Dunkle Gier: Roman (German Edition)
jetzt nicht mehr erträglich. O jelä peje emnimet! Hol die Sonne doch diese Frau! Marguarita Fernandez hatte seine Welt auf den Kopf gestellt. Alles würde sogleich wieder in Ordnung sein, wenn er ihren Duft nicht mehr riechen oder ihren Herzschlag nicht mehr hören konnte. Die Verbindung zu ihr würde mit der Entfernung verblassen, und er würde wieder freier atmen … und denken können.
Zacarias trat in den Regen hinaus und schwenkte die Hand, um den Sturm abflauen zu lassen, den er bei dem Versuch, die menschliche Frau zu bestrafen, hervorgerufen hatte. Zischend entwich der Atem seiner Lunge. Er wollte nicht die Arme ausbreiten, um die Harpyie zu einem Flug herbeizurufen. Zacarias zögerte; er war schon fast transparent und eins mit Dunst und Regen. Normalerweise beruhigte das seine dunkle Seele, doch er konnte sich immer noch nicht entschließen, diesen Ort zu verlassen. O ainaak jelä peje emnimet naman! Sollte die Sonne doch die Frau für immer holen! Sie hatte ihm irgendetwas angetan.
Könnte sie eine Magierin sein? Hatte sie einen Zauber gewirkt, um ihn anzulocken? Ihn? Zacarias de la Cruz? Unmöglich. Er war zu alt und zu raffiniert. Sie würde keine Chance gegen ihn haben, falls sie sich an seiner jahrhundertealten Macht und Erfahrung messen wollte. Er hatte große Lust, ins Haus zurückzugehen und seinem unbändigen Verlangen wieder nachzugeben.
Der Gedanke brachte ihren Geschmack in seinen Mund zurück, und eine Hitzewelle durchschoss ihn. Ungewohnte Dinge störten ihn. Seine Reaktion auf Marguarita Fernandez war kaum zu glauben! Nichts und niemand hatte in all den Jahrhunderten sein Interesse geweckt, und nun, da er beschlossen hatte, sein Leben zu beenden, wagte sie es, ihn zu stören! Er würde ihr nicht noch einmal in die Falle gehen, sich nicht länger fesseln lassen von welchem Zauber auch immer, mit dem sie ihn belegt haben mochte. Er würde seinen eigenen Weg gehen und seiner eigenen Logik folgen, und sie konnte warten, solange es ihm passte.
Zacarias erhob sich in die Luft. Der Wind rauschte durch ihn hindurch, durch den Nebel, aus dem er nun bestand, sodass er und die Luft eins miteinander waren – er gehörte hierher und war ein Teil der Erde selbst. Zacarias hatte diesen Trick vor vielen Jahren entwickelt, als er so allein gewesen war und ein bisschen Trost benötigt hatte. Er war weder Mensch noch Tier willkommen – nicht einmal seinen eigenen Angehörigen. Sie fürchteten ihn, wie sie ihn fürchtete. Doch wenn er Nebel war, der Wind durch seinen Körper fuhr und ihn durch die Bäume schweben ließ, konnte er sich anerkannt und angenommen fühlen. Mensch und Tier wiesen ihn ab, aber die Erde war sein treuer Gefährte.
Marguarita Fernandez war ihm ein Rätsel, und er konnte nicht aufhören, über sie nachzudenken. Der Vampirangriff auf sie musste sie sehr stark aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Es gab keine andere Erklärung für solch unverfrorenen Ungehorsam. Niemand würde wagen, eine so eindeutige Anweisung von Zacarias de la Cruz zu missachten, schon gar nicht ein zierliches junges Ding wie sie. Sie musste ein bisschen gestört sein, doch wenn dies so war, war er vielleicht etwas zu hart zu ihr gewesen. Zufrieden, dass er die einzig logische Erklärung für ihr seltsames und unentschuldbares Verhalten gefunden hatte, erhob sich Zacarias höher in die Luft, um die Sache mit ihr in Ordnung zu bringen, bevor er sich zur Ruhe begab.
Marguarita verhielt sich so still, wie sie nur konnte, und blieb in der Ecke des Zimmers hocken. Sie war wie gelähmt vor Angst, dass Zacarias de la Cruz zurückkehren würde. Er bewegte sich so lautlos, dass unmöglich festzustellen war, wo genau im Haus er war, aber seine Gegenwart war so machtvoll, dass sie es sogleich bemerkt hatte, als er das Haus verlassen hatte. Und erst dann hatte sie die Hände vors Gesicht geschlagen und den Tränen freien Lauf gelassen.
Sie hatte noch nie in ihrem Leben solche Angst gehabt, nicht einmal, als der Vampir verlangt hatte, dass sie ihm Zacarias’ Schlafstätte verriet. Damals hatte sie sich mit ihrem Tod abgefunden und gewusst, dass es ein ehrenhafter sein würde. Doch das hier … das war ein furchtbarer, unüberschaubarer Schlamassel, den sie selbst erzeugt hatte. Alle waren in Gefahr, alle, die sie liebte und kannte. Und nur, weil sie Zacarias de la Cruz nicht hatte sterben lassen.
Und sie kannte jetzt die Wahrheit. Zacarias war zur Hazienda gekommen, um ehrenhaft zu sterben, weil er wusste, dass er nahe
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