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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sich um uns gekümmert. Du weißt, daß er sich immer um uns gekümmert hat.«
    »Mrs. Stokey.« Clare kam herüber und setzte sich auf die Sofalehne, um Cams Mutter in die Arme zu nehmen. »Cam ist hier, um Ihnen zu helfen. Wir wollen Ihnen beide helfen.«
    Während sie Jane über das Haar strich und ihr Trostworte zuflüsterte, bemerkte sie, daß Cam aufstand und zum Fenster ging. »Ich werde Dr. Crampton rufen«, meinte er.
    »Gute Idee. Wie wär’s, wenn du Tee machen würdest?«
    »Er haßte Biff«, schluchzte Jane Stokey an Clares Schulter. »Er hat ihn immer gehaßt, aber Biff hat doch für uns gesorgt. Was sollte ich nach Mikes Tod denn sonst tun? Ich konnte die Farm nicht alleine bewirtschaften, und ich konnte doch das Kind nicht allein großziehen. Ich brauchte jemanden, der für mich sorgte.«
    »Ich weiß.« Die Augen fest auf Cam geheftet, fuhr Clare fort, Janes Haar zu streicheln. Als er den Raum verließ, empfand sie plötzlich tiefes Mitgefühl für ihn. »Ich weiß.«
    »Er war kein schlechter Mann. Nein, das war er nicht. Ich weiß, wie die Leute über ihn geredet haben, wie sie über ihn dachten, aber er war nicht schlecht. Vielleicht hat er gerne mal zu tief ins Glas geguckt, aber ein Mann hat schließlich das Recht zu trinken.«
    Nein, dachte Clare. Kein Mensch hatte das Recht, sich ständig zu betrinken und andere darunter leiden zu lassen, aber sie schwieg.
    »Er ist tot? Wie kann er denn tot sein? Er war doch nicht krank.«
    »Es war ein Unfall«, erklärte ihr Clare und hoffte insgeheim,
daß das keine Lüge war. »Cam wird Ihnen alles erzählen. Mrs. Stokey, gibt es jemanden, den ich für Sie anrufen soll?«
    »Nein.« Tränen traten Jane in die Augen, während sie blicklos auf die Wand starrte. »Ich habe niemanden. Jetzt habe ich keine Menschenseele mehr.«
    »Der Doktor ist schon unterwegs«, sagte Cam, der eine Tasse mit Untertasse auf den Tisch stellte. Sein Gesicht und seine Augen verrieten nichts von dem, was er dachte. »Ich muß dir ein paar Fragen stellen.«
    »Cam, ich glaube nicht …«
    »Es muß sein«, wiederholte Cam, Clare das Wort abschneidend. Wenn er nicht als Sohn mit Jane reden konnte, dann würde er es eben als Cop tun. »Weißt du, wo Biff letzte Nacht hingegangen ist?«
    »Er ist weggefahren.« Jane suchte in ihrer Schürzentasche nach einem Taschentuch. »Runter nach Frederick, glaube ich. Er hatte den ganzen Tag schwer gearbeitet und brauchte etwas Zerstreuung.«
    »Wo genau in Frederick ist er gewesen?«
    »Vielleicht im Kriegsveteranenverein.« Ihr kam plötzlich ein Gedanke, und sie biß sich wieder auf die Lippe. »Hat er einen Autounfall gehabt?«
    »Nein.«
    Clare schoß Cam ob seiner gefühllosen Fragen einen giftigen Blick zu. »Trinken Sie das, Mrs. Stokey. Es wird Ihnen helfen.« Behutsam setzte sie Jane die Tasse an die Lippen.
    »Um wieviel Uhr hat er gestern abend das Haus verlassen?«
    »Gegen neun, glaube ich.«
    »War er alleine? Wollte er jemanden treffen?«
    »Er war alleine. Ich weiß nicht, ob er sich mit irgendwem treffen wollte.«
    »Er hat den Caddy genommen?«
    »Ja, er ist mit seinem Auto gefahren. Er liebte sein Auto.« Jane schlug die Schürze vor das Gesicht und begann von neuem zu schluchzen.
    »Cam, bitte.« Clare legte Jane den Arm um die Schulter.
Sie wußte, wie es war, mit Fragen bombardiert zu werden, nach dem gewaltsamen Tod eines geliebten Menschen zum Denken gezwungen zu sein. »Kann der Rest nicht warten?«
    Cam bezweifelte, daß seine Mutter ihm noch irgend etwas Wichtiges mitteilen konnte. Achselzuckend wandte er sich wieder zum Fenster. Draußen pickten die Hühner unbekümmert auf dem Boden herum, strahlender Sonnenschein lag über dem Heufeld.
    »Ich bleibe bei ihr, bis der Doktor kommt.« Clare wartete, bis Cam sich umdrehte. »Wenn du damit einverstanden bist. Ich weiß, daß du einiges zu … erledigen hast.«
    Mit einem zustimmenden Nicken trat Cam zu seiner Mutter. Es gab nichts, was er ihr sagen konnte, erkannte er. Sie würde ihm nicht zuhören. Er drehte sich um und verließ das Haus.
     
    Als Clare drei Stunden später vor dem Sheriffbüro parkte, fühlte sie sich schlapp wie ein ausgewrungener Lappen. Doc Crampton war erschienen und hatte die trauernde Witwe mit berufsmäßiger Gewandtheit getröstet und ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht. Er pflichtete Clare bei, daß Jane nicht alleine bleiben sollte, also hatte sich Clare, nachdem er gegangen war, im Wohnzimmer niedergelassen und versucht, sich die Zeit

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