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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wie die Faust aufs Auge. Aber Cam ist ein anderes Kaliber. Ich glaube, daß er vielleicht …« Sie brach ab, als sie bemerkte, daß Angie überhaupt nicht zuhörte. Sie folgte dem Blick der Freundin und entdeckte die beiden einheimischen Männer am Nebentisch, die zu ihnen herüberstarrten. In ihren Augen funkelte eine unterschwellige Aggressivität, die Clare in Rage brachte. Tröstend legte sie eine Hand auf Angies Arm. »Weißt du, Großstadtpflanzen verirren sich nur äußerst selten hier in die Provinz.«
    Angie entspannte sich sichtlich, lächelte und drückte Clares Hand. »Das ist mir auch schon aufgefallen. Ich hoffe nur, du bestätigst mir auch, daß sich auch nicht viele Männer mit weißen Kapuzen hierhin verirren.«
    »Derartige Sachen kommen in diesem Teil des Staates nicht vor.«
    »Richtig.« Angie begann, mit den Fingern auf dem Tisch herumzutrommeln. »In Emmitsboro passiert ja nie etwas Aufregendes.«
    »Ganz so langweilig ist es hier auch nicht. Letzte Woche hatten wir sogar einen Mord.«
    »Nur einen?« Auch Jean-Paul spürte das Unbehagen seiner Frau. Unter dem Tisch legte er ihr eine Hand auf den Oberschenkel.
    »Nur einen«, bekräftigte Clare. »Den einzigen Mord in Emmitsboro, solange ich zurückdenken kann. Eine grausige Geschichte, ehrlich. Cams Stiefvater ist zu Tode geprügelt und etwas außerhalb der Stadt am Straßenrand aufgefunden worden.«
    »Das tut mir leid.« Angie vergaß die unverschämten Blicke. »Muß für Cam nicht gerade leicht gewesen sein.«
    Nervös drückte Clare ihre Zigarette aus. »Für ihn ist es besonders schwierig, weil sie sich nicht gerade nahegestanden haben.«
    »Hat er schon irgendwelche Tatverdächtigen?« erkundigte sich Jean-Paul interessiert.
    »Ich weiß es nicht, aber ich möchte es bezweifeln.« Clare blickte aus dem Fenster auf die langsam vorüberfahrenden Autos und die sich noch langsamer bewegenden Fußgänger. »Ich kann mir kaum vorstellen, daß es jemand aus der Stadt getan hat.« Kopfschüttelnd wählte sie eine andere Ausdrucksweise. »Niemand möchte daran glauben, daß es jemand aus der Stadt getan haben könnte.«
     
    Als sie wieder nach Hause kamen, war es bereits nach drei. Jean-Paul hatte die Antiquitätenläden durchstöbert und schleppte sich mit drei Bilderrahmen aus Mahagoni ab. Zu ihrer eigenen Überraschung hatte Angie eine bildschöne silberne Art-Deco-Brosche aufgetrieben, für die sie nur einen Bruchteil dessen, was das Schmuckstück in Manhattan gekostet hätte, bezahlen mußte.
    Ein großer gelber Schulbus hielt mit kreischenden Bremsen am Straßenrand und spie eine lärmende Horde Schulkinder aus, die sich johlend auf ihre Fahrräder stürzten.
    »Da ist ja Ernie.« Clare entdeckte ihn an der Ecke ihrer Einfahrt. »Er hat mir für den Arm Modell gestanden«, erklärte sie.
    »Sieht aus, als ob er auf dich wartet«, bemerkte Jean-Paul.
    »Er hängt manchmal hier herum. Er ist einsam.« Lächelnd winkte Clare dem Jungen zu. »Ich glaube, er hat Probleme mit seinen Eltern. Sie haben sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, herüberzukommen und sich die Skulptur anzuschauen.«
    Ernie musterte sie, verärgert, daß sie nicht allein war. Er wußte, daß der Sheriff draußen auf Doppers Farm zu tun hatte, wo zwei Kälber brutal getötet worden waren. Ernie wußte darüber Bescheid, weil er selbst die Tiere abgeschlachtet hatte. Er hoffte, so seine Aufnahme in den magischen Zirkel beschleunigen zu können.
    »Hi, Ernie. Arbeitest du heute nicht?«
    »Hab ’n paar Minuten Zeit.«
    »Schön. Ich hab’ dich die letzten Tage gar nicht zu Gesicht bekommen.«
    »Ich hatte zu tun.«
    »Na gut. Jedenfalls würde ich dir gern die fertige Skulptur zeigen. Und das sind meine Freunde, Mr. und Mrs. LeBeau.«
    Ernie erwiderte den Gruß mit einem unverständlichen Brummen, schüttelte jedoch Jean-Pauls Hand, als dieser sie ihm hinhielt.
    »Komm mal mit in die Garage. Ich möchte gerne deine Meinung hören.« Clare ging voraus. »Du hast die Arbeit ja noch gar nicht gesehen, seit ich sie gebrannt habe«, fuhr sie fort. »Ton hat sich als goldrichtiges Material erwiesen, er ist etwas grober und primitiver als Holz. Und da Mr. LeBeau vorhat, deinen Arm nach New York zu schicken, ist das jetzt deine letzte Chance, noch einen Blick darauf zu werfen.« Clare fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, dann hakte sie die Daumen in ihre Hosentaschen. »Also, was hältst du davon?«
    Als Ernie die Skulptur betrachtete, überkam ihn plötzlich
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