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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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eines Gewehrs gelegt. »Wie steht’s denn mit dir? Wenn jemand den Staub von Emmitsboro von seinen Füßen schütteln wollte, dann du. Ich kann’s immer noch nicht fassen, daß du zurückgekommen bist. Und dann auch noch als Stütze der Gemeinde.«
    »Als Beamter im öffentlichen Dienst«, verbesserte er und biß in sein Thunfischsandwich. »Vielleicht ist mir letztendlich klargeworden, daß nicht Emmitsboro das Problem war, sondern meine eigene werte Person.« Das war zumindest die halbe Wahrheit, dachte er. Der Rest hing mit Schreien, die durch ein leeres Gebäude hallten, Gewehrfeuer, Blut und Tod zusammen.
    »Du warst schon in Ordnung, Rafferty. Du hast nur das jugendliche Trotzverhalten ein bißchen übertrieben.« Verschmitzt grinste sie ihn an. »Jede Stadt braucht ihren bösen Buben.«
    »Wohingegen du immer das brave Mädchen warst.« Er lachte, als er den Widerwillen bemerkte, der sich auf ihrem Gesicht abmalte. »Unser Vorzeigemädel. In der Schule der reinste Überflieger, Kandidatin für den Schülerrat und so weiter. Ich wette, du hältst immer noch den Rekord für die meisten auf dem Pfadfinderinnentreffen verkauften Lose.«
    »Das reicht, Rafferty. Ich habe es nicht nötig, hier zu sitzen und mich beleidigen zu lassen.«
    »Ich habe dich bewundert«, sagte er, doch seine Augen glitzerten spöttisch. »Doch, wirklich. Wenn du mir nicht
gerade auf die Nerven gegangen bist. Möchtest du ein paar Chips?«
    Sie langte in die Tüte. »Nur weil ich mich an die Spielregeln gehalten habe …«
    »Das hast du«, stimmte er trocken zu. »Das hast du allerdings.« Lässig spielte er mit dem Reißverschluß ihres Overalls. »Ich habe mich immer gefragt, ob du wohl jemals ausbrechen würdest.«
    »Du hast dir doch nie über mich Gedanken gemacht.«
    »O doch.« Erneut trafen sich ihre Blicke. In seinen Augen stand noch immer ein Lächeln, aber dahinter verbarg sich etwas, ein ruheloser Hunger, der sie warnte, auf der Hut zu sein.
    Oh-oh . Dieser eine Gedanke schoß ihr durch den Kopf.
    »Ich war selber erstaunt, wie oft meine Gedanken um dich kreisten. Schließlich warst du bloß ein Kind, das reinste Knochengestell noch dazu, du kamst aus einer angesehenen Familie und lebtest in geordneten Verhältnissen. Außerdem wußte jeder, daß es in der ganzen Stadt nicht einen einzigen Jungen gab, der bei dir landen konnte.« Er lächelte, als sie wütend seine Hand wegstieß. »Vermutlich hab’ ich angefangen, mich mit dir zu beschäftigen, weil Blair und ich uns angefreundet hatten.«
    »Das muß während Blairs Sturm- und Drangzeit gewesen sein.«
    »Richtig.« Er war sich nicht darüber im klaren, wie sie es fertigbrachte, ihre kehlige Stimme so spröde klingen zu lassen, doch es gefiel ihm. »Bist du denn niemals ausgebrochen, Slim?«
    »So langweilig war mein Leben nun auch wieder nicht.« Ärgerlich kaute Clare ihr Sandwich. »Ich bin nicht mehr die magere, wohlerzogene Landpomeranze von früher, weißt du? Die Leute sehen mich heute mit ganz anderen Augen.«
    Wenn sie zornig wurde, gefiel sie ihm noch besser. »Was denken die Leute denn heute von dir, Slim?«
    »Sie halten mich für eine erfolgreiche, begabte Künstlerin mit großem schöpferischen Potential. Bei meiner letzten Ausstellung waren die Kritiker einhellig der Meinung,
daß …« Clare brach ab und funkelte ihr Gegenüber böse an. »Du bringst mich wirklich dazu, wie ein Kleinstadtspießer zu reden!«
    »Macht nichts. Du bist hier unter Freunden.« Er wischte ein paar Krümel von ihrem Kinn. »Betrachtest du dich in erster Linie als Künstlerin?«
    »Betrachtest du dich nicht in erster Linie als Cop?«
    »Doch«, erwiderte er nach einer kurzen Pause. »Ich denke schon.«
    »Ist in Emmitsboro eigentlich viel los?«
    »Ab und zu kommt schon mal was vor.« Da ihm der Vorfall auf dem Friedhof immer noch auf der Seele lag, erzählte er ihr davon.
    »Gräßliche Geschichte.« Clare rieb sich die Arme, sie hatte bei Cams Bericht eine Gänsehaut bekommen. »Klingt absolut untypisch für Emmitsboro. Glaubst du, daß es Jugendliche waren?«
    »Wir konnten nichts Gegenteiliges beweisen, aber nein, ich halte das für unwahrscheinlich. Es sah zu sehr nach einer gezielten Aktion aus.«
    Nachdenklich blickte Clare sich um. Die friedvolle Stille wurde nur von dem melodischen Plätschern des Wassers unterbrochen. »Schrecklich.«
    Cam bedauerte mittlerweile, das Thema überhaupt zur Sprache gebracht zu haben. Rasch begann er, über unverfänglichere Dinge zu

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