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Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Dunkle Gier: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Gier: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Tränen ausgelöst hatten.
    Womit? Sie wirkte verwirrt.
    Fasziniert und entsetzt zugleich beobachtete er, wie eine Träne in ihren dichten Wimpern hängen blieb, bevor sie ihr Gesicht hinunterlief. »Damit« , knurrte er, als sein Herz sich wieder jäh verkrampfte.
    Er trat näher zu ihr und spürte den Kummer, der in großen Wellen von ihr ausstrahlte. Sie gab keinen Laut von sich, nicht einmal einen kleinen, doch da ihm nichts entging, was sie betraf, wusste er, dass sie tief im Innersten, wo es niemand sehen konnte, weinte.
    Die giftige Säure von Vampirblut konnte ihn nicht töten. Er hatte Folter und tödliche Verwundungen überlebt, aber das … dieses stumme Weinen dieser Frau um ihn war zu viel. Seine Knie würden ihm noch den Dienst versagen, wenn das so weiterging. Es war völlig inakzeptabel und äußerst ärgerlich, dass sie eine solch wirkungsvolle Waffe gegen ihn besaß!
    Zacarias zog sie an sich, doch sein Körper war so hart und unnachgiebig, dass es ihr den Atem verschlug und sie sich an seinen Armen festhalten musste, um sich zu stützen. Er musste sie so halten, ohne eine klare Vorstellung, warum, aber er konnte ihre tränenumflorten Augen keine Sekunde länger ansehen. Mit einer Hand strich er ihr über das Gesicht und entfernte alle Spuren. Dann hob er die Finger an den Mund und kostete ihre Tränen.
    Du kannst mir nicht befehlen, nicht zu weinen.
    »Natürlich kann ich das. Und bei allem, was heilig ist, dieses eine Mal wirst du gehorchen!« Mit einer Hand auf ihrem Hinterkopf drückte er ihr Gesicht ganz fest an seine Brust.
    Zuerst war sie steif und verkrampft, aber als die Wärme seines Körpers auf sie übergriff, wurde sie ganz weich und anschmiegsam. Er hätte ihr erlauben sollen, einen Schritt zurückzutreten, doch es war einfacher, einen Anschein von Kontrolle über sie zu bewahren, wenn er sie hielt. Tatsächlich waren seine Arme zu einem eisernen Käfig geworden, und er war nicht ganz sicher, ob er sie unbewusst oder bewusst so fest an sich gedrückt hielt. Aber wie dem auch sei – er konnte sie jedenfalls nicht aus ihrer Umarmung entlassen. Wieder strich er ihr über das Haar.
    Nur wenige moderne Frauen schienen noch langes Haar zu haben. Eine uralte Erinnerung erwachte in ihm, als er das Gesicht an diese seidigen Strähnen drückte: Frauen in langen Kleidern, die plaudernd und mit Wasserkrügen in den Händen auf dem Weg zu ihrem Lager an ihm vorbeigingen. Er hatte sie bemerkt, weil sie so fröhlich gewesen waren. Drei Tage später, als er dorthin zurückgekehrt war, wo er die Spur des Vampirs verloren hatte, hatten dieselben Frauen zerfetzt und blutüberströmt im Schmutz gelegen und mit toten Augen zum Himmel emporgestarrt.
    Nicht. Marguarita schlang plötzlich die Arme um ihn und zog ihn an sich.
    Die Geste war so unerwartet und schockierend, dass Zacarias fast zurückgetreten wäre. Er hatte sie festgehalten, doch jetzt schien sie ihn zu halten, obwohl sie viel schwächer war als ein karpatianischer Mann.
    Bitte denk nicht daran! Das tut dir weh. Ich weiß, dass du sagst, du spürst es nicht, aber das stimmt nicht. Die Trauer durchflutet dich und setzt sich in dir fest. Erinnere dich nicht mehr daran! Oder zumindest jetzt nicht.
    Zacarias rieb das Kinn an ihrem Kopf, und einige ihrer langen Haare verfingen sich in den dunklen Bartstoppeln. »Warum bist du so verärgert?«
    Weil du deinen eigenen Tod so einfach akzeptierst. Du freust dich darauf, gegen einen Meistervampir zu kämpfen. Du wärst in der Sonne verbrannt. Du tust so, als könnte dich nichts berühren, aber von innen heraus zerstört es dich. All diese Toten. Du glaubst, sie gingen dir nicht nahe, doch das stimmt nicht. Du siehst deinen eigenen Tod, nicht weil du befürchtest, zum Vampir zu werden, sondern weil du nicht mehr mit der Qual dessen leben kannst, wer und was du bist. Und dabei bist du eigentlich gar nicht so, wie du dich siehst.
    Sie ballte die Hand zur Faust und hämmerte gegen seine Brust. Er bezweifelte, dass es ihr bewusst war, denn sonst hätte sie es bestimmt nicht gewagt, ihn zu schlagen. Und da es für ihn kaum mehr als ein Antippen war – und er ganz verwirrt war über das, was sie gesagt hatte -, beschloss er, ihre Unbedachtheit zu ignorieren. Er bedeckte nur ihre Hand mit seiner und drückte Marguarita an sich, bis sie innehielt.
    »Ich empfinde leider nicht so viel, Marguarita. Ich habe sogar meine Erinnerungen verloren. Diese Dinge, von denen du sprichst, mag es in einer anderen Lebenszeit

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