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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Hintergrund unterbrochen. Spöttisch hob er eine Augenbraue, ehe er gekonnt in den Messingeimer, der in der Ecke stand, spuckte. »Unser guter Biff macht schon den ganzen Tag Krawall. Hat wohl ’nen Mordskater.«
    »Ich werde mich darum kümmern.« Cam drehte sich um, als ein neuerlicher Schwall von Obszönitäten ertönte. »Bud, sei so gut und bring Clare nach Hause.«
    Clare war schon im Begriff, sich mit einer anmutigen Verbeugung zu verabschieden, entschied sich jedoch dagegen, als sie bemerkte, wie angespannt Cam auf einmal wirkte. »Nicht nötig.« Flüchtig die Achseln zuckend, begann sie, sich angelegentlich mit den an einer Pinnwand angehefteten Zetteln zu beschäftigen. »Ich warte hier. Laß dir ruhig Zeit.«
    Morgan tätschelte seinen über den Gürtel quellenden Bauch. »Wenn du schon mal hier bist, Cam, kann ich ja kurz Pause machen.«
    Mit einem knappen Kopfnicken wandte sich Cam ab und ging auf die schwere Tür zu, die die Zellen von dem Büroraum trennte. Auch als diese hinter ihm zufiel, dröhnten die Verwünschungen weiter.
    »Ganz schön mutig«, bemerkte Morgan und spuckte erneut aus. »Komm schon, Bud, ich geb’ dir bei Martha’s ’nen Kaffee aus.«
    »Äh … bis dann mal, Clare.«
    »Tschüs, Bud.«
    Als die beiden zur Tür hinaus waren, schlenderte Clare zum Fenster. Still und friedlich lag die Stadt vor ihr. Ein paar Kinder fuhren mit ihren Fahrrädern die Main Street hinunter, eine Gruppe von Teenagern hockte auf der Motorhaube eines alten Buick, lachend und scherzend. Bestimmt ließen sich die Menschen im Inneren der Häuser gerade zum Sonntagsessen – Schmorbraten vielleicht, oder gekochter Schinken – nieder.
    Im angrenzenden Raum konnte sie Biff toben und schreien hören. Er schien gerade seinen Stiefsohn in allen Tonlagen zu verfluchen und wüste Drohungen gegen ihn
auszustoßen. Von Cam hingegen war kein Laut zu vernehmen, so daß sie sich fragte, ob er überhaupt sprach oder lediglich zuhörte.
     
    Er sprach – mit leiser, beherrschter Stimme, die viel bedrohlicher wirkte als Biffs Gebrüll. Durch die trennenden Gitterstäbe hindurch betrachtete Cam den Mann, der ihm, solange er denken konnte, das Leben zur Hölle gemacht hatte. Zwar hatte Doc Crampton Biff einen Verband angelegt, doch ein Auge war fast völlig zugeschwollen und die Nase nur noch ein blutiger Brei.
    Alt war er geworden, stellte Cam fest. Ein verbrauchter, pathetischer alter Mann.
    »Du wirst hierbleiben, bis morgen deine Kaution festgelegt wird«, informierte er Biff.
    »Auf der Stelle läßt du mich hier raus, oder es wird dir leid tun. Hast du mich verstanden, Junge?«
    Cam blickte in das übel zugerichtete Gesicht. Kaum zu glauben, daß er selbst mit seinen eigenen Händen den Mann so erbarmungslos zusammengeschlagen hatte. Er konnte sich an die Einzelheiten nicht mehr klar erinnern, da jeder Schlag durch einen roten Nebel des Hasses hindurch erfolgt war. »Ich verstehe dich sehr gut. Komm ja nie wieder in meine Stadt, alter Mann.«
    »Deine Stadt?« Biffs Wurstfinger schlossen sich krampfhaft um die Gitterstäbe. »Du elender kleiner Scheißer, was glaubst du eigentlich, wer du bist? Steckt sich ein beschissenes Abzeichen ans Hemd und meint, er kann große Töne spucken! Ein Taugenichts bist du, genau wie dein Vater einer war!«
    Cams Hände schossen so blitzschnell durch die Gitterstäbe, daß Biff nicht mehr ausweichen konnte. Es gab ein knirschendes Geräusch, als Biffs Hemd unter Cams Griff zerriß. »Meinst du im Ernst, es würde irgendwen kümmern, wenn ich dir hier und jetzt den Hals umdrehe?« Er riß Biff nach vorne, so daß dieser mit dem Gesicht gegen das Gitter prallte. »Denk mal drüber nach, du miese Ratte, und halt dich in Zukunft von mir fern. Und sollte ich herausfinden,
daß du deinen Frust an meiner Mutter ausgelassen hast, dann bringe ich dich um. Ist das klar?«
    »Dazu fehlt dir doch der Mut.« Biff machte sich los und betastete seine Nase, die wieder zu bluten begonnen hatte. »Du hältst dich wohl für superschlau, was? Dabei weißt du nichts, gar nichts weißt du. Du wirst es noch bereuen, mich in diese Zelle gesteckt zu haben. Ich kenne Leute, die es dir heimzahlen werden.«
    Angeekelt ging Cam zur Tür. »Achte auf deine Worte, wenn du etwas zu essen haben willst. Ich werde Mick Anweisung geben, dir dein Essen erst zu bringen, wenn du den Mund hältst.«
    »Das wirst du mir büßen, Junge«, brüllte Biff ihm nach und ballte in ohnmächtiger Wut die Fäuste. »Ich mach’

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