Dunkle Gier: Roman (German Edition)
opfere nicht dein Leben!
Wieder spürte sie diese sehr sachte Liebkosung in ihrem Geist, fast so, als striche er mit den Fingerspitzen über die Innenseite ihres Kopfes.
Lea saß schon auf dem Pilotensitz, ging die Checkliste durch und bereitete sich auf den Abflug vor. Marguarita hob die Hand, um Julios Aufmerksamkeit zu gewinnen. Fieberhaft wischte sie sich die blutigen Hände ab und kritzelte eine Nachricht für ihren Freund.
Sag ihr, dass wir ihn stabilisieren müssen, bevor sie ihn herausfliegen kann. Zacarias hat durch mich sein Bestes gegeben, was er konnte, aber er sagt, Ricco braucht sein Blut, um den Flug zu überleben. Zacarias kommt her, und Lea darf ihn nicht sehen. Sie darf nicht wissen, dass er auf der Ranch ist. Ich erkläre es dir, sobald ich kann.
Julio nickte. Marguarita war froh, dass er den Ernst der Lage erkannte und keine Zeit damit verschwendete, mit ihr zu debattieren. Draußen verdunkelte sich der Himmel, und schwarze, Unheil verkündende Gewitterwolken türmten sich am Horizont auf.
»Wir müssen los!«, schrie Lea.
»Noch nicht«, sagte Julio schnell. »Marguarita muss ihn vorher stabilisieren, sonst schafft er’s nicht.«
»Das Wetter schlägt um«, warnte Lea. »Wenn wir nicht sofort losfliegen, kriegen wir ihn nicht mehr ins Krankenhaus.«
»Das Gewitter wird schnell vorübergehen«, versicherte ihr Julio. »Vertrau mir einfach nur!«
Ich bin in ein paar Minuten draußen , hörte Marguarita Zacarias’ Stimme.
Ich sage dir Bescheid, sobald es ungefährlich für dich ist. Hier ist jemand, der dich nicht sehen sollte. Sie ist keine von uns, und ich glaube, ihr Bruder ist eine Gefahr für dich.
Sie wird mich nicht sehen.
Marguarita war der Panik nahe. Sie wollte ihre Freundschaft gewiss nicht verraten, doch sie kannte Lea nicht gut genug, um sich darauf verlassen zu können, dass sie schweigen würde, falls ihr Bruder sie bedrängte. Sie reichte Julio eine weitere Notiz.
Bring Lea für ein paar Minuten weg!
Julio beugte sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie nickte und legte die Kopfhörer weg, um aus dem Helikopter auszusteigen. Dann liefen beide auf das Haus zu. Der Himmel verdüsterte sich noch mehr, und die unruhigen Wolken warfen dunkle Schatten auf den Boden. Die Pferde begannen, verrückt zu spielen, bäumten sich auf und trommelten mit den Hufen in der Luft herum, warfen die Köpfe zurück und waren kaum zu bändigen. Marguarita gab den Männern ein Zeichen, sich aus dem Bereich zu entfernen, und sandte den Pferden beruhigende Schwingungen zu.
Zwischen den Sturmwolken konnte sie einen Dunststreifen ausmachen, der sich durch die Schatten bewegte, aber unter dem Blätterdach der Bäume und den verschiedenen Dachvorsprüngen blieb. Das war Zacarias, der schon auf dem Weg über den Hof zum Hangar war.
Er kam schnell in das geräumige Gebäude und hielt sich in den dunklen Ecken, als er sich dem Helikopter näherte. Marguarita trat beiseite, um ihn hereinzulassen. Drinnen war es ziemlich eng, da die Trage mit dem still daliegenden Ricco sehr viel Platz einnahm.
Er atmet kaum noch, informierte sie Zacarias.
Er verwandelte sich schnell und beugte sich über den Verwundeten. »Seine Lunge ist verletzt.« Mit den Zähnen öffnete er die Pulsader an seinem Handgelenk und drückte sie an Riccos Lippen. »Du wirst trinken, was ich dir gebe, und du wirst am Leben bleiben, hörst du?«, befahl er ihm.
Riccos Mund bewegte sich an Zacarias’ Handgelenk. Marguarita konnte den Blick nicht abwenden. Es war abstoßend und faszinierend zugleich zu sehen, wie Ricco trank. Aber auch ihr hatte Zacarias so geholfen, und deswegen hatte sie den Vampirangriff überlebt. Falls Ricco überlebte, würde auch er sein Leben Zacarias zu verdanken haben.
Nein, emnim – meine Frau, er wird sein Leben dir zu verdanken haben. Ich tue es, weil du mich darum gebeten hast. Normalerweise mische ich mich nicht in die Angelegenheiten der Menschen ein.
Danke. Mir liegt viel an ihm. Ricco dient deiner Familie schon, seit er ein Kind war, und er ist immer sehr loyal gewesen.
»Es genügt, dass du mich darum gebeten hast, Marguarita.« Zacarias flüsterte dem Verletzten wieder etwas zu und nahm das Handgelenk vom Mund des Mannes. Dann schloss er die kleine Wunde und strich Marguarita übers Haar. »Komm zum Haus zurück und lass die anderen ihn ins Krankenhaus bringen! Wenn er kämpft und sie einen guten Arzt antreffen, wird er leben.«
Du darfst hier nicht gesehen werden. Sobald Julio zurück
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