Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
gegen Cams Brust gepreßt. Und ein einziger Kuß auch nicht, schon gar nicht, wenn er von einem Mann kam, den sie fast ihr ganzes Leben lang kannte.
    Verwirrt machte sie sich los. »Cam, ich denke …«
    »Denk später«, murmelte er und zog sie wieder an sich.
    Exotisch. Seltsam, daß das schüchterne, magere Mädchen seiner Kindertage ein so exotisches Flair ausstrahlte. Daß sie ihn in eine solche Erregung versetzte. Er wußte sehr wohl, daß er zu rasch vorging, aber er konnte seine Ungeduld
einfach nicht zügeln. Wie hätte er denn auch ahnen sollen, daß eine einzige Berührung, ein einziger Kuß ein derart sengendes Verlangen auslösen würde?
    Kaum war Clare wieder zu Atem gekommen, rückte sie ein Stück von ihm ab, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Die Begierde, die in seinen Augen brannte, ließ ihr Herz schneller schlagen.
    »Oh«, keuchte sie schließlich, und er lächelte.
    »Ist das nun gut oder schlecht?«
    »Weder noch.« Die Hand, mit der sie ihr Glas zum Mund führte, zitterte leicht. Der Wein linderte die Glut ihres Körpers ein wenig. »Eigentlich bin ich ja zurückgekommen, weil ich Ruhe und Frieden suchte.«
    »Der Abend ist nun wirklich ruhig und friedlich.«
    »Klar.« Und wenn er sie noch einmal küßte, würde sie mit Sicherheit explodieren. »Cam, ich finde, an einem Ort wie diesem sollte man sich Zeit lassen. Viel Zeit.«
    »Okay.« Wieder zog er sie an sich, um ihren Kopf an seine Schulter zu betten. Er hatte über zehn Jahre auf diesen Augenblick gewartet, dachte er, während er ihr Haar streichelte. Seiner Meinung nach hatte er sich genug Zeit gelassen.
    Die Grillen begannen im hohen Gras zu zirpen. Keiner von beiden bemerkte das Glitzern der Teleskoplinse, die auf sie gerichtet war.

Siebtes Kapitel
    Obwohl Ernie Butts die Schule bestenfalls als Zeitverschwendung betrachtete, besuchte er doch gerne den Chemiekurs für Fortgeschrittene. Die Bunsenbrenner, Reagenzröhrchen und Petrischalen übten eine gewisse Faszination auf ihn aus. Zwar fand er es stinklangweilig, das Periodensystem auswendig lernen zu müssen, aber die Versuchsreihen machten ihm Spaß. Es bereitete ihm auch keinerlei Probleme, die Unbekannten in einem Gemisch zu identifizieren. Alles Unbekannte interessierte ihn brennend.
    Doch am besten gefiel ihm immer noch die Laborarbeit. In dem Hantieren mit Chemikalien und Austesten von Reaktionen lag eine gewisse Macht; es verlieh ihm das Gefühl, die Elemente zu beherrschen. Schon lange spielte Ernie mit dem Gedanken, eine Bombe zu basteln, allerdings nicht bloß eine lächerliche Stinkbombe wie die, die Denny Moyers zusammengemischt und während der Pause im Umkleideraum der Mädchen losgelassen hatte. Derartige Spielereien waren ihm viel zu kindisch. Nein, Ernie schwebte etwas vor, was eine gewaltige Explosion auslösen, Fensterscheiben zerbersten lassen und eine Welle der Hysterie hervorrufen würde.
    Er war dazu imstande; die Schule sowie die Bücher, die ihm seine Eltern gekauft hatten, hatten ihm das nötige Wissen vermittelt. Er war überzeugt, die notwendigen Fähigkeiten zu besitzen, und wenn er sich entschloß, seinen Plan in die Tat umzusetzen, dann würde man ihn nicht so leicht erwischen wie diesen Schwachkopf Moyers. Die wahre Macht bestand darin, Taten sprechen zu lassen, nicht in nutzloser Prahlerei.
    Geistesabwesend blätterte er in seinem Notizbuch herum und blickte erst hoch, als James Atherton seine Anweisungen wiederholte. In Ernies Augen war Atherton ein noch größeres Arschloch als die meisten Erwachsenen. Schon wie er da vor der Klasse stand, mit seiner ruhigen, oberlehrerhaften Stimme überflüssiges Zeug faselte, gelegentlich seinen langen, dünnen Hals verdrehte oder seine Brille polierte, brachte Ernie zur Weißglut.
    Wie eine vieräugige Giraffe, dachte er gehässig.
    Jeder wußte, daß Atherton mit Maklergeschäften ein kleines Vermögen verdient hatte und sein Lehramt längst hätte aufgeben können. Aber Semester für Semester tauchte er wieder an der Schule auf, immer in Anzug und Krawatte, und versuchte, seinen gelangweilten Schülern chemische Reaktionen einzupauken.
    Die Leute bezeichneten ihn als fähigen, engagierten Mann. Ernie hielt ihn lediglich für einen Schleimer.
    Die Tatsache, daß Atherton den Posten des Bürgermeisters
von Emmitsboro innehatte, trug nur noch zu Ernies verächtlicher Belustigung bei. Was hatte der Bürgermeister eines solchen Provinznestes schon groß zu tun? Seine wichtigste Amtshandlung bestand

Weitere Kostenlose Bücher