Dunkle Halunken: Roman (German Edition)
aussähe.«
Dodger blickte sich um. Niemand schenkte ihnen Beachtung, und deshalb nahm er seinen Mut zusammen und sagte: »Angenommen, du könntest dich irgendwohin begeben, wo du diejenige sein könntest, die du sein möchtest. Ohne ein Problem für andere darzustellen. Weil nämlich … Ich habe da so einen Plan. Es ist ein ziemlich guter Plan, aber heute Abend liegt erst ein Teil davon vor, und am Rest arbeite ich noch. Es könnte riskant werden, und wir müssten uns verstellen, aber ich vertraue der Lady und glaube, dass es gelingt – bisher hat sie mich noch nie im Stich gelassen.« Dann musste er erklären, wer die Lady war.
Schließlich sagte Simplicity: »Ich verstehe. Ich meine, ich glaube zu verstehen. Aber, lieber Dodger, darf ich annehmen, dass wir beide zusammen an einem sicheren Ort wären, wenn der Plan Erfolg hätte?«
Dodger räusperte sich. »Ja, das sieht der Plan vor.«
Sie betrachtete ihn mit großen Augen. So wie Simplicity sprach, lag in ihren Worten immer etwas herrlich Feierliches, und jetzt sagte sie sanft: »Ich glaube, das wäre ein wundervoller Plan, Dodger, findest du nicht?«
»Du bist einverstanden?«, fragte Dodger.
»O ja, du bist sehr nett, wirklich sehr nett. Was Liebe betrifft, weiß ich noch nicht. Ich bildete mir ein, Liebe zu empfinden, aber es war keine echte Liebe, sondern eine Fälschung, eine falsche Münze, nicht das Gefühl, das es zunächst zu sein schien.« Sie zögerte. »Was ich für glänzende Sixpence hielt, stellte sich als Viertelpenny heraus, würdest du vielleicht sagen. Aber ich habe festgestellt, dass Freundlichkeit viel länger währt als Liebe, und meine Mutter sagte immer, Freundlichkeit sei verkleidete Liebe. Und wo du bist, Dodger, zischt die Welt irgendwie. Bei dir scheint alles möglich zu sein.«
Und Dodger, der manchmal über seine eigenen geistigen Füße stolperte, erwiderte sogleich: »Natürlich müssen wir nicht zusammen sein, wenn du nicht willst.«
Simplicity lächelte. »Dodger, vielleicht fällt dir die Einsicht schwer, aber manchmal solltest du besser schweigen.«
Und als Dodger errötete, wurde zum Essen geläutet.
Miss Burdett-Coutts führte ihre Gäste in den Speiseraum, begleitet von einem großen Mann, dessen Gesicht recht hart wirkte und der, wie Dodger erschrocken feststellte, ebenso gekleidet war wie er selbst, was ihn seltsamerweise tief beunruhigte. Ihm fiel ein, dass Izzy von einem anderen Kunden gesprochen hatte, für den Gehrock, Hemd und vielleicht auch die bequemen Unterhosen bestimmt gewesen waren, und diesen anderen Kunden glaubte er nun zu sehen.
Ja, der Gehrock war genauso beschaffen wie jener, den Dodger trug, und der Mann hatte die Jacke geöffnet, und darunter zeigte sich ein prächtiges Hemd aus blauer Seide. Es glich Dodgers Hemd, mit dem einen Unterschied, dass es etwas größer war. Und dann entdeckte ihn der Mann, und sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, bei dem sich Dodger die Nackenhaare aufstellten, von deren Vorhandensein er bisher gar nichts gewusst hatte. Aber Solomon und er hatten anständig und ordentlich für die Kleidung bezahlt, nicht wahr? Er wusste, dass sein Freund eine Quittung bekommen hatte – Quittungen waren für ihn fast genauso wichtig wie die gekaufte Ware.
In diesem Moment leichter Panik erkannte Dodger Henry Mayhew samt Gattin, die sich ihnen näherten, und da lief Simplicity auch schon los, um Jane Mayhew zu umarmen.
Während die Umarmung stattfand, streckte Henry Dodger die Hand entgegen und sagte munter: »Der Mann des Augenblicks, mein lieber Dodger. Ich habe die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten in London untersucht, und mir scheint, du kletterst die Leiter der Klassen schneller hinauf als ein Schimpanse, wenn du mir diesen Vergleich gestattest.« Er lächelte schief und fügte hinzu: »Nichts für ungut.« Er brauchte sich nicht zu entschuldigen, denn Dodger wusste gar nicht, was ein Schimpanse war. Aber er nahm sich vor, Solomon später danach zu fragen.
Ein wenig aufgeregt führte er Simplicity am Arm und folgte den Mayhews in den Speiseraum. Es gelang ihm, die junge Frau an ihrem Bestimmungsort abzuliefern, wofür ihm Angela ein anerkennendes Lächeln schenkte.
Dann wandte sich Angela ihm zu und sagte: »Haben Sie bereits meinen sehr guten Freund Sir Robert Peel kennengelernt, Dodger? Ich nehme an, Sie beide haben das eine oder andere gemeinsam.« Ein humorvoller Glanz lag in ihren Augen, als sie die zwei gleich gekleideten Männer vorstellte.
Sir
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