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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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er sich gegen sie. »Ein Mann kann sich schnell an dich gewöhnen, Slim.«
    »Das sagen sie alle.« Über seinen Kopf hinweg schielte sie auf den in der Schreibmaschine eingespannten Bogen
Papier. Ein Polizeibericht von brutaler Offenheit, ohne falsches Mitgefühl. Unwillkürlich schluckte sie hart, als sie las, in welchem Zustand sich die Leiche befunden hatte. Cam fühlte, wie ihre Finger erstarrten, und blickte hoch. Wortlos zog er das Blatt aus der Maschine und legte es mit der beschriebenen Seite zuunterst auf den Tisch.
    »Du hast schon genug geleistet, Slim. Fahr doch nach Hause und wirf deinen Schweißbrenner an.«
    Clare ließ die Hände sinken. »Er ist ermordet worden.«
    »Für eine offizielle Bestätigung ist es noch zu früh.« Cam erhob sich und zwang sie so, einen Schritt zurückzutreten. »Und ich möchte nicht, daß sich in der ganzen Stadt Gerüchte ausbreiten.«
    »Ich hatte eigentlich nicht vor, sofort zu Martha’s zu rennen, um bei Hamburgern und Cola alles weiterzutratschen. Mein Gott, Cam, wenn jemand weiß, wie es ist, wenn die schmutzige Wäsche der Familie in aller Öffentlichkeit gewaschen wird, dann ich.«
    »Schon gut.« Er packte ihre Hand, ehe sie wutentbrannt hinausstürmen konnte. »Du hast ja recht. Ich bin heute unleidlich, Clare, das weiß ich, und nach all dem, was du heute getan hast, bist du die letzte, an der ich meine schlechte Laune auslassen sollte.«
    »Wahr und weise gesprochen«, fauchte sie, dann gab sie ein wenig nach. »Cam, deine Mutter hat das, was sie gesagt hat, bestimmt nicht so gemeint.«
    »O doch.« Trostsuchend rieb Cam mit dem Handrücken über Clares Wange.
    »Sie war außer sich vor Kummer, sie stand unter Schock. Manchmal sagt man dann Dinge, die …«
    »Seitdem ich zehn Jahre alt bin, macht sie mir Vorwürfe«, unterbrach er sie. »Sie wußte, wie sehr ich ihn haßte, vielleicht sogar sie selber haßte, weil sie ihn geheiratet hat. Ich brachte es nicht fertig, ihr zu sagen, daß ich seinen Tod bedaure, weil es nicht der Wahrheit entspricht. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob es mir leid tut, daß er auf so grausame Weise ums Leben gekommen ist.«
    »Das muß dir auch nicht leid tun.« Clare hob eine Hand
und legte sie über die seine. »Du erledigst deine Arbeit und wirst herausfinden, wer ihn umgebracht hat. Das reicht.«
    »Es muß reichen.«
    »Weißt du, du siehst aus, als könntest du eine Pause vertragen. Komm doch mit zu mir. Ich mach’ dir was zu essen.«
    Cam blickte auf die Uhr, dann auf die Papiere, die sich auf seinem Schreibtisch türmten. »Gib mir zehn Minuten. Wir treffen uns dann bei dir.«
    »Zwanzig wären besser«, lächelte sie. »Ich fürchte nämlich, ich habe außer muffigen Plätzchen nichts im Haus.«
     
    Auf einer Parkbank saßen drei Männer. Sie sahen, wie Clare in Cams Büro ging. Und sie sahen sie wieder herauskommen.
    »Die Sache gefällt mir nicht.« Bedächtig führte Less Gladhill eine filterlose Zigarette an die Lippen. »Der Himmel weiß, was sie dem Sheriff alles erzählt, oder was Jane Stokey ihr verraten hat, als sie so lange mit ihr allein war.«
    »Wegen Clare braucht ihr euch keine Sorgen zu machen«, erwiderte einer von Less’ Begleitern ruhig. Er vertrat die Stimme der Vernunft. Im Park hinter ihnen tobten Kinder kreischend und vor Vergnügen quietschend auf den Schaukeln herum. »Oder wegen des Sheriffs, was das betrifft. Wir haben wichtigere und mit Sicherheit dringendere Probleme.« Er holte tief Atem, während er die beiden Männer neben ihm musterte. »Was letzte Nacht geschehen ist, hätte vermieden werden können.«
    »Er hatte den Tod verdient.« Less hatte jeden einzelnen Schlag genossen.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.« Der dritte Mann zögerte, das Wort zu ergreifen. Wachsam beobachtete er den Verkehr; Autos wie Fußgänger. Wie schnell konnte es sich herumsprechen, daß sie drei sich getroffen hatten. »Was geschehen ist, ist geschehen. Ich persönlich lege keinen Wert darauf, die eigenen Leute zu töten.«
    »Er hat das Gebot übertreten«, begann Less, doch die Stimme der Vernunft hob eine Hand.
    »Eine Kneipenschlägerei ist dumm und überflüssig, aber kein Grund, um dafür zu sterben. Wir haben uns vor über zwanzig Jahren zusammengeschlossen, um dem Gebieter zu dienen, nicht, um unser eigenes Blut zu vergießen.«
    Less war einzig und allein wegen der sexuellen Ausschweifungen beigetreten, doch er zuckte lediglich mit den Achseln. »Letzte Nacht hast du selbst eine Menge

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