Dunkle Gier: Roman (German Edition)
nehmen zu müssen. Ich werde mehr Rücksicht auf deine Empfindlichkeiten nehmen.«
Sie blinzelte mehrmals und hätte sich vielleicht abgewandt, hätte er ihr nicht den Weg verstellt. Es faszinierte ihn, wie ihre Augen von dem dunklen Schwarz mit Diamantsplittern zu einem noch tieferen Ton wechselten, in dem jeder Glanz erloschen war. »Wolltest du nicht vorhin Tee trinken und etwas essen?«
Sie warf einen Blick auf das Essen auf der Arbeitsfläche und schüttelte den Kopf. Ein Eindruck von Kälte erreichte Zacarias. Er schwenkte die Hand, und sofort stieg von der Tasse und dem Teller wieder Dampf auf. Marguaritas Lächeln war unsicher und fast ein wenig scheu, doch er fand den Kontrast zu ihren pinkfarbenen Lippen und weißen Zähnen wunderschön. Ihre Augen waren mittlerweile braun, und er konnte jetzt auch kleine goldene Sprenkel darin sehen.
Sie hob die Teetasse auf, und Zacarias trat zurück, um ihr gerade so viel Raum zu lassen, dass sie ihn nicht streifen musste, als sie zum Tisch ging. Sie war vorsichtig, und ihre Hand zitterte nur ganz leicht, als sie die Steinguttasse absetzte. Er wusste, dass er stets jede Nuance und jedes kleinste Detail sehen und sich jeder ihrer Bewegungen bewusst sein würde, bis zum Flattern ihrer Wimpern.
Marguarita setzte sich und beobachtete ihn einen Moment. Sie war noch immer so nervös, als befände sie sich in einem Käfig mit einer großen Dschungelkatze. Er pirschte sich an sie heran und konnte nicht widerstehen, sie leise anzufauchen, weil er wusste, dass sie große Augen machen und dann lächeln würde. Und da kam es auch schon, dieses langsame, herzbewegende Lächeln, das ihn zu durchfluten schien wie eine Welle. Es war zunächst sanft und nahm dann an Kraft zu, bis es wie Hitze und Feuer war, die geradewegs in seine Lenden schossen.
Sie trank einen Schluck Tee. Hör auf damit! Du willst mir nur Angst einjagen.
Zum ersten Mal war der Eindruck ihres Lachens so stark, dass er in Zacarias’ Bewusstsein widerhallte. Es war nicht nur vorsichtige Belustigung. Er hatte sie mit voller Absicht geneckt, und sie hatte reagiert. Es erfüllte ihn mit einer gewissen Befriedigung, dass ihr bewusst gewesen war, dass er nur scherzte. Es war eins von einer Million Dingen, die er vorher nicht verstanden hatte, aber er wollte, dass sie lächelte, und musste etwas unternehmen, damit sie ihre Ängste überwand.
»Im Moment hast du, glaube ich, gar nicht so viel Angst vor mir«, erklärte er und pirschte weiter wie ein Raubtier durch den Raum.
Die Küche war so groß, dass er jede Menge Platz hatte, aber Zacarias hatte sich nur selten, falls überhaupt je, in einem anderen geschlossenen Raum als einer Höhle aufgehalten, und er empfand die Wände als erdrückend. Er konnte die Luft nicht riechen, nicht unablässig Informationen sammeln.
Was macht dich so nervös? Der dunkle Vogelschwarm?
Zacarias hielt abrupt in der Bewegung inne. Interessant. Sie wusste, dass die Vögel mit dem Makel des Bösen behaftet waren, und sie erinnerte sich an sie, nachdem er gerade erst im Zusammenhang mit den Schatten in seinem eigenen Geist und Körper an sie gedacht hatte.
»Ich bin es nicht gewöhnt, mich drinnen aufzuhalten. Stört es dich, so einen unruhigen Geist um dich zu haben?«
Sie aß etwas von ihrem Rührei und musterte ihn aufmerksam. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. Du bist sehr groß und kräftig und neigst manchmal dazu, den ganzen Raum zu dominieren. Aber ich glaube, ich gewöhne mich langsam an dich und deine geschmeidige Art, dich zu bewegen. Du erinnerst mich an einen Jäger.
»Ich bin ein Jäger.« Er wollte sich an ihre Art gewöhnen. Es lag sehr viel Anmut in ihren Handbewegungen, in der Haltung ihres Kopfes und in ihrer Sitzweise. Er mochte das leise Rascheln ihres Rocks und das lange Haar, das wie ein seidener Wasserfall über ihren Rücken bis zu ihrer Taille hinunterfiel. Ja, ihr Haar faszinierte ihn. Es wirkte so lebendig mit seinem Glanz und war irgendwie immer in Bewegung. Seltsamerweise schien sich die Haarfarbe zu vertiefen, je länger er in ihrer Gesellschaft war.
Glaubst du, dass wir angegriffen werden? Die Vögel suchen dich, nicht wahr?
Zacarias las Furcht um die anderen in ihr. Er konnte sehen, dass sie gar nicht erst daran denken wollte, was mit ihr geschehen würde. Ihre größte Sorge jedoch galt ihm. Sie hatte Angst um ihn, und das machte eigentlich keinen Sinn. Eigentlich müsste sie wünschen, er würde die Vampire von ihr und der Hazienda
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