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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wieder in Bewegung setzend.
    Cam wendete so scharf, daß Staub und Schotter hochwirbelten, und fuhr am Rand von Dopper’s Woods entlang, vorbei an üppig belaubten Bäumen und leuchtendgrünem
Farn. Seine Gedanken schweiften zu seiner Kindheit und Jugend zurück.
    Er sah sich selbst als Halbwüchsigen, ausgerüstet mit einem Bündel von Doppers Maiskolben, einer Tüte voll leise klirrender Bierflaschen und einer Packung Marlboro nebst Streichhölzern. Manchmal verkroch er sich allein im Wald, um die Wunden zu lecken, die ihm sein Stiefvater ständig zufügte, manchmal waren Blair Kimball, Bud Hewitt, Jesse Hawbaker oder einer der anderen, mit denen er in jenen längst vergangenen Tagen ständig zusammengesteckt hatte, dabei.
    Sie hatten am Feuer gesessen, den verführerischen Duft von geröstetem Mais und Hot Dogs geschnuppert, Bier getrunken und sich gegenseitig Lügen über ihre angeblichen Eroberungen aufgetischt oder die gruseligsten Geschichten über Junior Dopper wieder aufgewärmt.
    Eigentlich seltsam, daß sie sich so oft getroffen hatten, obwohl sich ihnen vor unbestimmter Furcht die Nackenhaare kräuselten. Vielleicht gerade deshalb, vermutete Cam. Das war ihr ureigener Platz gewesen, verwunschen und unheimlich.
    Und manchmal waren sie sich ganz sicher gewesen, daß irgend etwas sie auf ihren Erkundungstouren durch den tiefen, stillen Wald begleitete.
    Unwillkürlich erschauerte Cam, dann mußte er kichern. Manches ändert sich eben doch nicht, dachte er grinsend. Junior Doppers gesichtsloser Geist war immer noch für eine Gänsehaut gut.
    Kurzentschlossen verließ er die Straße und fuhr Richtung Siedlung, um dem verärgerten Anwohner zu versichern, daß Matt Doppers Hunde in Zukunft angekettet würden. Während der Fahrt mußte er an seinen Ausflug mit Clare denken.
    Der hatte ihm Spaß gemacht, ihm unverhofft ein Stück Kindheit zurückgebracht. Und als er mit ihr am Wasser gesessen und sich mit ihr unterhalten hatte, war er sich vorgekommen, als wäre er nach Hause gekommen.
    Sie zu küssen war eine völlig andere Erfahrung gewesen.
In diesem Kuß hatte keinerlei Kameradschaft gelegen, sondern er hatte all die Leidenschaft ausgedrückt, die ihn in diesem Moment überwältigt hatte. Es hatte ihn getroffen wie der Blitz, und er fragte sich, wie um alles in der Welt er Clare Kimballs Reize damals hatte übersehen können. Aber diesmal würde er sein Glück beim Schopf packen.
    Wenn er dies hier erledigt hatte, würde er bei ihr vorbeifahren  – in der Hoffnung, daß er sie beim Schweißen antreffen würde – und sie fragen, ob sie Lust hatte, mit ihm nach Hagerstown zu fahren und dort ins Kino und anschließend essen zu gehen. Wenn ihm das Glück hold war und er ihre Reaktion auf seinen Kuß richtig einschätzte, dann konnte er sie vielleicht überreden, mit ihm in sein Haus zu kommen. Alles weitere würde sich schon finden.
    Sie ließ sich nicht gern drängen, fiel ihm ein. Unglücklicherweise gehörte er nicht gerade zu der geduldigsten Sorte Mann.
    Hinter der letzten Kurve entdeckte er ein paar Kinder auf Fahrrädern. Schulschwänzer, dachte er, doch insgeheim konnte er gut verstehen, daß an einem solch herrlichen Maimorgen ein Ausflug ins Grüne verlockender war, als in einem stickigen Klassenzimmer zu sitzen. Fast bedauernd lenkte er den Wagen an den Straßenrand, um ihnen die Leviten zu lesen, stieg aus und ging auf die Jungen zu.
    Er kannte sie beide – Fluch oder Segen einer Kleinstadt. Der eine war Cy Abbot, der jüngere Bruder von Josh, der das offene Grab gemeldet hatte, der andere Min Athertons Neffe Brian Knight. Obwohl er ihnen eigentlich viel lieber zugewinkt und viel Spaß gewünscht hätte, setzte er eine strenge Miene auf. Beide waren ein wenig grün um die Nase, stellte er fest und fragte sich, ob das daran lag, daß ein Hüter des Gesetzes sie erwischt hatte oder daran, daß sie heimlich erste Erfahrungen mit dem Genuß von Kautabak gesammelt hatten.
    »Also.« Cam legte die Hand auf den Lenker des Rades, welches der junge Abbot schob. »Für die Schule seid ihr heute morgen ein bißchen spät dran, was?«
    Cy öffnete den Mund, brachte jedoch nur einen leisen Klagelaut heraus, ehe er sich noch etwas grünlicher verfärbte, über sein Fahrrad beugte und sich übergab.
    »Ach du heilige Scheiße«, murmelte Cam und hielt das Rad mit beiden Händen fest. »Auf welchem Trip seid ihr zwei denn?« Die Frage war an Brian gerichtet, da Cy immer noch jämmerlich würgte.
    »Wir haben

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