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Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Nacht senkte sich über London, auf die Lebenden wie die Toten.

16
Ein Brief kommt aus York, und das Geschick des Dodger gewinnt in höchsten Kreisen Anerkennung
    Nebel, o ja, Nebel, der Nebel von London, für Dodger schien er zu einem bestimmten Zweck geformt zu werden, wenn Charlie und Sir Robert Peel miteinander sprachen. Es fanden einige Treffen bei Whitehall statt, und man stellte Dodger Fragen über seinen kleinen Ausflug in die Botschaft und die Unterlagen, die er mitgenommen hatte. Man hörte ihm aufmerksam zu, und es wurde gelegentlich genickt, als er erklärte, dass es ihm einfach nur darum gegangen war, demjenigen eins auszuwischen, der Simplicity und auch ihm das Leben so schwer gemacht hatte.
    Den Schmuck, der mittlerweile in Solomons Schatullen lag – beziehungsweise jenen Teil, der noch nicht den Weg in die ihn willkommen heißenden Finger von Solomons Juwelierfreunden gefunden hatte –, erwähnte er nicht. Er wollte vermeiden, in Schwierigkeiten zu geraten, und erstaunlicherweise deutete alles darauf hin, dass er wegen nichts in Schwierigkeiten geraten würde.
    Ein freundlich wirkender Typ mit weißem Haar und großväterlichem Gesicht schenkte ihm an einer Stelle ein strahlendes Lächeln und sagte: »Mister Dodger, offenbar haben Sie sich Zugang zur gut bewachten Botschaft einer fremden Macht verschafft und ihre Flure und Zimmer durchstreift, ohne bemerkt zu werden. Wie in aller Welt ist Ihnen das gelungen? Wären Sie vielleicht so gütig, uns das zu erklären? Und darf ich fragen, ob Sie die Möglichkeit hätten, diese ungewöhnliche Meisterleistung zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort zu wiederholen, wenn wir Sie darum bitten?«
    Es dauerte eine Weile – und Charlie musste immer wieder erläuternd eingreifen –, die Voraussetzungen und Vorgehensweise eines Snakesman zu erklären. Die Darlegung endete damit, dass Dodger Charlie seine Uhr zurückgab, die er ihm nur zum Spaß gestohlen hatte, und sagte: »Möchten Sie, dass ich ein Spion werde?«
    Diese Worte lösten bei den Anwesenden eine gewisse Unruhe aus, und alle Blicke richteten sich auf den weißhaarigen Herrn, der sagte: »Junger Mann, die Regierung Ihrer Majestät spioniert nicht, sie interessiert sich nur für dieses und jenes, und da sowohl Sir Robert als auch Mister Disraeli darauf hingewiesen haben, dass Sie zwar ein Schlingel sind, aber die richtige Sorte von Schlingel, von der wir mehr gebrauchen könnten, wäre der Regierung Ihrer Majestät möglicherweise daran gelegen, hin und wieder Ihre Dienste in Anspruch zu nehmen. Obwohl, das möchte ich hinzufügen, sie leugnen würde, Ihnen jemals irgendwelche Aufträge erteilt zu haben.«
    »Oh, das verstehe ich, Sir«, erwiderte Dodger fröhlich. »Es ist eine Art Nebel, nicht wahr? Über Nebel weiß ich Bescheid, Sir, das versichere ich Ihnen.«
    Der weißhaarige Gentleman wirkte zuerst ein wenig gekränkt, doch dann lächelte er. »Mir scheint, Mister Dodger, was den Nebel betrifft, kann Ihnen niemand etwas beibringen.«
    Dodger winkte frech und sagte: »Ich habe mein ganzes Leben im Nebel verbracht, Sir.«
    »Nun, Sie brauchen mir nicht sofort eine Antwort zu geben, und ich schlage vor, Sie besprechen die Sache mit Ihrem Freund Mister Dickens, der als Journalist selbst so etwas wie eine Art Schlingel ist, wenn ich so sagen darf, und der, davon bin ich überzeugt, nur das Beste für Sie will. Was die Geschehnisse in der Kanalisation betrifft, Mister Dodger, gibt es einige beunruhigende Einzelheiten, die unter anderen Umständen eine genauere Untersuchung erfordert hätten, wäre da nicht die Tatsache, dass Sie den berüchtigten Ausländer zur Strecke gebracht haben, ein Umstand, der bei unseren europäischen Freunden auf große Erleichterung stoßen und ihnen gleichzeitig zeigen wird, was mit Mördern geschieht, die nach England zu kommen wagen. Ich nehme an, dass Sie mit einer Belohnung rechnen dürfen.«
    Der weißhaarige Mann stand auf, wodurch die Anspannung im Zimmer schwand. Dodger sah die anderen lächeln, als der Mann, der ein wenig traurig wirkte, nun hinzufügte: »Es hat uns alle bestürzt, vom Tod der jungen Dame namens Simplicity zu erfahren, Mister Dodger, und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, Ihnen mein Beileid auszusprechen.«
    Dodger musterte den alten Mann, der vermutlich gar nicht so alt war und nur durch sein weißes Haar alt aussah. Er zweifelte nicht daran, dass das Gesicht vor ihm alles wusste oder zumindest so viel von allem wusste, wie man

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