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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Vorstellung.
    »War es gut für dich?« erkundigte sich eine tiefe Männerstimme.
    »Wunderbar. Großartig. Nicht zu übertreffen.« Sie nahm einen tiefen Schluck Pepsi. »Jean-Paul, am Telefon bist du der Größte.« Sie holte den Hot Dog aus der Mikrowelle, legte ihn zwischen zwei Scheiben Wonderbread und verteilte großzügig Senf darüber. »Wenn Angie das erfährt ...«
    »Ich hänge am Nebenanschluß, du Schafskopf!«
    Glucksend verfeinerte Clare ihr Sandwich mit Gewürzgurkenscheibchen. »Verstehe. Alles ist entdeckt. Also, was steht an?«
    »Nach diesem Gespräch«, meinte Jean-Paul, »steht etwas ganz anderes.«
    »Benimm dich«, mahnte Angie nachsichtig. »Wir wollten hören, wie es dir geht.«
    »Prima.« Zufrieden nahm Clare das tropfende Sandwich in die Hand und biß herzhaft hinein. »Wirklich prima«, murmelte sie mit vollem Mund. »Gerade hab’ ich ein paar Skizzen von einem neuen Modell gemacht. Der Junge hat einen tollen Arm.«
    »Ach, tatsächlich?«
    Angies Tonfall besagte alles. Clare schüttelte den Kopf. »Der ›Junge‹ war wörtlich gemeint. Er ist so sechzehn oder siebzehn. Dann hab’ ich noch eine Freundin von mir, eine Kellnerin, gezeichnet. Herrliche Bewegungsabläufe. Und außerdem habe ich fantastische Hände entdeckt.« Beim Gedanken an Cam wurde sie nachdenklich. »Das Gesicht ist auch gut. Eigentlich auch der ganze verdammte Körper.« Wie würde er wohl reagieren, wenn sie ihn bat, nackt zu posieren, fragte sie sich.
    »Du klingst, als ob du sehr beschäftigt bist, chérie .« Jean-Paul spielte mit einem Stück Amethyst, das auf seinem Schreibtisch lag.
    »Das bin ich auch. Angie, es wird dich freuen zu hören, daß ich jeden Tag gearbeitet habe. Wirklich gearbeitet«, fügte sie hinzu, erneut in ihren Hot Dog beißend. »Eine Skulptur ist schon fertig.«
    »Und?« wollte Angie wissen.
    »Besser, du schaust sie dir selber an. Ich bin befangen.«
    Den Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt, ließ Jean-Paul den Stein von einer Hand zur anderen wandern. »Wie gefällt es dir denn in diesem Provinzkap?«
    »Kaff«, korrigierte Clare. »Man sagt ›Provinzkaff‹, und ich fühle mich hier sehr wohl. Kommt doch vorbei und überzeugt euch selbst.«
    »Wie wär’s, Angie? Würdest du gern ein paar Tage auf dem Land verbringen? Wir könnten Kühe bewundern und uns im Heu wälzen.«
    »Ich denk’ drüber nach.«
    »Es ist ja nicht so, als ob ihr eine Woche im Busch verbringen müßtet.« Clare, die sich langsam für die Idee erwärmte, verputzte den Rest des Hot Dogs. »Hier gibt es weder wilde Tiere noch irre Vergewaltiger.«
    »Je suis desolé «, meinte Jean-Paul bedauernd. »Was hat Emmitsboro denn sonst anzubieten, chérie ?«
    »Ruhe und Frieden – sozusagen eine angenehme Art von Langeweile.« Ernies jugendliche Ruhelosigkeit und Unzufriedenheit kamen ihr in den Sinn. Langeweile war eben nicht jedermanns Sache. »Ich zeige euch alle Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel Martha’s oder Clyde’s Tavern , und danach können wir auf der Veranda sitzen, Bier trinken und zuschauen, wie das Gras wächst.«
    »Klingt aufregend«, brummte Angie.
    »Wir werden ein paar Termine verschieben.« Jean-Paul war ein Mann schneller Entschlüsse. »Clyde’s Tavern interessiert mich.«
    »Prima.« Clare hob die Flasche und prostete dem Telefon zu. »Es wird euch hier gefallen. Bestimmt. Emmitsboro ist die perfekte amerikanische Kleinstadt. Hier passiert nie etwas.«
     
    Ein leichter Frühlingsregen weichte die Erde im Inneren des Kreises langsam auf. Diesmal brannte kein Feuer in der Grube, nur die nasse Asche von Knochen und Holz zerfloß darin zu einem grauen Brei. Laternen ersetzten die Kerzen, und schwarze Wolken verdunkelten Mond und Sterne.
    Die Entscheidung war gefallen, und der Beschluß würde umgehend ausgeführt werden. Heute hatten sich nur fünf vermummte Gestalten versammelt. Die alte Garde. Bis auf diese wenigen Auserwählten wußte niemand etwas von dem geheimen Treffen, dem geheimen Ritual.
    »Mann, ist das ein Scheißwetter.« Biff Stokey hielt eine plumpe Hand über seine Zigarette, damit sie nicht naß wurde. Heute abend gab es keine Drogen, keine Kerzen, keine rituellen Gesänge und auch keine Prostituierte. In den zwanzig Jahren, die er nun schon Mitglied des Zirkels war, hatte er begonnen, das Ritual ebensosehr zu genießen wie die anderen Annehmlichkeiten.
    Aber heute abend hatte er anstelle des lebenden Altars nur einen leeren Holzblock und ein umgekehrtes Kreuz

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