Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
begegne, scheint er diese Frage in meinen Augen zu lesen.
»Max weiß nicht alles«, sagt er ruhig. »Ich habe keinen Sinn darin gesehen, ihm von Ihren Liebhabern zu erzählen – Dr. Avery oder diesem Lehrer an der Schule Ihrer Mutter. Ich werde ihm davon erzählen, falls ich es für nötig halte.«
Foleys freundliches Auftreten wirkt auf einmal falsch. Das Lächeln ist dasselbe, die offene, entspannte Haltung ebenfalls. Doch da ist ein Unterton. Er spielt mit mir. Mein einziger Trost ist, dass ich keinerlei Hinweis darauf entdecke, er könnte mich für irgendetwas anderes als eine Frau halten, die ihrem Freund untreu ist.
»Was wollen Sie von mir?«
»Ihre Hilfe. Wir müssen Max finden.«
»Steckt er in Schwierigkeiten? Ich glaube nicht, dass er bei der DEA gekündigt hat.«
Foley zuckt mit den Schultern. »Ich kann Ihnen nur sagen, dass er sich seit einem Monat nicht mehr gemeldet hat.« Seine Augen werden ein wenig schmal. »Der letzte Kontakt, den wir zu Max hatten, war an dem Tag, nachdem er bei Ihnen übernachtet hat. Erinnern Sie sich daran?«
Allerdings. Ich habe damals die Drecksäcke gejagt, die meine Nichte benutzt hatten – darunter auch derjenige, der sich später als FBI-Agent entpuppte. Ich wusste schon, dass mit Max etwas nicht stimmte, aber ich war zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt, um der Sache nachzugehen. Vielleicht hätte ich das doch tun sollen.
Ich schüttele den Gedanken ab. Max ist ein erfolgreicher, mit allen Wassern gewaschener Agent der Drogenbehörde. Er hätte meine Hilfe selbst dann nicht angenommen, wenn ich sie ihm angeboten hätte.
Ich blicke zu Foley auf. »Warum sind Sie hier? Was hat das FBI damit zu tun?«
»Enge Kooperation der Behörden.«
»Blödsinn. Ich kenne die Bürokratie bei euch gut genug, um zu wissen, dass es so etwas wie eine ›enge Kooperation‹ nicht gibt. Warum sind Sie wirklich hier?«
Foley lässt ein leises Seufzen über seine Lippen schlüpfen. Es wirkt theatralisch und einstudiert, eine Geste, die Argwöhnische ablenken soll.
Aber mich nicht. Ich rühre keinen Muskel und senke auch nicht den Blick, und schließlich zwinge ich ihn damit, unruhig auf seinem Sessel herumzurutschen und als Erster wegzuschauen. Gleich darauf steht er hastig auf. Er geht zum Fenster und sagt über die Schulter zu mir: »Max ist mein Freund. Wir kennen uns schon lange. Wenn er in Schwierigkeiten steckt, möchte ich ihm helfen, ehe er sich noch tiefer hineinreitet.«
Sein Freund? Irgendwie glaube ich das nicht ganz. »Sich tiefer in was hineinreitet? Macht er nicht einfach nur seinen Job?«
Foley sieht mich nicht an. Wenn ich nicht fürchten müsste, dass er todsicher mein fehlendes Spiegelbild in dem Fenster bemerken würde, durch das er so entschlossen hinausstarrt, dann würde ich jetzt aufspringen und ihn zwingen, mir in die Augen zu sehen. Ich kaufe ihm diese Freundschaftsgeschichte nicht ab, und ich traue seinen Motiven nicht. »Sie glauben, er sei wegen Martinez in Gefahr?«
Nun dreht Foley sich um. »Nein, Miss Strong.« Diesmal weicht er meinem Blick nicht aus. »Ich würde sagen, er ist Ihretwegen in Gefahr.«
Kapitel 8
W as Foley da sagt, ist so lächerlich, dass ich mich gerade noch von einem höhnischen Schnauben abhalten kann. Aber ich bleibe ruhig und halte seinem Blick stand.
Das Schweigen zieht sich hin, während Foley mich mustert. Was erwartet er eigentlich? Dass ich unter seinem Starren zusammenbrechen werde? Er ist geschickt im Manipulieren, und ich habe den Verdacht, dass er lügt. Allmählich finde ich ihn richtig unsympathisch.
»Wow, Foley, Sie sind ziemlich gut.« Ich lasse jedes Wort vor Sarkasmus triefen. »Genau die richtige Mischung aus Drohung und Besorgnis. Sie haben mich tatsächlich davon überzeugt, dass ich die Gefahr für Max bin, nicht der skrupellose, mörderische Drogenbaron, gegen den er zwei Jahre lang ermittelt hat.«
Foley entgleitet die Maske. Der offene, freundliche Gesichtsausdruck schlägt in eine ärgerliche Miene um.
»Max arbeitet seit Jahren in einer extremen Undercover-Situation«, fahre ich fort. »Er hat jeden Tag sein Leben riskiert, um sehr nahe an einen der gefährlichsten Männer Mexikos heranzukommen. Und Sie wollen mir erzählen, dass er jetzt meinetwegen in Schwierigkeiten steckt? Warum, um alles in der Welt, sollte ich das glauben?«
Foley kehrt zu dem Sessel zurück, sinkt hinein und hebt beide Hände, als wollte er mir eine Entschuldigung anbieten. »Sie haben vollkommen recht.
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