Dunkle Herzen
vermutlich darin, zu entscheiden, in welcher Farbe die Parkbänke gestrichen werden sollten.
»Die Laborversuche werden zusammen ein Drittel Ihrer Gesamtnote ausmachen«, fuhr Atherton fort, wobei er innerlich seufzend die Gesichter seiner Schüler musterte. Nach dreißig Jahren Lehrertätigkeit bereitete es ihm keine Schwierigkeiten, das Endergebnis dieses Schuljahres vorherzusagen. Mindestens zehn Prozent aus dieser Klasse würden durchfallen, und viel zu viele würden noch gerade so eben durchrutschen.
»Miss Simmons, vielleicht hätten Sie die Güte, Ihre Puderdose kurz wegzulegen.«
Der Rest der Klasse kicherte vor Vergnügen, als Sally Simmons hastig ihre Puderdose in die Tasche stopfte.
»Sie werden in Gruppen arbeiten«, fuhr Atherton fort, während er säuberlich einen Stapel Papiere zusammenschob, ehe er die Bögen verteilte. »Die jeweilige Gruppenzusammenstellung ist auf diesem Arbeitspapier aufgelistet. Ich schlage vor, Sie machen sich zunächst mit den einzelnen Phasen des Experiments vertraut. Die schriftlichen Arbeiten müssen in zwei Wochen eingereicht werden.«
Während die Bögen weitergereicht wurden, summte es in der Klasse wie in einem Bienenkorb. Ernie registrierte ohne großes Interesse, daß Sally Simmons seine Laborpartnerin war.
»Ich überlasse es jedem Team, selber die Arbeit unter sich aufzuteilen«, übertönte Atherton den Geräuschpegel. Unbeteiligt betrachtete er die einzelnen Schüler. Er kannte seine Pappenheimer besser, als sie vielleicht vermutet hätten. »Vergessen Sie nicht, daß Sie Partner sind und daß somit Ihre Note, ob sie nun gut oder schlecht ausfällt, von Ihrer Zusammenarbeit abhängt. Sie können sich jetzt zu den Ihnen zugewiesenen Plätzen begeben und Ihr Konzept machen.« Er hob seinen knochigen Zeigefinger. »Aber leise.«
Atherton sah auf die Uhr und war genauso erleichtert wie seine Schüler, daß sich der Unterricht seinem Ende zuneigte.
»Schätze, wir sind Partner.« Sally setzte ein strahlendes Lächeln auf. Obwohl sie Ernie seit Jahren kannte, wenn auch nur flüchtig, wußte sie immer noch nicht, was sie von ihm zu halten hatte. Er gab sich abwechselnd aufmüpfig und zurückhaltend, und sie hegte eine Vorliebe für Rebellen.
»Yeah.« Ernie warf ihr einen langen Blick zu, der sie so verunsicherte, daß sie sich über die Lippen leckte.
»Weißt du, ich habe mir gedacht, wir könnten an ein paar Tagen nach der Schule zusammen lernen und die schriftliche Arbeit vorbereiten. Wir können uns bei mir treffen, wenn du willst.«
»Nach der Schule gehe ich arbeiten.«
»Ach so … dann vielleicht, wenn du Feierabend hast. Ich kann auch zu dir kommen, wenn dir das lieber ist.«
Die Art, wie er sie anblickte, veranlaßte sie, nervös an ihrem Haar zu zupfen und dann an den Knöpfen ihrer Bluse zu spielen. Darunter trug sie einen schwarzen Spitzen-BH, den sie ihrer älteren Schwester stibitzt hatte. Ihr Herz klopfte vor freudiger Erwartung.
»Ich bin normalerweise gegen neun Uhr fertig«, teilte Ernie ihr mit. »Wir können zu mir gehen, da stört uns keiner.« Jetzt lächelte er und fuhr sich einladend mit der Zungenspitze über die Zähne. »Es sei denn, du hast Angst, daß Josh sauer wird.«
Sally grinste. Jetzt befand sie sich auf vertrautem Boden. »Wir sind so gut wie auseinander. Josh ist ein netter Kerl, aber manchmal geht er mir gewaltig auf die Nerven.«
»Ach ja? Ihr zwei habt aber in den letzten Wochen wie die Kletten aneinandergehangen.«
Sally warf ihre dichte, dunkle Mähne zurück. »Wir sind bloß ein paarmal zusammen weggegangen. Die Leute haben uns eine Beziehung angedichtet, nachdem wir das leere Grab gefunden haben. Wenn du willst, komme ich heute abend vorbei, dann können wir loslegen.«
Er lächelte leicht. »Yeah, dann laß uns mal loslegen.« Er fragte sich, ob sie wohl noch Jungfrau war.
Nach der Schule fuhr Ernie bei Clare vorbei. Er hatte zwar nichts dagegen, mit Sally zu schlafen, aber seine heißen, wollüstigen Träume konzentrierten sich auf seine neue Nachbarin. Wie es wohl wäre, sie beide gleichzeitig im Bett zu haben? So wie in dem Pornovideo, das er Less Gladhill an der Tankstelle geklaut hatte.
Beim Gedanken daran wurden seine Hände feucht. Ernie war besessen von der Idee, andere Menschen zu beherrschen. Er wollte die uneingeschränkte Macht. Zwei Frauen gleichzeitig zu besitzen, das würde etwas beweisen. Dann wäre er jemand, mit dem man rechnen mußte.
Er bog in Clares Einfahrt ein und stellte den
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