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Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unnötig vielen Menschen bevölkern.«
    Es gab nicht nur ein Bad im Badehaus, sondern mehrere: Schwitzbäder, kalte Bäder und heiße Bäder. Mit ihnen in das Becken trat ein ebenfalls in Handtücher gehüllter Mann mit Armmuskeln, so dick wie mancher Oberschenkel, und fragte mit einer Stimme wie eine Schleifmühle: »Wünscht jemand der Herren eine Massage? Sehr gut, sehr gründlich, tut gut, und nachher fühlen Sie sich pudelwohl, ja?«
    Dodger sah Solomon an, der ihm riet: »Du solltest es versuchen, unbedingt. Sie gehen hier recht forsch zu Werke, aber nachher fühlst du dich tatsächlich besser.« Er nickte dem Mann zu. »Ich nehme die Massage zusammen mit meinem jungen Freund. Wir können uns gemeinsam entspannen und dabei unterhalten.«
    Letztendlich empfand Dodger die Massage gar nicht als entspannend, es sei denn, er berücksichtigte die Erleichterung, als sie schließlich vorbei war. Während die beiden Masseure kneteten und trommelten, ohne sich ansonsten um ihre Opfer zu kümmern, lud er seine Gedanken bei Solomon ab, gelegentlich untermalt von einem »Autsch«.
    »Ich bin froh, dass Simplicity in Sicherheit ist«, sagte er. »Aber sie wird sich jedes Mal in Gefahr begeben, wenn sie das Haus verlässt, und so, wie ich das sehe, will ihr vonseiten der Regierung keiner wirklich helfen (au!).«
    »Mmm«, erwiderte Solomon. »Das liegt daran, dass mmm Regierungen meist an das ganze Volk denken – einzelnen Personen schenken sie keine besondere Aufmerksamkeit. Zweifellos glauben manche, Simplicitys Rückkehr werde die Spannungen zwischen zwei Ländern abbauen. Und tatsächlich, obwohl ich das nicht gern sage, wäre es eine christliche Tat, denn immerhin ist sie eine Ehefrau vor Gott. Obwohl Gott manchmal wegsieht, worauf ich ihn mehrmals hingewiesen habe. Viele sind der Ansicht, dass die Wünsche des Ehemanns mmm wichtiger sind als die der Ehefrau.«
    »Der Kerl gestern Abend arbeitete für einen Mann namens Schlauer Bob, der (autsch!) an Simplicity und mir interessiert ist«, sagte Dodger zwischen mehreren hammerharten Schlägen. »Er will wissen, wo sie ist, also muss Geld für ihn drin sein. Kennst du ihn? Ich habe gehört, er ist Anwalt oder so.«
    »Schlauer Bob«, murmelte Solomon. » Mmm, ich glaube, ich habe von ihm gehört. Und ja, er ist Anwalt – für Kriminelle, könnte man sagen. Ich meine nicht, dass er sie vor Knast und Galgen bewahrt oder so. Das macht er natürlich auch, aber er ist eher mmm ein Mittelsmann, um es mal so auszudrücken. Jemand tritt an ihn heran und sagt zum Beispiel: ›Ich möchte, dass dem oder jenem in unserer Stadt etwas zustößt.‹ Niemand redet von Mord oder vom Abschneiden eines Ohrs, und trotzdem wird eine solche Botschaft übermittelt – mit einem Blick oder einer kurzen Berührung der Nase. Etwas in der Richtung, damit der Schlaue Bob behaupten kann, nichts von der Sache zu wissen und keine Ahnung zu haben, warum ein Esszimmer voller Blut ist.« Solomon seufzte. »Du glaubst, seine Leute haben Miss Simplicity verprügelt?«
    »Ja, und nun muss ich ihn finden«, erklärte Dodger. »Sobald wir die Angelegenheit heute Abend hinter uns gebracht haben. Der Bursche (autsch!) hätte mir gestern Abend sagen sollen, wo ich den Schlauen Bob finde. Aber ich hab ihm zwischen die Beine getreten und darüber alles andere vergessen. Außerdem hab ich ihm ordentlich eins auf den Zinken gegeben und die Nase im Gesicht verteilt, sodass er nur noch grunzen konnte.«
    »Lass dir das eine Lehre sein«, sagte Solomon. »Gewalt ist nicht immer das angemessene Mittel.«
    »Solomon, du hast einen sechsschüssigen Revolver zu Hause«, erwiderte Dodger.
    » Mmm, ich habe nicht immer gesagt.«
    »Wenn du weißt, wo ich ihn finde, dann verrat es mir, denn morgen mache ich mich ohnehin auf die Suche nach ihm«, verkündete Dodger. »Vielleicht glaubt er, dass jemand Simplicitys Tod begrüßen würde. Nicht weil dieser Jemand sie hasst, sondern weil sie (au!) im Weg ist.«
    Diese Worte brachten Dodger ein langes Mmm von Solomon ein, und er führte es zunächst auf ein besonders festes Kneten durch den Masseur zurück. Dann sagte Solomon leise: »Nun, Dodger, vielleicht hast du dich gerade einer Lösung des Problems angenähert. Sorg dafür, dass der Fremde oder die Fremden Simplicity für tot halten. Niemand jagt einem Toten hinterher. Mmm, es ist natürlich nur so ein Gedanke. Es gibt keinen Anlass, ihn ernst zu nehmen.«
    Dodger drehte den Kopf und sah, dass Solomons Augen glänzten.

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