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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Drogen gestanden haben oder völlig verrückt gewesen sein. Außerdem mußte sich diese Person auf Doppers Farm ausgekannt und gewußt haben, daß die Schäferhunde inzwischen an der Kette lagen. Ergo mußte es sich um einen Einwohner Emmitsboros handeln.
    Die Stadt lag nahe genug bei Washington, D.C., um als Drogenumschlagplatz genutzt zu werden. Tatsächlich hatte
die Staatspolizei vor einiger Zeit ein etwa zehn Meilen südlich von Emmitsboro gelegenes Farmhaus gestürmt, durchsucht und ein paar hundert Pfund Kokain, einige Maschinengewehre und ungefähr zwanzigtausend Dollar in bar sichergestellt. Mit geradezu lächerlicher Regelmäßigkeit wurden auf der Interstate 70 Drogenkuriere angehalten, die dumm genug gewesen waren, mit überhöhter Geschwindigkeit über Land zu jagen, obwohl sie unter den Radkappen beutelweise Koks versteckt hatten.
    War es möglich, daß Biff in derartige Geschäfte verstrickt gewesen war? Konnte er Geld beiseite geschafft, einen Deal verpatzt oder ganz einfach zuviel verlangt haben, so daß man ihn aus dem Weg geräumt hatte?
    Er war von jemandem zu Tode geprügelt worden, der vor Wut außer sich gewesen sein mußte – oder von jemandem, der ein Exempel statuieren wollte.
    Aber keiner dieser Vorfälle, so unangenehm sie auch waren, schien zu dem grausigen Ereignis auf dem Friedhof zu passen.
    Warum sagte ihm sein Instinkt dann, daß es da einen Zusammenhang geben mußte?
    Weil er ausgelaugt war, sagte Cam sich. Weil er zurückgekehrt war, um dem trostlosen Alltag in der Großstadt zu entgehen. Und auch, wie er sich selbst eingestehen mußte, um die Schuldgefühle und Ängste loszuwerden, die ihn quälten, seitdem sein Partner in seinen Armen gestorben war.
    Cam lehnte sich zurück und schloß die Augen. Da er sich nach einem Drink sehnte, ja, geradezu danach gierte, vermied er jegliche Bewegung und exerzierte ein lang vertrautes Ritual durch. Er malte sich aus, wie es wäre, eine Flasche zu öffnen, sie an die Lippen zu setzen und das kühle Glas zu fühlen, ehe er den ersten Schluck nahm. Dann würde die feurige Flüssigkeit seine Kehle herunterrinnen, in seinem Magen eine wohlige Wärme verbreiten und dann langsam sein Hirn benebeln. Ein Drink, dann noch ein zweiter. Ach, was soll’s, dann machen wir doch gleich die ganze Flasche leer. Das Leben ist eh viel zu kurz, als daß
man sich noch kasteien muß. Nur immer runter mit dem Zeug, die nächste Flasche wartet schon …
    Dann der Morgen danach, der unweigerlich das heulende Elend mit sich brachte. Einem ist kotzübel, und man hat nur noch einen einzigen Wunsch: zu sterben. Man hängt über der Schüssel und würgt sich die Seele aus dem Leib, während man sich mit rasend klopfendem Herzen und klammen, schweißnassen Fingern an dem kalten Porzellan festklammert.
    Soviel dazu.
    Cam spielte dieses Spielchen mit sich selbst schon lange. Seitdem er dem guten alten Jack Daniels die Freundschaft aufgekündigt hatte, malte er sich immer in den leuchtendsten Farben die Folgen aus, wenn ihn das Verlangen nach einem Drink überfiel.
    Er wünschte, er würde eines Morgens aufwachen und der Drang, sofort zur Flasche zu greifen, wäre ein für allemal verflogen. Er wünschte, er könnte aufstehen, in die Stadt fahren, ein paar Strafzettel verteilen, ein paar Kindern die Leviten lesen, einige Formulare ausfüllen und sonst gar nichts.
    Er wollte sich nicht mit Ermittlungen in einem Mordfall herumschlagen oder aufgebrachte Farmer beschwichtigen müssen. Und am allerwenigsten wollte er noch einmal mit verängstigten, von Kummer und Sorge nahezu aufgezehrten Eltern wie den Jamisons sprechen müssen, die mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks jede Woche anriefen.
    Doch er wußte nur zu gut, daß er trotzdem am nächsten Morgen wie gewohnt aufstehen, den Wunsch, allen Frust in Whiskey zu ersäufen, unterdrücken und wie immer seiner Arbeit nachgehen würde. Weil es keinen anderen Ort, wo er hingehen und keine andere Arbeit, die er tun konnte, gab.
    Du meinst, du kennst diese Stadt, dabei weißt du überhaupt nichts.
    Sarah Hewitts bittere Worte klangen in seinem Kopf wider. Was hatte sie ihm sagen wollen? Was wußte sie über Parker?
    Cam hatte es noch nicht geschafft, den ehemaligen Sheriff von Emmitsboro zu erreichen. Parker war vor über einem Jahr von Fort Lauderdale fortgezogen, ohne eine Nachsendeadresse zu hinterlassen. Und nun, dachte Cam, würde er sich noch eine zusätzliche Fleißaufgabe aufhalsen: Er würde es sich zum Ziel setzen,

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