Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
Das hätte ich nicht sagen sollen.«
»Warum haben Sie es dann behauptet? Was soll ich Ihrer Vermutung nach so Wichtiges wissen?«
Foley zuckt mit einer Schulter. »Vielleicht, wo Max ist. Was er tut. Warum er auf eigene Faust losgezogen ist.«
Es ist schön, zur Abwechslung einmal nicht lügen zu müssen. »Ich kann keine dieser Fragen beantworten.«
Er macht schmale Augen. »Sie wollen mir erzählen, dass Sie keinerlei Kontakt zu ihm gehabt hätten?«
Kommt darauf an, wie man »Kontakt« definiert. Wir haben gestern Nacht nur ein paar Minuten zusammen verbracht. Das zählt wohl kaum als »Kontakt«. Und ich bin sicher, dass Max längst nicht mehr in Beso de la Muerte ist. Ich schüttele den Kopf. »Ich kann Ihnen nicht helfen, Foley. Und ich glaube nicht, dass Max auf eigene Faust handelt. Er sieht sich viel zu sehr als Mann der Bundespolizei. Wenn er seit einiger Zeit keinen Kontakt zu seiner Behörde aufgenommen hat, dann hat er einen guten Grund dafür.«
Ich habe mich aus meinem Sessel erhoben. Foley steht ebenfalls auf. Er fischt in einer Tasche seines Jacketts herum und bringt eine Visitenkarte zum Vorschein, die er mir hinhält. »Rufen Sie mich an, wenn Sie von ihm hören.«
Ich weise die Karte zurück. »Wenn Max auftaucht, wird er Kontakt zu seinen Vorgesetzten bei der Drogenbehörde aufnehmen. Aber falls er sich bei mir meldet, werde ich ihm ganz sicher sagen, dass ein Freund vom FBI sich nach ihm erkundigt hat.«
Wieder erkenne ich einen Funken Zorn in seiner Miene, der rasch erstickt wird, ehe er mehr ausrichten kann, als Foleys Mundwinkel anzuspannen. Die Reaktion ist spontan, aber kaum merklich. Wenn ich nicht so ein argwöhnisches Miststück wäre, hätte ich sie nie bemerkt.
Foley erkennt, dass ich seine kleine Entgleisung gesehen habe.
Er steckt die Karte wieder in die Tasche und lächelt nun in überheblicher Besorgnis. »Wie Sie wollen, Miss Strong. Aber denken Sie daran, was ich gesagt habe. Max steckt in Schwierigkeiten. Das können Sie mir glauben oder nicht. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihre Entscheidung, meine Hilfe abzulehnen, nicht schon bald bereuen werden.«
Hilfe? Was für Hilfe?
Er versucht noch einmal, mich niederzustarren, doch als ich weder meinen Dank stottere noch nachgebe und ihn bitte zu bleiben, verabschiedet er sich.
Williams ist zurück, kaum dass sich die Tür geschlossen hat. Er zieht die Augenbrauen hoch. »Was will denn das FBI von Max?«
Gute Frage. Das wüsste ich auch gern.
Williams’ Telefon klingelt, und er durchquert das Büro, um dranzugehen. Das gibt mir Gelegenheit, rasch hinauszuschlüpfen. Ich spüre Williams’ Gedanken, die mir folgen und mich bitten, noch einen Moment zu warten. Ich tue so, als hätte ich die Nachricht nicht erhalten. Ich will jetzt nur allein sein und überlegen, worauf es dieser »Freund« von Max wirklich abgesehen hat.
Das Ganze ist mir unverständlich.
Ich verstehe es jetzt nicht, und auch ein paar Minuten später nicht, als ich hinter dem Lenkrad sitze und zu entscheiden versuche, was ich tun soll. Ich bin rastlos und unruhig. Soweit ich weiß, haben David und ich heute keinen Job zu erledigen. Wenn ich ins Büro zurückkehre, werden Gloria und ihr von Liebe geblendeter Lakai nur versuchen, mich in ihre Pläne für die große Party hineinzuziehen. Das brauche ich so dringend wie einen Pflock durchs Herz.
Mein Magen grummelt qualvoll. Fishers Gift. Was ich wirklich brauche, ist gutes, sauberes, menschliches Blut, um das Zeug loszuwerden. Ich könnte jetzt gleich nach Beso de la Muerte fahren, statt bis heute Abend zu warten. Außerdem war Max gerade erst dort. Ich rechne nicht damit, dass er immer noch da ist, aber vielleicht hat er Culebra etwas gesagt, das mich wieder auf seine Spur bringen könnte.
Denn in einem Punkt bin ich ganz sicher: Ich muss Max davor warnen, dass das FBI hinter ihm her ist.
Kapitel 9
I ch glaube, ich könnte die Strecke nach Beso de la Muerte im Schlaf zurücklegen, so oft bin ich sie schon gefahren. Und obwohl wir beinahe November haben, hat ein warmer Santa-Ana-Wind die Temperatur hochgetrieben und sämtliche Spuren von Wolken und Smog aus dem saphirblauen Himmel verjagt. Selbst die Bucht glitzert, als wären die Wellen mit Diamanten besetzt. Ich fahre das Verdeck des Jaguars ein und lasse den Wind meine Haut kitzeln und mit meinem Haar spielen. Die Handelskammer zahlt Fotografen vermutlich viel Geld dafür, einen solchen Tag einzufangen. Postkarten-Perfektion.
Einen solchen Tag
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