Dunkle Herzen
nachzuziehen.
»Nein, er sagt, daß ich mich hinter einem Schutzwall von flotten Sprüchen und … oh, Sarkasmus verschanze und mich nur bei meiner Arbeit ganz öffne. Deswegen ist meine Ehe auch gescheitert, und die Beziehungen, die ich … weißt du eigentlich, was du in meinem Inneren anrichtest?«
Zumindest wußte er, daß sich sein ganzer Körper in
Aufruhr befand, während sich seine Hände um ihre kleinen, festen Brüste schlossen und sein Mund über ihr Gesicht glitt. »Wie lange willst du denn noch weiterreden?«
»Ich glaube, ich bin fertig.« Ihre Finger gruben sich in seine Hüften. »Um Himmels willen, küß mich.«
»Ich dachte schon, du würdest nie fragen.«
Sein Mund bedeckte heiß den ihren. Die Berührung ihrer Lippen traf ihn wie ein Schlag, und er kostete dieses Gefühl einen Moment lang aus, ehe er sich hart gegen sie preßte.
Hungrig öffneten sich ihre Lippen, luden ihn ein, ihren Mund zu erforschen. Als sich ihre Zungen trafen, hallte sein lustvolles Stöhnen tief in ihr wider.
Es war schon so lange, viel zu lange her, seit ein Mann sie das letzte Mal so berührt, seit sie dieses verzehrende Verlangen, sich vollkommen in einen anderen Menschen zu verlieren, verspürt hatte. Aber diesmal kam noch ein anderes, weitaus gefährlicheres Gefühl hinzu, ein Bedürfnis, das weit über bloße körperliche Begierde hinausging. Sie wußte, wenn sie es zulassen würde, könnte sie ihn lieben.
»Cam …«
»Noch nicht.« Er umschloß ihr Gesicht mit beiden Händen. Der innere Aufruhr, den sie in ihm auslöste, ließ ihn erzittern. Sein Körper, sein Herz und seine Seele waren erfüllt von ihr. Eine Sekunde lang starrte er sie an, suchte nach einem Grund, nach einer Antwort, dann riß er sie mit einem keuchenden Laut wieder an sich. Doch als ihm verschwommen bewußt wurde, daß er im Begriff war, die Grenze zu überschreiten, lockerte er die Umarmung und legte seinen Kopf gegen ihre Stirn.
»Vermutlich sollten wir froh sein, daß dies nicht zehn Jahre zuvor passiert ist.«
»Vermutlich«, stimmte sie ihm schwer atmend zu. »Cam, ich muß über all das nachdenken.«
Er nickte und trat ein Stück zurück. »Wenn du jetzt erwartest, daß ich dich auffordere, dir Zeit zu lassen, dann hast du dich geirrt.«
Clare fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Was ich da
eben über Fehler gesagt habe, war ernst gemeint. Ich habe schon zu viele gemacht.«
»Ich glaube, das haben wir beide getan.« Er strich ihr Haar hinter das Ohr zurück. »Und obwohl ich nicht glaube, daß dies hier ein Fehler war, machst du just in diesem Augenblick einen ganz anderen.«
»Wie bitte?«
»Das Wasser kocht über.«
Clare drehte sich gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie das Wasser über den Topfrand brodelte und zischend auf die Herdplatte tropfte. »O Scheiße!«
Buds Routinepatrouille führte ihn zum Steinbruch, wo er eine Weile ziellos umherfuhr, während er Fritos verzehrte. So sehr er sich auch bemühte, nicht mehr an das zu denken, was er an diesem Nachmittag gesehen hatte, seine Gedanken kehrten immer wieder dorthin zurück. Ständig stand ihm das Bild von Biffs zerschlagenem Leichnam vor Augen, so, als liefe in seinem Hirn ein privater Diaprojektor ab. Er schämte sich zutiefst, daß sich ihm der Magen umgedreht hatte, obwohl Cam ohne großes Theater darüber hinweggegangen war.
Bud war fest davon überzeugt, daß ein guter Cop – auch wenn es sich nur um den Deputy einer Kleinstadt handelte – über einen eisernen Willen, eiserne Integrität und einen eisernen Magen verfügen mußte. An letzterer Qualität schien es ihm allerdings zu mangeln.
Die Nachricht von Biffs Tod hatte sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Stadt verbreitet. Alice, hübsch anzusehen in ihrer pinkfarbenen Uniform und von dem Duft nach Flieder umgeben, hatte ihn auf der Straße angehalten. Die Chance, mit unbeteiligtem Gesicht lässig einige Fakten aufzählen zu können, war genau das richtige für sein angeschlagenes Ego gewesen.
»Biff Stokeys Leiche wurde abseits der Gossard Creek Road in der Nähe des Gossard Creek aufgefunden. Die genaue Todesursache ist noch unklar.«
Alice hatte dann auch dementsprechend beeindruckt
ausgesehen, erinnerte sich Bud, und beinahe hätte er den Mut aufgebracht, sie ins Kino einzuladen. Doch ehe er dazu gekommen war, hatte sie sich schon wieder in Bewegung gesetzt und ihm zugerufen, sie würde zu spät zu ihrer Schicht kommen.
Nächstes Mal, schwor er sich, ein Frito kauend. Vielleicht
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