine Brüder erwarteten, und er wollte sie wirklich nicht enttäuschen. Er hatte in all den langen Jahrhunderten des Alleinseins schon zu viel verloren. Marguarita erfüllte ihn und ermöglichte ihm, Gefühle zu entwickeln und Farben zu sehen, doch als er jetzt über den Regenwald flog, war wieder alles grau und öde. Farben und Gefühle hielten sich nicht lange ohne Marguarita in seiner Nähe.
Sein Vater hatte das Fehlen von Emotionen und Farben irgendwann nicht mehr ertragen können und sich schließlich dafür entschieden, seine Frau mitzunehmen, wenn er in den Kampf zog. Heute hatte Zacarias eine gute Vorstellung davon, wie schwierig das gewesen sein musste, besonders als die beiden dann Kinder bekommen hatten und sein Vater nichts für sie hatte empfinden können, wenn seine Seelengefährtin nicht nahe genug gewesen war, um sich mit ihm zu verbinden. Zacarias sandte ein stummes Stoßgebet zu welcher höheren Macht auch immer, dass er die Kraft haben möge, Marguarita niemals in Gefahr zu bringen und ihre Sicherheit stets über seine eigenen Bedürfnisse stellen möge. Lass mich nie den Fehler machen, sie meiner eigenen Schwäche wegen zu gefährden!
Für die lange Reise zu Dominic, der ihm entgegenkam, brauchte Zacarias etwas weniger als zwei Stunden, was bedeutete, dass er es nur ganz knapp schaffen würde, bis Sonnenaufgang zu Marguarita zurückzukehren. Die beiden Männer begrüßten sich nach Art der karpatianischen Krieger, indem sie die Unterarme des anderen ergriffen.
»Bur tule ekämet kuntamak« , begrüßte Zacarias ihn. Sei gegrüßt, Blutsbruder.
»Eläsz jeläbam ainaak« , antwortete Dominic. Lang mögest du im Lichte leben. Seine durchdringenden Augen musterten ihn prüfend.
Zacarias schüttelte den Kopf. »Du wirst nicht sehen, was du zu sehen hoffst. In Marguaritas Nähe kann ich Gefühle empfinden und Farben erkennen, aber ohne sie bin ich vollkommen allein in einer öden, grauen Welt.« Er wusste, dass irgendwo in der Nähe Dominics Gefährtin bereitstand, um ihren Seelengefährten zu verteidigen. Solange war eine nicht zu unterschätzende Kriegerin, und Zacarias spürte, wie sich die Härchen an seinem Nacken sträubten und ihn auf die von ihr ausgehende Gefahr hinwiesen.
Dominic seufzte, als er die Arme sinken ließ und zurücktrat. »Das tut mir leid, mein Freund.«
Zacarias
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