Dunkle Gier: Roman (German Edition)
ist, komme ich nach, bedrängte sie ihn. Er musste doch ungesehen bleiben.
Zacarias ließ ein sorgloses Lächeln aufblitzen, und ihr Herz geriet ins Stocken. Er sah so männlich aus, so stark, dass es schwer zu begreifen war, dass er bei Tageslicht verwundbar und sogar schwach war.
»Du glaubst, ich könnte nicht mit einem Sterblichen fertig werden? Und noch dazu mit einer Frau?«
Marguarita verzog den Mund. Sein Ego würde ihn noch in Schwierigkeiten bringen. Die Tür zum Haus schlug zu, und Marguarita wusste, dass Julio sie damit warnen wollte, dass er mit Lea auf dem Rückweg war.
Sie kommen zurück. Geh schon. Beeil dich. Los! Sie war der Verzweiflung nahe. Sie konnte sich nicht darauf verlassen, dass Lea darüber schweigen würde, ihn gesehen zu haben. Er war zu faszinierend, zu anders. Zu gefährlich. Du musst gehen, drängte sie.
Doch Zacarias lächelte nur und wickelte sich eine ihrer langen Haarsträhnen um die Hand. »Ich mag es, wenn dein Haar so durcheinander ist. Du siehst aus, als hätten wir uns stundenlang im Schlafzimmer vergnügt.«
So etwas hatte er noch nie zu ihr gesagt. Niemand hatte das bisher gewagt. Marguarita konnte spüren, wie sie bis unter die Haarwurzeln errötete. Nervosität erfasste sie, und sie stieß ihn ärgerlich gegen die harte Brust. Du musst gehen. Ich scherze nicht.
Zacarias nahm ihre Hände zwischen seine und drückte sie an seinen Oberkörper. Ihr Herz schlug schneller, bis es nahezu zu zerspringen drohte. Er lachte leise. »Jetzt hast du mich schon wieder ohne Erlaubnis angefasst. Wie soll ich dich dafür bestrafen? Mal sehen …«
Marguarita blickte sich über die Schulter nach Julio und Lea um. Lea hatte einen Stapel Decken unter dem Arm. Bitte. Geh einfach! Bitte beeil dich! Du kannst tun, was du willst, sobald du in Sicherheit bist.
»Ich kann mit dir tun, was ich will?«, fragte er mit erhobener Augenbraue. »Das lässt mir aber sehr viel Spielraum.«
Julio warf ihr einen ärgerlichen Blick zu und gestikulierte aufgeregt.
Zacarias!
Und schon löste er sich vor ihren Augen auf. Gerade stand dieser beeindruckende Mann noch vor ihr, und im nächsten Augenblick schon sah sie ihn nicht mehr. Sie stieg schnell aus dem Helikopter, um Julio Platz zu machen, der sich neben Ricco setzte.
»Hat er ihm geholfen?«, flüsterte Julio ihr zu.
Lea reichte ihm die Decken an und stieg auf den Pilotensitz. Schon verzogen sich die Wolken und lösten sich genauso schnell wieder auf, wie sie sich gebildet hatten.
Marguarita nickte Julio zu und lief zum Haus hinüber, als der Hubschrauber sich in die Luft erhob.
10. Kapitel
Z acarias stand in Marguaritas Badezimmer neben der altmodischen Badewanne mit den Klauenfüßen und atmete den einzigartigen, unverwechselbaren Duft ein, der den Raum erfüllte. Er erinnerte ihn an Pfirsiche und Sahne. Zacarias war von dem Klicken der Steinchen an ihrem Schlafzimmerfenster aus dem Schlaf gerissen worden, weil er schon so auf sie eingestellt war, schon so sehr Teil ihres Bewusstseins, dass er sich sogar im Schlaf ihrer bewusst war.
Er war ein bisschen erstaunt über die Aufregung, die ihn erfasste und die seine Nervenenden kribbeln ließ vor freudiger Erwartung, Marguarita bald wieder bei sich zu haben. Und er freute sich auch schon auf ihre Rededuelle. Er hatte sie sogar ein wenig geneckt wegen der Sache mit dem Berühren ohne Erlaubnis, und zu seiner eigenen Überraschung hatte es ihm großen Spaß gemacht.
Zacarias war überall auf der Welt gewesen, hatte die höchsten Berge bestiegen und war zu den tiefsten Höhlen herabgestiegen; er hatte in den Regenwäldern gelebt und war frei und ungebunden gewesen – und nicht ein einziges Mal in all diesen Jahrhunderten hatte er sich lebendig gefühlt. Bis jetzt. Denn hier in diesem kleinen Bad zu stehen und Marguaritas Duft einzuatmen ließ ihn mehr empfinden als je zuvor in seinem Leben – oder soweit er sich erinnern konnte.
Er konnte es kaum erwarten, sie zu sehen und sie zu berühren. Hunger pochte in seinen Adern, ein fieberhaftes Verlangen, das durch jede Zelle seines Körpers schallte. Er wollte sie schmecken, halten und fühlen. Marguarita, seine schöne kleine Närrin. Seine Frau. Zacarias ließ zu, dass der Gedanke ganz und gar von ihm Besitz ergriff und sich in seiner Seele niederließ. Er konnte sich an keine Zeit erinnern, in der er schon einmal etwas sein Eigen genannt hätte. Krieger banden sich an nichts und niemanden. Aber Marguarita hatte irgendwie den Weg in ihn gefunden
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