Dunkle Herzen
Blick trübte sich, und mit jedem rasselnden Atemzug tröpfelte Blut aus seinem Mund. Seine Schreie waren verstummt. Er wußte, daß er ein toter Mann war, und die Gebete, die durch sein gemartertes Hirn schossen, mischten sich mit wirren Beschwörungsformeln.
Er gab ein heftiges, bellendes Husten von sich und verlor beinahe das Bewußtsein.
»Ich seh’ euch in der Hölle wieder«, stieß er hervor.
Der Priester beugte sich über ihn, so nah, daß nur Biff seine Worte verstehen konnte. »Die Hölle ist hier.« Er erschauerte vor lustvollem Entzücken, als er Biff den Todesstoß versetzte, und sein Samen spritzte heiß auf den Boden.
Während sie die Baseballschläger im heiligen Feuer verbrannten, rieselte das Blut ihres Opfers den Altar hinunter und sickerte in die schlammige Erde.
Achtes Kapitel
Cam stand an dem Zaun, der das östliche Ende von Matthew Doppers Maisfeld begrenzte. Dopper selbst saß auf seinem Traktor, die Kappe tief ins Gesicht gezogen, einen Priem Kautabak im Mund. Dank Matts ältestem Sohn, der das Herumbasteln an Maschinen der Feldarbeit bei weitem vorzog, ratterte der Motor des Traktors leise und gleichmäßig vor sich hin.
Obwohl es noch nicht einmal zehn Uhr morgens war, zeichneten sich auf Matts kariertem Hemd bereits große Schweißflecken ab. An der linken Hand fehlten ihm zwei Finger, das Ergebnis der mißglückten Reparatur eines Mähdreschers. Dieses Handicap beeinträchtigte jedoch weder
seine Arbeit noch seine Leistungen beim allwöchentlichen Bowlingabend, hatte ihm allerdings einen Heidenrespekt vor jeglichem technischen Gerät eingeimpft.
Das Weiße seiner Augen schimmerte, da er seit über fünfzig Jahren Wind und Heustaub ausgesetzt war, ständig rötlich, und auf seinem wettergegerbten, harten Gesicht lag stets ein störrischer, verschlossener Ausdruck.
Er war auf dieser Farm geboren worden und hatte sie übernommen, als sein Vater das Zeitliche segnete. Da sein Bruder, der unglückliche Junior, in den umliegenden Wäldern auf so tragische Weise ums Leben gekommen war, hatte Matthew Dopper die gesamte Fünfundachtzig-Morgen-Farm geerbt, auf der er lebte, arbeitete und auch zu sterben gedachte. Und dann kam Cameron Rafferty daher, zückte seine Dienstmarke und wollte ihm Vorschriften machen!
»Matt, das ist diesen Monat schon die dritte Beschwerde.«
Zur Antwort spie Matt neben seinem Traktor kräftig aus. »Diese gottverdammten Flachländer kommen einfach hier an, bauen ihre verfluchten Häuser auf Hawbaker-Land und sind nur darauf aus, mich hier zu vertreiben. Nicht von der Stelle rühre ich mich! Das hier ist mein Land!«
Cam stützte einen Fuß auf den untersten Holm des Zaunes und betete um Geduld. Der beißende Gestank von Kunstdünger ließ seine Nasenflügel zittern. »Niemand will dich hier vertreiben, Matt. Du sollst doch bloß deine Hunde an die Kette legen.«
»Seit hundert Jahren gibt es auf dieser Farm Hunde.« Wieder spuckte Matt aus. »Noch nie mußten sie angekettet werden.«
»Die Zeiten ändern sich.« Cam schaute über die Felder. Aus der Entfernung wirkten die neu entstandenen Häuser wie Schuhkartons. Einst hatte es in dieser Gegend nur Felder, Wiesen und Weiden gegeben, und wenn man frühmorgens oder in der Abenddämmerung hierherkam, hatte man gute Chancen, grasendes Wild beobachten zu können.
Heute stellten sich die Leute Satellitenschüsseln auf das Dach und Keramikhirsche in den Vorgarten.
Kein Wunder, daß seine Sympathien ganz bei Matt lagen, dachte er. Aber Sympathie hin, Sympathie her, er hatte einen Job zu erledigen.
»Matt, das Problem ist, daß deine Hunde nicht auf der Farm bleiben.«
Matt grinste. »Sie haben seit jeher am liebsten auf Hawbaker-Land gekackt.«
Cam konnte sich nicht helfen, er mußte das Grinsen erwidern. Schon seit drei Generationen befehdeten sich die Doppers und die Hawbakers – zur beiderseitigen Zufriedenheit. Er zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich freundschaftlich über den Zaun.
»Mir fehlt der Anblick des alten Hawbaker auf seinem Mähdrescher.«
Dopper schob die Unterlippe vor. Um nichts in der Welt hätte er zugegeben, daß auch er Hawbaker vermißte, sehr sogar. »Schätze, er hat getan, was er für richtig hielt. Hat ja ’n hübschen Profit rausgeschlagen.« Er zog ein schmieriges Tuch aus der Tasche und schneuzte sich kräftig die Nase. »Aber ich bleibe auf meiner Farm. Bis zum letzten Atemzug.«
»Früher hab’ ich mich immer hierhergeschlichen, um dir ein paar Maiskolben zu
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