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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dich fertig, und wenn es das letzte ist, was ich tue.«
    Allein in seiner Zelle wischte er sich über das Gesicht. Und stimmte einen monotonen Gesang an.
    Clare wartete, bis die Tür ins Schloß fiel, ehe sie sich umdrehte. Als sie den Ausdruck auf Cams Gesicht bemerkte, flog ihr Herz ihm zu, doch sie zwang sich zu einem unverbindlichen Lächeln.
    »Und ich dachte, du hättest einen langweiligen Job.«
    Cam vermied es, in ihre Nähe zu kommen, als er zum Schreibtisch ging. Zwar sehnte er sich verzweifelt danach, sie zu berühren, sie in die Arme zu nehmen, aber nach der Szene mit Biff kam er sich irgendwie schmutzig vor. »Du hättest nach Hause gehen sollen.«
    Clare ließ sich auf der Ecke seines Schreibtischs nieder. »Ich warte, bis du mich heimfährst.«
    Er blickte auf einen in Buds ordentlicher Handschrift beschriebenen Zettel hinab. »Ich muß erst noch anrufen.«
    »Ich hab’s nicht eilig.«
    Cam preßte Daumen und Zeigefinger gegen den Nasenrücken, dann griff er zum Telefon. Wenigstens gab Biff jetzt Ruhe, dachte er.
    »Hier spricht Sheriff Rafferty aus Emmitsboro. Ich hätte gerne Mr. oder Mrs. Smithfield gesprochen. Wie? Ja, Mrs. Smithfield, es geht um Ihren Anruf bei der Staatspolizei betreffs
Carly Jamison.« Er lauschte einen Augenblick, dann begann er, sich Notizen zu machen. »Wissen Sie noch, was sie anhatte? Ja, ja, ich weiß, wo das ist. Wieviel Uhr war es da? Nein, Ma’am, ich mache Ihnen keine Vorwürfe, weil Sie keine Anhalter mitnehmen. Ganz recht, das ist nicht ganz ungefährlich. Nein, Sie und Ihr Mann haben vollkommen richtig gehandelt. Danke für den Hinweis. Ja, wenn wir noch Fragen haben, melden wir uns.«
    Nachdem er eingehängt hatte, neigte Clare lächelnd den Kopf. »Du kannst dich ja richtig diplomatisch ausdrücken, Cam.«
    »Vielen Dank.« Cam erhob sich und nahm sie am Arm. »Laß uns machen, daß wir hier rauskommen.«
    »Wie alt war sie denn, die Ausreißerin?« erkundigte sich Clare beiläufig, als sie auf den Soziussitz rutschte.
    »Ungefähr fünfzehn. Sie kam aus Harrisburg, hatte einen roten Rucksack bei sich und war sauer auf die ganze Welt, weil ihre Eltern ihr nicht erlaubt hatten, die Ferien in Florida zu verbringen.«
    »Wie lange wird sie schon vermißt?«
    »Zu lange.« Cam gab Gas und brauste davon.
    Die Sonne sank bereits, als Clare ihn dazu überredete, sich mit einem Glas Wein auf die Veranda zu setzen, um sich zu entspannen. Den zwanzig Dollar teuren französischen Chardonnay hatte sie in ihre neuen Limonadengläser gefüllt.
    »An Abenden wie diesem haben mein Dad und ich oft zusammengesessen und darauf gewartet, daß die Grillen anfangen zu singen.« Seufzend streckte sie ihre langen Beine von sich. »Weißt du, Cam, nach Hause zurückzukommen heißt, zu einem ganzen Berg von Problemen zurückzukehren. Deswegen muß die Entscheidung aber noch lange nicht falsch gewesen sein.«
    Cam trank einen Schluck und fragte sich, ob es an den Gläsern lag, daß der Wein so prickelnd schmeckte, oder an der Gesellschaft. »War das jetzt auf dich oder auf mich gemünzt?«
    Sie warf ihm einen forschenden Blick zu. »Die meisten
Leute in der Stadt halten dich für einen verdammt guten Sheriff.«
    »Da die meisten nur Parker als Vergleichsbasis hatten, ist das nicht unbedingt als Kompliment zu werten.« Er spielte mit einer Locke, die in ihrem Nacken tanzte. »Danke. Wenn ich direkt nach Hause gefahren wäre, dann hätte ich wohl mein gesamtes Geschirr an die Wand geschmissen oder so was Ähnliches.«
    »Stets zu Diensten. Angeblich sollst du ja ein richtiges Traumhaus besitzen.« Sie sah ihm zu, wie er an seinem Wein nippte. »Allerdings hat mir noch niemand angeboten, es zu besichtigen.«
    »Sieht so aus, als wäre ich dir einen Rundgang mit persönlicher Führung schuldig.«
    »So sieht es aus.«
    In kameradschaftlichem Schweigen saßen sie da, tranken, sahen einem vorüberfahrenden Auto nach und atmeten den Duft der Hyazinthen, die Clares Vater vor Jahren angepflanzt hatte.
    Die Sonne ging langsam unter, und bizarre Schatten tanzten über den Rasen.
    Es erschien ihm auf einmal ganz natürlich, eine Hand um ihr Kinn zu legen und ihr Gesicht zu dem seinen hinzudrehen. Vorsichtig tastend berührten seine Lippen lockend ihren Mund. Mit weit geöffneten Augen schmiegte sich Clare immer enger an ihn, und als sein Kuß leidenschaftlicher wurde, gab sie ein tiefes, kehliges Stöhnen von sich.
    Ein Glas Wein sollte einem nicht gleich zu Kopf steigen, dachte Clare, eine Hand

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