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Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Gier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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konnte Zacarias die äußeren Ranken abstreifen, auch wenn die Pflanze selbst noch in ihm blieb.
    Es musste eine Quelle geben, um die abgestorbenen Blätter und Schlingpflanzen zum Leben zu erwecken. Als Jäger roch Zacarias den Untoten und wusste sofort, dass ein kleiner Teil von Ruslan seiner Schöpfung Leben einhauchte. Der Vampir konnte jedoch nicht an zwei Stellen zugleich sein, solange er den Angriff der Stechfliegen abzuwehren versuchte, und deswegen brauchte Zacarias nur Momente, um diese dunkle Kraft zu vernichten und die Kontrolle über die Pflanze in seinem Körper zu übernehmen. Konsequent ignorierte er Ruslans Wutschreie und Drohungen, veränderte die Moleküle der Pflanze, gestaltete sie um und verwandte die dicken Ranken in sich, um verlorene Muskeln und Gewebe zu ersetzen. Gegen den Blutverlust konnte er nichts ausrichten, alles Natürliche und Irdische beherrschte er jedoch und konnte es beeinflussen und steuern.
    Sowie sein Körper sich regeneriert hatte, griff er ohne Zögern an, so schnell, dass seine Konturen verschwammen, als er zu dem Vampir hinüberschoss. Ruslan kreischte und stürzte auf ihn zu. Donner krachte und erschütterte die Erde. Blitze zischten wie grelle Peitschen über den Himmel, als die beiden Todfeinde aufeinanderprallten.
    Tief stieß Zacarias die Faust durch das geschrumpfte Herz des Untoten. Ätzendes Blut überströmte seinen Arm und brannte sich durch Haut und Muskelgewebe bis zum Knochen durch. Er stieß jedoch gegen etwas Solides, das abrupt seinen Angriff stoppte und es ihm unmöglich machte, das schwarze Herz zu packen. Der Ruck durchzuckte Zacarias bis zur Schulter, und eine glühende Eisenzwinge legte sich um seinen Arm und sandte Schmerzwellen aus, die er schnellstens abschaltete. Die winzigen Stechfliegen erhoben sich in einem dunklen Schwarm in die Luft und umschlossen Vampir und Jäger. Es war schwierig, sie nicht einzuatmen. Ruslans messerscharfe Krallen bohrten sich in Zacarias’ Brust und rissen große Fetzen Haut und Muskelgewebe heraus.
    Zacarias dematerialisierte sich und ließ sich vom Wind von Ruslan wegtragen, um Zeit für eine provisorische Heilung seiner Wunden zu gewinnen und zu verhindern, dass er zu viel Blut verlor. Ruslan leckte sich die Finger, mit einer langen, widerwärtig dicken Zunge, die gespalten war wie die einer Schlange. Sein Gesicht trug nicht mehr die schöne Maske, nun stand der echte Vampir, so wie er wirklich aussah, vor Zacarias.
    Der erfahrene Jäger hatte unzählige verfaulende Körper gesehen, aber keiner dieser wandelnden Leichname kam Ruslan Malinov gleich. Seine Haut hing in Fetzen von ihm herab, Würmer krochen durch offene Stellen in seinem Fleisch, ein dunkles Loch klaffte dort, wo sich einst der Mund befunden hatte, und seine Augen waren hohl und eingesunken. Jedes Lebewesen schrak vor ihm zurück, das Gras verdorrte, Farne und Moos welkten. Sogar die Insekten ergriffen die Flucht vor dieser Kreatur. Nur die schwarzen Fliegen blieben, taten sich an seinem verfaulenden Fleisch gütlich und legten so viele Eier wie nur möglich in den geschwärzten Organen ab.
    »Du hast dich aber wirklich gehen lassen, alter Freund«, bemerkte Zacarias. »Ich glaube, einer deiner Arme fällt gleich ab.«
    Ruslan brüllte eine Drohung, die durch den Wald dröhnte und die Bäume in Bewegung brachte. Er hob die Hände zum Himmel und ließ sie wieder sinken, und überall um Zacarias herum erwachten raschelnd Blätter zum Leben und begannen einen irren Tanz in dem Chaos, das Ruslan erzeugte. Es war unmöglich, etwas durch das herumwirbelnde Laub zu sehen, das sich nun aufzustapeln begann und eine Kreatur nach der anderen hervorbrachte.
    Zacarias streckte die Arme aus, schloss die Augen und vertrieb Tausende von störenden Blättern, die um ihn herum zum Leben erwachten, während er mit den anderen Sinnen nach der Bedrohung innerhalb des aufgewühlten Unrats suchte. Die Gestalten verteilten sich um den gesamten Bereich, bildeten einen lockeren Kreis darum und ließen noch mehr Kreaturen darin erscheinen, bis der ganze Wald von beeindruckenden Monstern bevölkert war. Die Schatten in Zacarias lockten die Finsternis in ihnen an. Ruslan hatte schnell gelernt.
    »Ich fürchte, es ist unwichtig, wie ich für dich aussehe, Zacarias. Meine kleine Armee interessiert es auch nicht. Ich brauche keine Energie für deine letzten Momente aufzuwenden. Du hättest dich mir anschließen sollen. Im Grunde hast du schon immer die Finsternis in dir getragen –

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