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Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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verschwindet durch die Tür.
    Ich blicke mich um. Die Bar ist leer. Ungewöhnlich. Hier hängen immer irgendwelche Desperados herum. War es die Frau da draußen, die alle verschreckt hat? Verstecken sie sich in den Höhlen und warten, bis sie wieder geht?
    Ich trete einen Schritt auf die Tür zu. Culebra hat mir nicht verboten zu lauschen .
    Culebra spricht Spanisch wie aus der Maschinenpistole.
    Verdammt. Wenn er sich auf telepathischem Wege mit ihr unterhalten hätte, hätte ich ihn verstehen können. Aus irgendeinem Grund stellen Sprachen bei der Gedankenübertragung kein Hindernis dar. Aber er spricht laut und sehr schnell. Meinetwegen? Vermutet er, dass ich lausche? Dumme Frage. Natürlich vermutet er das. Er ist sich sogar ziemlich sicher.
    Ich wünschte, ich könnte besser Spanisch. David spricht es fließend. Er übernimmt immer das Reden, wenn es nötig ist. Ich kann nur hier und da ein paar Worte aufschnappen. Culebra und die Frau streiten sich, das ist offensichtlich, aber um was? Bisher sind die einzelnen Worte, die ich heraushören konnte, völlig zusammenhanglos. Jemand oder etwas will hierherkommen. Culebra will das nicht. Die Frau beharrt darauf.
    Und sie bedroht ihn auf irgendeine Weise. Ich brauche die Worte nicht zu verstehen, um zu begreifen, was sie tut. Sie ist gefährlich. Denn sonst hätte Culebra sich ihrer schon entledigt oder ihr überhaupt nicht gestattet, Beso de la Muerte zu betreten. Seine machtvolle Magie hätte sie daran gehindert.
    Sie ist ein Mensch, und sie übt genug Druck auf Culebra aus, um diese Konfrontation zu erzwingen. Wer ist sie?
    Der Streit der beiden schwingt zwischen Drohung und Gegendrohung hin und her, bis sie wohl irgendeinen Kompromiss erzielen, denn auf einmal wird der Tonfall versöhnlicher. Ich wage einen Blick hinaus. Culebra umarmt die Frau. Er steht mit dem Gesicht zu mir, und seine Miene ist hart. Sie richtet sich auf und legt ihm eine Hand an die Wange. Dann geht sie davon, die Treppe hinunter, aber – wohin? Das einzige Auto da draußen ist meines. Bis mir das auffällt und ich mich wieder nach ihr umsehe, ist sie verschwunden.
    Wie hat sie das gemacht?
    Ich will hinaustreten und Culebra ausfragen. Doch er schiebt sich einfach an mir vorbei in den Saloon. Er kann nicht vergessen haben, dass ich hier bin, doch er wirft nicht einmal einen Blick in meine Richtung, während er hinter die Bar geht. Sein Geist ist so schwarz und unzugänglich, wie ich es selten erlebt habe. Er bückt sich, holt ein Bier aus dem Kühlschrank, öffnet die Flasche und trinkt sie in einem einzigen langen, gurgelnden Zug leer.
    Als er nach der zweiten Flasche greift, strecke ich die Hand aus. »Darf ich dir Gesellschaft leisten?«
    Meine Stimme scheint ihn zu erschrecken. Die Flasche gleitet ihm aus der Hand und kracht auf den Boden. Ich zucke ebenfalls zusammen. Er starrt mich mit trüben Augen an, erkennt mich dann offenbar, und das Leben kehrt in seinen Blick zurück.
    »Anna. Was tust du hier?«
    »Du machst Witze, oder? Hast du unsere Unterhaltung von gestern Abend vergessen?«
    Er antwortet nicht. Und er sieht auch nicht so aus, als sei ihm nach Scherzen zumute. Mit dem Daumen weise ich in Richtung Tür. »Wer war das?«
    »Eine Freundin.«
    »Freundin? Das glaube ich nicht. Ich verstehe vielleicht kein Spanisch, aber von Freundschaft verstehe ich was. Das war keine freundschaftliche Unterhaltung. Und warum reden wir überhaupt laut? Warum lässt du mich nicht in deinen Kopf hinein?«
    Culebra presst sich die Handballen auf die Augen, als wolle er die Barriere verstärken, die mich draußen hält. »Es ist besser, wenn du über diese Sache nichts weißt.«
    Mit zwei Schritten bin ich bei ihm an der Bar. »Das kann nicht dein Ernst sein. Sie hat dich bedroht. Glaubst du, darüber würde ich einfach so hinweggehen?«
    Culebra blickt zu mir auf und lacht leise. »Nein. Dazu bist du zu sturköpfig.«
    Er fügt hinzu: Und nicht klug genug, um zu wissen, wann du dich besser heraushältst.
    Er wartet auf eine Reaktion.
    Ich gönne ihm nicht die, die er erwartet. Da hast du wahrscheinlich recht. Also versuch gar nicht erst, es mir zu verschweigen. Sag mir, was sie ist.
    Was sie ist? Nicht wer?
    Sie hat sich menschlich angefühlt. Aber sie ist einfach verschwunden.
    Culebra greift erneut in den Kühlschrank unter der Bar. Als er sich aufrichtet, hält er zwei Flaschen Bier in der Hand. Er öffnet sie, kommt hinter der Bar hervor, setzt sich auf einen Barhocker und hält mir eine

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