Dunkle Halunken: Roman (German Edition)
Ihre Vorgesetzten, sobald Sie sich eingehend mit den relevanten Fakten beschäftigt haben, dafür sorgen werden, dass diese bedauerliche Angelegenheit nicht zu unangebrachten Spekulationen führt, denn die Tatsachen sprechen ganz offensichtlich für sich.«
Er sah sich nach Zustimmung um. »Und nun können wir gehen, denke ich«, schloss er. »Obwohl einige von uns …«, bei diesen Worten richtete er einen bedeutungsvollen Blick auf Dodger, »… hierbleiben und das Eintreffen des Coroners abwarten sollten. Darf ich Sie ersuchen, Constable, ihn so bald wie möglich zu benachrichtigen?«
Dodger beobachtete erstaunt, wie der Polizist salutierte, ja, er salutierte und sagte: »Selbstverständlich, Mister Dickens.«
»Sehr gut«, erwiderte Charlie und fügte hinzu: »Aber Sie haben die Mörder hier, und an Ihrer Stelle würde ich sofort Bericht erstatten und den Wagen herkommen lassen. Wenn Sie gestatten, warte ich mit Mister Dodger und der Pistole, bis Sie mit Ihren Kollegen zurückkehren.« Er wandte sich an Mister Bazalgette. »Wie geht es Ihnen, Joseph?«
Der Ingenieur war ein wenig blass, sagte aber: »Um ganz ehrlich zu sein, Charlie, ich habe schon Schlimmeres gesehen.«
»Wären Sie dann so nett, dafür zu sorgen, dass Ben sicher nach Hause kommt? Die Sache scheint ihn ziemlich mitgenommen zu haben. Kein Wunder, denn es war nicht unbedingt die fröhliche kleine Erkundungstour, die wir uns erhofft hatten.«
Kurze Zeit später trafen zwei weitere Polizisten ein, und es folgten noch mehr, bis sich an dem Gully, wo der Ausflug in die Kanalisation begonnen hatte, eine kleine Menge bildete – es mussten noch mehr Polizisten gerufen werden, um die Leute zurückzuhalten. Die Beamten wechselten sich damit ab, in die Abwasserkanäle zu klettern, denn jeder von ihnen wollte seinen Enkeln etwas erzählen können. Bei den Zeitungen arbeiteten bereits die Druckerpressen; am kommenden Morgen würde Grausiger Mord! auf den Titelseiten stehen.
Für Dodger war es ein überaus seltsamer Abend. Er wurde mehrmals vernommen, von verschiedenen Polizisten, auf denen wiederum Charlies wachsamer Blick ruhte. Es war Dodger peinlich, dass ihm einige der Polizisten die Hand schütteln wollten, nicht weil er den Ausländer zur Strecke gebracht hatte – wer konnte schon eine junge Frau für einen gefährlichen Mörder halten? –, sondern wegen Mister Todd und weil er nun gleich in mehrfacher Hinsicht als Held dastand, trotz eines tragischen Todesfalls. Und die ganze Zeit über strich der Nebel über alles hinweg und veränderte still die Realitäten der Welt.
Sie brachten die Ausländerin und ihren Komplizen fort. Dann traf der Beamte des Coroners ein, und auch der Coroner selbst erschien, und es kamen Kutschen und Karren, und Charlie war überall, und schließlich wurde die Leiche der armen jungen Frau in einen Sarg gelegt, mit Bestimmungsort Lavender Hill.
Der Coroner, erzählte Charlie nachher, hielt den Fall für abgeschlossen, denn immerhin hatte das Mordopfer weder Freunde noch Verwandte, abgesehen von einem jungen Mann, der es ganz offensichtlich sehr geliebt hatte, und einer Dame, die so freundlich gewesen war, ihr Obdach zu gewähren und zu verhindern, dass sie wie so viele andere junge Frauen auf den falschen Weg geriet. Ja, ein abgeschlossener Fall, ganz klar, wenn auch einige Rätsel blieben.
Der Killer befand sich inzwischen hinter Schloss und Riegel, obwohl er – beziehungsweise sie – hartnäckig bestritt, auf irgendjemanden geschossen zu haben, eine Behauptung, die ihr Helfer bestätigte, der, darauf soll an diesem Punkt hingewiesen werden, offen über alles Auskunft erteilte, natürlich in der Hoffnung, seinen Hals zu retten.
Downing Street wurde benachrichtigt und erhielt, nachdem man das Siegel bemerkt hatte, den Ring für eine genaue Überprüfung, denn dies war ganz offensichtlich eine politische Angelegenheit. Und tatsächlich, das Wort politisch schien zusammen mit dem Nebel über diesem Fall zu schweben, als Warnung für alle Menschen guten Willens, mit der Botschaft, dass man sich besser zufriedengeben sollte, wenn auch die da oben zufrieden waren.
Inzwischen war es fast Mitternacht, und es waren nur noch Charlie und Dodger anwesend. Dodger wusste, warum er sich noch vor Ort befand, aber Charlie hatte seinen Artikel bereits dem Morning Chronicle zukommen lassen und hätte eigentlich längst nach Hause zurückgekehrt sein sollen.
Und dann, in der Düsternis kurz vor Mitternacht, sagte Charlie:
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