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Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wissen konnte, und mit hundertprozentiger Sicherheit wusste es alles über die Verwendung des Nebels. Dies war ein Typ, dachte sich Dodger, dem auffallen musste, dass eine Frau, die man gerade erschossen hatte, nicht schon eine Woche lang tot sein konnte, miasmatische Effusionen hin oder her.
    »Danke, Sir«, sagte er vorsichtig. »Die letzte Zeit ist nicht sehr angenehm gewesen. Ich habe daran gedacht, London für einige Zeit zu verlassen, um nicht ständig an meine Freundin erinnert zu werden.«
    Und er weinte echte Tränen, was ganz einfach war, und es entsetzte ihn innerlich, und er fragte sich, ob es in dem jungen Mann namens Dodger etwas gab, das ganz und gar er selbst war, schlicht und rein, ohne das ganze Dodger-Drumherum. Tief in seiner Seele hoffte er, dass Simplicity den anständigen Dodger lieben und auf den Pfad der Tugend geleiten konnte, vorausgesetzt, er war nicht ganz so tugendhaft. Letztendlich drehte sich alles um den Nebel.
    Er putzte sich die Nase mit einem weißen Taschentuch, das er geistesabwesend aus der Tasche eines anderen Herrn am Tisch gezogen hatte, und sagte: »Ich habe mir überlegt, nach York zu fahren, Sir, etwa für zwei Wochen.«
    Dieser Hinweis bewirkte ein wenig Aufregung am Tisch, aber nach einer kurzen Diskussion kam man überein, dass Dodger, der ja kein Verbrechen begangen hatte – eher war das Gegenteil der Fall –, durchaus die Erlaubnis erhalten sollte, sich in York ein wenig zu entspannen, wenn er wollte.
    Damit endete die Besprechung. Charlie legte Dodger die Hand auf den Arm, als sie den Raum verließen, und führte ihn recht schnell zu einem nahen Kaffeehaus, wo er sagte: »Mir scheint, alle Sünden sind vergeben, mein Freund, aber es ist natürlich äußerst schade, dass Miss Simplicity trotz deiner Bemühungen den Tod finden musste. Übrigens, wie geht es ihr?«
    Dodger hatte etwas Derartiges erwartet, sah Charlie ausdruckslos an und erwiderte: »Simplicity ist tot, Charlie, wie du sehr wohl weißt.«
    »O ja«, bestätigte Charlie und lächelte schief. »Wie dumm von mir, das zu vergessen!« Er lächelte erneut, und dann wurde sein Gesicht vollkommen leer. »Wir sehen uns bestimmt wieder, mein Freund. Ich muss sagen, in gewisser Weise war es ein Privileg, dich kennenzulernen. Über den Tod der armen Simplicity bin ich ebenso unglücklich, wie du es vielleicht bist. Welch ein tragisches Ende für eine junge Dame, um die sich kaum jemand kümmerte, abgesehen von dir. Und natürlich von Angela, die mir seltsam ungerührt erscheint. Ich bin sicher, dass du schon bald ein anderes Mädchen wie sie findest. Ja, ich könnte sogar darauf wetten.«
    Dodger versuchte jeden Ausdruck aus seinem Gesicht zu verbannen, gab es dann aber auf, denn selbst der Ausdruckslosigkeit ließ sich etwas entnehmen. Er sah Charlie in die Augen und sagte langsam und deutlich: »Davon weiß ich leider nichts, Sir.« Und er zwinkerte.
    Charlie lachte, und dann schüttelten sie sich die Hände und gingen getrennte Wege.
    Am Tag nach der Besprechung verließ eine Kutsche London mit dem Ziel Bristol, an Bord eine bunte Mischung aus Fahrgästen. In diesem besonderen Fall aber hielt der Kutscher einen der Passagiere für den schlimmsten in diesem Jahr, und was die Sache noch unangenehmer machte, war der Umstand, dass es sich um eine Alte handelte, die mit brüchiger Stimme jammerte und sich dauernd über irgendetwas beschwerte: die Sitze, die Fahrt, das Wetter und vermutlich auch über die Mondphase. Als die Kutsche unterwegs für eine glücklicherweise recht schnelle Mahlzeit an einem Gasthaus anhielt, klagte die Alte nicht nur über jeden Teller, den man ihr vorsetzte, sondern auch über das Salz, das ihrer Meinung nach nicht salzig genug war. Außerdem setzte die zu stark nach Lavendel riechende alte Schachtel ständig einer jungen Dame zu, die offenbar ihre Enkeltochter war. Diese junge Frau lockerte die Atmosphäre in der Kutsche ein wenig auf, aber der Kutscher erinnerte sich vor allem an die zänkische Oma und war froh, als sie schließlich Bristol erreichten und er die Alte loswurde. Beim Aussteigen fiel sie fast aus der Kutsche, und natürlich beschwerte sie sich auch darüber.
    Ein fröhlicher junger Mann besuchte kurze Zeit später einen Apotheker in Christmas Steps, in der Nähe des Stadtzentrums, und sprach mit ihm darüber, was sich mit Pigmenten und dergleichen anstellen ließ, und bei dem Gespräch fielen Worte wie Henna und Indigo. Wenig später mieteten eine hübsche junge Dame mit

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