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Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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schulterlang, gut eins sechzig groß, sechzig Kilo. Sie hat deine Augen.«
    Er schaut drein, als hätte ich ihm gerade einen Zaubertrick vorgeführt.
    »Auf dem Tisch im Wohnzimmer stand ein Foto von ihr.«
    »Das alles hast du auf einem Foto erkannt?«
    »Das ist mein Job. Vertrau mir. Ich würde dich am liebsten bitten hierzubleiben, aber ich weiß, dass du das nicht tun würdest. Ich bitte dich nur darum, keine Dummheiten zu machen und mir nicht in die Quere zu kommen.«
    Sein Nicken ist hölzern und nicht sonderlich überzeugend. Aber das verstehe ich. Als meine Nichte in Gefahr war, hätte keine Macht der Welt mich daran hindern können, ihr zu Hilfe zu kommen.
    Wir betreten den Canyon. Es ist kurz nach zwei Uhr nachmittags, und die Schatten werden bereits länger. Als wir die erste Weggabelung erreichen, zeigt Dan ohne Zögern nach rechts. Wir begegnen einer Gruppe Wanderer, die auf dem Rückweg sind.
    Ich halte sie auf. »Hallo, wir suchen unsere Freunde. Ein Pärchen. Ist Ihnen in der letzten halben Stunde jemand entgegengekommen?«
    Eine Blondine in Shorts und Spaghettiträger-Top tritt vor. Sie blickt über meinen Kopf hinweg. »Wir haben jemanden getroffen. Sie heißen nicht zufällig Dan, oder?«
    Dan neben mir fährt verblüfft zusammen. Er tritt vor. »Ja.«
    Sie runzelt die Stirn. »Ich soll Ihnen ausrichten, dass sie auf Sie warten würden. Er hat gesagt, Sie wüssten schon, wo.«
    Sie blickt sich nach ihren Begleitern um, und ihr Gesichtsausdruck verrät mir, dass sie vielleicht gern mehr sagen würde.
    »War da noch etwas?«, ermuntere ich sie.
    Sie nickt. »Vielleicht interpretiere ich da zu viel hinein, aber ich glaube, dass die Frau eigentlich nicht mitgehen wollte. Sie hat geweint. Ich habe sie gefragt, ob sie Hilfe braucht, aber sie hat nein gesagt. Der Kerl hat ihr ständig übers Haar gestreichelt. Er hat ihren Arm keinen Moment losgelassen. Es war richtig unheimlich. Ich wollte das unten am Ranger-Posten melden.«
    Dan wartet nicht ab, ob sie noch mehr zu sagen hat. Er rennt den Pfad entlang.
    Die Blondine und ihre Freunde sehen aus, als überlegten sie, ihm nachzulaufen. Ich berühre sie am Arm, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken. »In der Station ist niemand. Rufen Sie die Polizei. Sagen Sie ihnen, welche Abzweigung wir genommen haben, aber warnen Sie sie unbedingt, dass wir es mit einer Geiselnahme zu tun haben.«
    Das Mädchen und ihre Wanderfreunde schauen immer noch eher aufgeregt denn besorgt drein. »Folgen Sie uns ja nicht«, herrsche ich das Grüppchen an. »Das ist kein Spiel. Eine Frau schwebt in Gefahr, und Sie könnten ihren Tod verschulden. Sehen Sie zu, dass Sie aus dem Canyon rauskommen, und rufen Sie die Polizei.«
    Ich kann nicht abwarten, um mich zu vergewissern, dass sie weitergehen, weil Dan schon außer Sicht gelaufen ist. Sobald ich sicher bin, dass mich niemand sieht, rase ich ihm nach und lasse meinen vampirischen Kräften freien Lauf. Ich habe keine Ahnung, wo wir eigentlich hinrennen, aber ich bin ganz sicher, dass ich zuerst da ankommen will. Binnen Sekunden habe ich ihn eingeholt, packe ihn am Arm und bringe ihn zum Stehen.
    Er wirbelt herum, und sein Gesicht ist eine starre Maske der Wut. »Was soll das?«
    Aber es ist weder sein Gesichtsausdruck noch der Zorn in seiner Stimme, die mich innehalten lassen. Es ist die Waffe. Er hält eine Waffe in der Hand. Eine Glock, die nun direkt auf meine Brust gerichtet ist.
    Ich muss gegen meinen ersten Impuls ankämpfen, sie ihm aus der Hand zu reißen und über den Kopf zu ziehen. Jetzt weiß ich, warum er vorhin im Haus einen Moment verschwunden war. Er hat das Ding da geholt – eine fies aussehende Glock.
    Ich streckte die linke Hand aus, die Handfläche nach oben, und verstärke mit der rechten den Druck an seinem Arm. Mit meiner besten besänftigenden Stimme versuche ich, ihn zur Vernunft zu bringen. »Diese Waffe ist keine gute Idee. Gib sie lieber mir.«
    Er ignoriert meine ausgestreckte Hand ebenso unmissverständlich wie meine vernünftige Stimme. Er versucht sich loszureißen, aber ich bin zu stark. Wenn er bei klarem Verstand wäre, müsste er sich eigentlich darüber wundern. Stattdessen kämpft er.
    Ich überwinde ihn mühelos. Als ich die Waffe in der Hand habe und ihn so gepackt halte, dass sich sein Gesicht vor Schmerz verzerrt, bricht seine wütende Miene zusammen. »Was tust du denn? Wir müssen Sylvie retten.«
    »Das werden wir. Aber wir machen das auf meine Weise.«
    Er gibt auf, und

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