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Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Gier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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berühren. Wieder ertönte Donnergrollen, das wie ein Echo seines eigenen Aufruhrs zu sein schien. Er hatte sie leben lassen. Dafür müsste sie ihm dankbar sein, nachdem sie so ungehorsam gewesen war. Sie würde diese Lektion nicht so schnell vergessen, und vielleicht würde sie daraus die Lehre ziehen, sich nicht in Dinge einzumischen, die sie nichts angingen. Und seine Befehle zu befolgen, die oft über Leben oder Tod entschieden.
    Die einzige Antwort war das aufgeregte Pochen ihres Herzens und ihr schnelles Atmen. Zacarias seufzte. Ihre Furcht grenzte schon an Panik. Nein, es war Panik, und das gefiel ihm, ehrlich gesagt, gar nicht. Denn sie ließ nicht nach. Nicht einmal jetzt, da er viel rücksichtsvoller mit Marguarita umging.
    Du hast genug getrunken.
    Er wollte sie behutsam wegschieben, wie es in dieser Situation von ihm erwartet wurde, aber Marguarita fuhr so unerwartet schnell von ihm zurück, dass sie ihm beinahe aus den Armen gefallen wäre. Er verstärkte den Griff und bohrte die Finger in ihr zartes Fleisch. Sein Blut hatte ihr Kraft verliehen, und da er geistig nun mit ihr verbunden war, wusste er, dass sie sich erbrechen wollte, um davon so viel wie möglich wieder loszuwerden.
    Zacarias lächelte sie an und schüttelte den Kopf. »Mein Blut fließt schon in deinen Adern, du dumme Frau. Dein Körper absorbiert es. Es wird nicht in deinem Magen landen wie euer widerliches Essen.«
    Er rechnete damit, dass sie kämpfen würde, aber er hatte nicht vor, sie aufstehen zu lassen, bis er so weit war. Doch Marguarita verhielt sich völlig ruhig, ihr Blick ruhte auf seinem Gesicht, und sie atmete kaum noch, sondern war so still, wie ein Beutetier es wäre, das sich in Bäumen oder Gräsern vor einer Raubkatze verbarg. Ein ungutes Gefühl beschlich Zacarias. Sie zeigte genau das gleiche Verhalten wie die Tiere im Regenwald, wenn er in ihrer Nähe war. Bei ihm ertönten keine Warnrufe und kein Gekreische, das Affen und Vögel als Alarmsignal von sich gaben, wenn sie ein Raubtier sahen. Selbst Insekten verhielten sich still, wenn Zacarias in der Nähe war.
    Er wollte Gehorsam von ihr, aber keine lähmende, nackte Angst. Nun ja … er wollte schon, dass sie sich fürchtete, damit sie eine Lehre daraus zog. Furcht war für ihn einfach nur ein Werkzeug, das er oft und gern benutzte. Vielleicht war sie sensibler, als er gedacht hatte, und er hätte seine Botschaft ein wenig abschwächen sollen?
    Zacarias spürte die erste leichte Regung ihres Körpers, als sie ein winziges Stückchen mehr von ihm abrückte, doch es war nur ein weiteres Anzeichen dafür, dass sie an Flucht dachte. Instinktiv verstärkte er den Griff um sie, atmete für beide ruhig ein und aus und rief ihr zu, ihre Lunge dem Rhythmus der seinen anzupassen. Sein Herz schlug langsam und ruhig, um so vielleicht auch das wilde Tempo des ihren zu verlangsamen. Er verstand sein Bedürfnis nicht, sie zu beruhigen, doch es war einfach da.
    Von einem längst vergessenen Ort tauchte die Erinnerung an ein Kind auf, einen kleinen Jungen, der sich zu spät verwandelt hatte und in einem Baum gefangen geblieben war. Das Kind war Zacarias’ jüngster Bruder gewesen, der damals sehr schnell gelernt, aber Dinge ausprobiert hatte, für die er noch nicht bereit gewesen war. Zacarias wiegte Marguarita auf die gleiche Weise wie damals Riordan, damit sie sich beruhigte, und murmelte sanfte Worte auf Karpatianisch, die keinerlei Bedeutung hatten. Es waren eigentlich nur Laute. Dass er sich erinnerte, bestürzte Zacarias fast ebenso sehr wie die Ereignisse der damaligen Nacht. Er hatte seit Hunderten von Jahren nicht mehr an jene Zeit gedacht.
    Zacarias war kein Mann, der Mitgefühl empfinden konnte, doch Marguaritas Furcht verstörte ihn, weil sie keinen Sinn ergab und er allem misstraute, was er nicht verstand. Er stellte Marguarita auf den Boden. Kaum zog er die Hände zurück, schlich sie von ihm weg, um sich wieder in der Ecke zusammenzukauern und ihn mit riesigen, angstvollen Augen anzustarren.
    Ein Erschauern nach dem anderen durchlief ihren Körper. Sie verschränkte die Finger miteinander, hob zweimal die Hände, als wollte sie den sich verdunkelnden Fleck an ihrem Hals berühren, hielt aber immer wieder inne, bevor sie die verletzte Haut berührte. Marguarita trug jetzt sein Mal, sein Zeichen, einen kleinen roten Fleck in Erdbeerform, mit zwei Bissspuren, die nahezu perfekt in der Mitte saßen. Sie berührte die Stelle aber nicht, und Zacarias merkte, dass er

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