Dunkle Halunken: Roman (German Edition)
jammerte Jacob. »Du siehst wie geschoren aus. Als kämst du gerade aus dem Kittchen. Wenn dich Königin Viktoria so sähe, riefe sie vermutlich nach ihren Soldaten. Beherzige den Rat deines guten alten Freunds Jacob und such das nächste Mal einen richtigen Friseur auf!«
Und so, in Begleitung des Hunds Onan, der noch immer optimistisch den Knochen im Maul trug, kehrte Dodger in die Welt zurück. Natürlich waren gebrauchte Sachen gebraucht, wie man es auch drehte und wendete. Sie waren besser als Lumpen, aber nicht annähernd so gut wie gute Kleidung. Aber was war hier schon gut? Nichtsdestotrotz fühlte sich Dodger besser in seinen neuen gebrauchten Klamotten, obwohl sie an einer empfindlichen Stelle und auch unter den Armen zwickten. Trotzdem, diese Garderobe war prächtiger als alles, was er bisher getragen hatte, und hoffentlich der jungen Frau aus der Unwetternacht würdig.
Er eilte zur Gasse zurück und kletterte die wackelige Treppe zur Mansarde hinauf, wo Solomon ihn mit den Worten begrüßte: »Wer bist du, junger Mann?«
Auf dem Tisch lagen die Karten des Quartetts ausgebreitet. » Mmm … sehr interessant«, sagte Solomon. »Du hast mir da ein erstaunliches und mmm auch recht gefährliches Etwas präsentiert. Es ist mmm täuschend einfach, aber schon bald bahnt sich Unheil an.«
»Was?«, fragte Dodger und betrachtete die bunten Karten auf dem Tisch. »Es sieht nach Kinderkram aus. Ein Quartett, Glückliche Familie genannt. Was soll daran gefährlich und unheilvoll sein?«
»Eine ganze Menge, mein lieber Junge«, erwiderte Solomon. »Ich erkläre dir meine kleine Theorie. Jeder Spieler bekommt verschiedene Karten, und das Ziel des Spiels besteht offenbar darin, jeweils vier thematisch zueinander gehörende Karten zu sammeln, in diesem Fall die glückliche Familie. Man bringt sie zusammen, indem man die anderen Spieler fragt, ob sie eine bestimmte Karte haben. Auf den ersten Blick betrachtet, scheint es ein harmloses Spiel für Kinder zu sein, aber die ahnungslosen Eltern schaffen damit gute Voraussetzungen dafür, dass ihre Kinder Pokerspieler werden, oder schlimmer noch – Politiker.«
»Wieso?«
»Erlaube mir, es zu eluzidieren«, sagte Solomon. Er bemerkte Dodgers Verwirrung und fügte hinzu: »Ich meine, lass es mich erklären. Offenbar läuft die Sache folgendermaßen ab. Um die mmm glückliche Familie zu bekommen, muss man zunächst eine Familie wählen, zum Beispiel die mmm Bäckerfamilie. Man könnte glauben, dass du nur warten musst, bis du an die Reihe kommst, um dann nach der nächsten Karte zu fragen. Wie wäre es mit Miss Bun, der Tochter des Bäckers? Warum? Nun, als die mmm Karten verteilt wurden, hast du bereits Mister Bun bekommen, den Bäcker, und seine Tochter wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Aber aufgepasst! Wenn du nach einem Bun fragst, könnten deine mmm Gegenspieler auf den Gedanken kommen, dich ihrerseits nach einem Mitglied der Bun-Familie zu fragen. Vielleicht sammeln sie die Buns nicht selbst, sondern versuchen stattdessen, die mmm Dose-Familie zusammenzubekommen, deren Oberhaupt Mister Dose ist, der Doktor. Sie fragen dich nach einem Bun, obwohl sie einen Dose brauchen, weil sie deine Vorliebe für die Buns bemerkt haben. Als sie an die Reihe kommen, hätten sie gern nach mmm einem Dose gefragt, aber stattdessen nutzen sie die Gelegenheit, dich zu täuschen und dir gleichzeitig einen kostbaren Bun abzunehmen.«
»Ach, ich würde einfach lügen und behaupten, gar keinen Bun zu haben«, sagte Dodger.
»O nein! Wenn sich das Spiel dem Ende nähert, würde sich herausstellen, dass du den betreffenden Bun mmm besessen hast, jawohl! Und das wäre sehr schade für dich. Du musst die Wahrheit sagen, denn wenn du nicht die Wahrheit sagst, kannst du das Spiel nie gewinnen. Und so wütet der schreckliche Kampf, und du ringst mit der Entscheidung, die Buns aufzugeben und es vielleicht mit dem Sammeln der Familie des Brauers Mister Bung zu versuchen, obgleich deine eigene Familie aus Abstinenzlern besteht. Du hoffst, dass es dir gelingt, mindestens einen deiner Gegner über deine wahren Absichten hinwegzutäuschen, während du gleichzeitig mmm davon ausgehen musst, dass die anderen Spieler nichts unversucht lassen, dir einen Strich durch die Rechnung zu machen. Und so geht die grässliche Inquisition weiter. Der Sohn lernt, seinem Vater etwas vorzumachen. Die Schwester lernt, ihrem Vater zu misstrauen. Und die Mutter versucht zu verlieren, um den mmm Frieden zu
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