Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Dunkle Halunken: Roman (German Edition)

Titel: Dunkle Halunken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
in kleinen Stücken, war mehr Beilage als Hauptgang und befand sich für gewöhnlich in einer dicken Suppe oder in nahrhaftem Brei. Dodger merkte, dass im Bereich seines Bauchs alles ziemlich straff geworden war, aber gutes Hammelfleisch war die Speise der Götter, und es wäre ganz und gar unangemessen gewesen, etwas so Köstliches zurückzuweisen.
    Dodger kam gut zurecht. Er hatte sich Solomons Hinweise in Bezug auf die Verwendung von Messer und Gabel bei den einzelnen Gängen zu Herzen genommen und auch die Serviette an den Hals gesteckt, und es wäre ihm durchaus recht gewesen, sich jeden Abend einer solchen Zeremonie zu unterziehen. Aber er wusste, dass er Simplicity vernachlässigt hatte – wie konnte er? –, ausgerechnet Simplicity, die gerade höflich einer von Solomons Geschichten lauschte und ihm dabei ihre volle Aufmerksamkeit schenkte, was nur recht und billig war, denn Solomon verstand seine Zuhörer immer wieder zu überraschen.
    Sie richtete den Blick auf ihn, gerade als er den Kopf wandte und sie ansah, und fragte: »Ist es nicht seltsam, Dodger, dass du wie eine kleinere Version von Sir Robert gekleidet bist?« Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Aber du bist viel hübscher und blickst nicht so oft finster drein. Ansonsten aber ähnelt ihr euch wie ein Ei dem anderen.«
    »Er ist viel größer und älter als ich«, erwiderte Dodger.
    Diese Worte veranlassten Simplicity zu einem Lächeln, und sie sagte: »Ich glaube, manchmal denken die Engländer nicht darüber nach, was sie sagen. Wenn man zwei Eier betrachtet, so wird man feststellen, dass es Unterschiede zwischen ihnen gibt.«
    Er starrte sie mit offenem Mund an. Erstens, weil er oft Eier gesehen und nie auf ihre Unterschiede geachtet hatte, und zweitens, weil Simplicity ihm etwas Neues erzählte. Und nicht zum ersten Mal, erinnerte er sich. Nein, Simplicity war nicht einfach gestrickt, keineswegs.
    Sie lachte leise. »Du weißt gar nichts über mich, Dodger.«
    »Darf ich hoffen, eines Tages mehr herauszufinden?«
    »Ich habe sehr dicke Beine«, verkündete sie.
    Die Gefahr, in den schmutzigen Vierteln von London dick zu werden, wo auch immer, war nicht sonderlich groß, aber Dodger hatte noch nie von einer jungen Frau gehört, die ihre Beine zu dünn nannte, und so sagte er in der Stille, die Simplicitys Worten folgte: »Ich möchte nicht taktlos sein, aber das ist bestimmt Ansichtssache, und leider konnte ich mir in dieser Hinsicht noch keine Meinung bilden.«
    Was folgte, war nicht unbedingt ein Aufruhr, vielleicht eher ein kleiner Tumult. Dodger hörte verschiedene Variationen von »Na, so was!« und Geräusche, die Menschen von sich gaben, wenn sie etwas empörend fanden, in Wirklichkeit aber amüsiert und vielleicht sogar erleichtert waren. »Exzellent!«, sagte jemand, vermutlich Charlie. »Des berühmten Beau Brummel würdig!«
    Solomons Gesicht blieb völlig ausdruckslos, als hätte er nichts gehört, und Angela – Gott sollte sie segnen! – lachte leise. Dodger fand das sehr hilfreich, denn immerhin war sie die Gastgeberin und außerdem sehr reich, und mit ihrem Verhalten machte sie deutlich, dass sie am derzeitigen Geschehen nichts auszusetzen fand. Was für alle anderen bedeutete, dass es auch für sie nichts daran auszusetzen gab, denn wer wollte schon der reichsten Frau der Welt widersprechen?
    Ringsum entstand ein entspanntes Summen, als die Gäste ihre Gläser leer tranken und in manchen Fällen mit neuen begannen, und an dieser Stelle bemerkte Dodger, dass er einen gewissen Ort aufsuchen musste, und er hatte keine Ahnung, wo der zu finden war. Zweifellos befand er sich irgendwo unten, im Erdgeschoss, aber mehr wusste Dodger nicht. Und in einer Welt voller Einrichtungen, die man nur selten beim Namen nannte, wollte er keine Lady danach fragen, wo er pinkeln konnte.
    Dann blickte er in die Augen von Sir Robert Peel, der an Angela vorbeisah und grinste wie eine Katze, die eine Maus entdeckt hat, und der Anführer der Peeler sagte: »Ah, Mister Dodger, so wie Sie sich umsehen, suchen Sie vermutlich nach einer Räumlichkeit, wo man gewisse Erleichterung findet. Bitte, erlauben Sie mir, Sie dorthin zu führen, denn auch ich verspüre ein Bedürfnis.«
    Dodger hielt es für besser, nicht zu widersprechen. Sir Robert nickte Angela zu und dirigierte Dodger aus dem Raum hinaus und eine Treppe hinunter. Schließlich erreichten sie ein Paradies aus Mahagoni, glänzendem Messing und poliertem Kupfer.
    Es funkelte überall –

Weitere Kostenlose Bücher