Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
warten ab, bis der Schwiegervater einen Schlaganfall erleidet. Nach allem, was Disraeli herausgefunden hat, lässt sich mit dem recht unangenehmen Sohn leichter fertigwerden.«
    Dodger hörte aufmerksam zu. Simplicity war mitleidlos zusammengeschlagen worden, und anschließend war sie sehr schwach gewesen. Auf diese Weise hatte er immer an sie gedacht, aber plötzlich regte sich eine dunkle Erinnerung in ihm. »Charlie«, sagte er, »jemand hat mir einmal von den Römern erzählt, die die Kanalisation gebaut haben. Damals gab es eine Frau, die Jagd auf die Römer machte, mit Streitwagen, deren Räder Klingen hatten und ihnen die Beine abschnitten. Du kennst dich doch gut mit Büchern aus … Weißt du, wie die Frau hieß?«
    »Boudicca«, antwortete Charlie. »Und ich glaube, ich verstehe, worauf du hinauswillst. Miss Simplicity ist eine junge Frau, die weiß, was sie will. Sie sollte nicht gezwungen sein, vor ihren Gegnern wegzulaufen.«
    Die Kutsche wurde langsamer und blieb vor einem sehr großen und sehr hell erleuchteten Haus stehen. Charlie klopfte an, und ein Butler öffnete. Einige Worte wurden geflüstert, und kurze Zeit später warteten Dodger und Simplicity in einem hübschen kleinen Zimmer, während Charlie mit dem Butler davoneilte, der offenbar Geoffrey hieß.
    Kaum eine Minute war vergangen, als Charlie in Begleitung einer Lady zurückkehrte, die er als Miss Angela Burdett-Coutts vorstellte. Sie schien recht jung zu sein, fand Dodger, kleidete sich aber wie eine ältere Frau, und ein Blick in ihr Gesicht genügte, um Dodger einen messerscharfen Verstand zu verraten. Es war wie bei Charlie. Er wusste sofort, dass er dieser Frau gegenüber ehrlich sein musste oder besser schweigen sollte. Sie sah aus wie eine Person, die sich durchzusetzen verstand und bei Auseinandersetzungen immer gewann.
    Sie streckte die Hand aus. »Sie müssen Simplicity sein, meine Liebe, es freut mich sehr, Sie kennenzulernen.« Sie wandte sich an Dodger. »Und Sie sind der Held der Fleet Street. Charlie hat mir von Ihren Taten beim Chronicle erzählt. Alle reden über Ihre Unerschrockenheit heute Morgen. Glauben Sie mir: Ich weiß, was vor sich geht – die Menschen können sehr mitteilsam sein. Zunächst einmal kommt es darauf an, dass dieses Mädchen …«, Angela korrigierte sich, »… ich meine, dass diese junge Frau eine Mahlzeit und die Möglichkeit erhält, in einem warmen und vor allem sicheren Bett zu schlafen.« Sie fügte hinzu: »Ohne meine Erlaubnis betritt niemand dieses Haus, und jeder Eindringling mit bösen Absichten würde sich wünschen, nie geboren zu sein – oder dass ich nie geboren wäre. Simplicity ist herzlich willkommen … als Tochter einer alten Freundin aus diesem Land, und sie bleibt bei mir, bis sie gelernt hat, in dieser sündhaften Stadt zurechtzukommen. Ich bin sicher, dass Sie, Mister Dodger, reichlich zu tun haben. Helden sind immer beschäftigt, habe ich herausgefunden, aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie morgen Abend an meiner Dinnerparty teilnehmen könnten.«
    Dodger hörte sich dies alles mit offenem Mund an, bis sich Charlie an ihm vorbeischob und sagte: »Liebe Angela, könnte der junge Mann morgen Abend seinen Freund und Mentor Solomon Cohen mitbringen? Er ist ein ausgezeichneter und renommierter Hersteller von Schmuck und Uhren.«
    »Großartig. Ich würde mich freuen, ihn kennenzulernen. Ich glaube, ich habe von ihm gehört. Was dich betrifft, Charlie … Du bist selbstverständlich ebenfalls eingeladen, das weißt du ja, und ich spräche gern unter vier Augen mit dir, wenn Mister Dodger gegangen ist.«
    Die letzten Worte brachten eine gewisse Endgültigkeit zum Ausdruck, und Dodger stellte fest, dass er die Hand gehoben hatte. Da sie schon einmal oben war, sagte er: »Entschuldigen Sie, Miss, dürfte ich sehen, wo Miss Simplicity schlafen wird?«
    »Warum, wenn ich fragen darf?«
    »Wissen Sie, Miss, ich kann durch die meisten Fenster in dieser Stadt einsteigen, und wenn ich dazu in der Lage bin, so dürfte auch jemand dazu imstande sein, der fieser ist als ich, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Er rechnete mit Tadel, aber stattdessen schenkte ihm Angela ein breites Lächeln. »Sie erkennen keinen Herrn an, nicht wahr, Mister Dodger?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Miss, aber ich möchte mich vergewissern, dass Simplicity sicher aufgehoben ist.«
    »Ausgezeichnet, Mister Dodger. Wie Sie wünschen. Ich werde Geoffrey anweisen, Ihnen das Zimmer und die Eisenstäbe

Weitere Kostenlose Bücher