Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
aussehen?
Williams schüttelt den Kopf. Möglich. Aber viel weniger gefährlich, als wenn du die Aufmerksamkeit der Medien auf dich ziehst.
Ich kann kaum glauben, was ich da höre. Wie viel schlimmer kann mein Leben denn noch werden? Mein Blut fühlt sich an wie Säure. Und wohin genau soll ich nun gehen?
Darüber habe ich lange nachgedacht.
Das geistige Bild, das er mir dann schickt, ist inakzeptabel. »Nicht Averys Haus. Daran werde ich nicht einmal denken.« Das laut auszusprechen, erscheint mir kraftvoller, als ihm nur Gedanken zu schicken.
»Warum nicht?« Er geht darauf ein. »Es ist ein sehr schönes Haus. Abgelegen. Ein Hausverwalter wohnt jetzt dort und kümmert sich um alles, also werden die Nachbarn keinen Verdacht schöpfen, wenn nachts Licht brennt …«
»Hausverwalter?«, kreische ich protestierend. »Wer hat einen Hausmeister eingestellt?«
»Ich. Ein solches Haus kann man nicht ungeschützt leerstehen lassen.« Er klingt nicht im Mindesten schuldbewusst. »Er ist einer unserer Leute. Und sehr diskret.«
»Aber du hast nicht daran gedacht, mich vielleicht vorher zu fragen, bevor du diesen Hausverwalter eingestellt hast?«
»Was hättest du denn dazu gesagt?«
»Nein natürlich. Ich wollte, dass das Haus verrammelt wird. Ich würde es niederbrennen, wenn ich hoffen könnte, ungestraft davonzukommen.«
»Dann bist du noch dümmer, als ich dachte.«
Diesmal bin ich es, die sich mit der Hand übers Gesicht fährt. »Ich gehe nicht da hin.«
Er akzeptiert meine endgültige Ablehnung. »Dann nach Beso de la Muerte? Es bietet nur nicht ganz so viele Annehmlichkeiten wie das Haus in La Jolla.«
Die Erwähnung von Beso de la Muerte lässt meine Aufmerksamkeit hochschnellen wie an einem Gummiband. Mir fällt wieder ein, was ich Williams heute Morgen fragen wollte. »Wer ist Belinda Burke?«
Williams sieht mich an. »Wo hast du diesen Namen gehört?« Sein Tonfall klingt leicht neugierig, doch sein Gesichtsausdruck spiegelt mehr als das. Ich spüre förmlich, wie sein Interesse erwacht.
»Gestern habe ich das Fahndungsplakat gesehen, als wir Guzman abgeliefert haben. Wer ist sie?«
»Wenn du das Plakat gesehen hast, weißt du doch, wer sie ist.«
»Na schön, was ist sie?«
Zum ersten Mal, seit ich eingestiegen bin, wirkt Williams eher besorgt denn verärgert. Er antwortet nicht sofort. Als er schließlich spricht, klingt seine Stimme vorsichtig und zurückhaltend. »Sie ist eine sehr gefährliche Frau«, sagt er.
»Und?«
»Und was?«
»Ich weiß, dass sie mehr ist als eine gefährliche Frau .«
Er sträubt sich und antwortet mir nicht, also füge ich hinzu: »Culebra hat sie als Wicca bezeichnet.«
Williams schlägt alle Vorsicht in den Wind. »Culebra kennt sie? Woher?«
Ich erzähle ihm alles. Als ich fertig bin, sagt er: »Burke ist viel mehr als eine Hexe. Ich habe noch nie jemanden gekannt, der es in der schwarzen Kunst zu so viel Macht gebracht hat wie sie.«
»Du meinst, es geht dabei um mehr als Liebestränke und schwarze Katzen?«
Er blickt geradezu grimmig drein. »Viel mehr, fürchte ich. Wenn du sie irgendwo gesehen hast, muss ich davon erfahren. Wir müssen sie bis morgen finden, und zwar vor Mitternacht.«
»Warum? Was passiert morgen Nacht?«
»Morgen ist der einunddreißigste Oktober.«
»Der einunddreißigste Oktober? Halloween?« Das hatte ich ganz vergessen. »Na und?«
Einen Augenblick lang glaube ich, Williams werde nicht antworten. Er scheint etwas abzuwägen, aber es dauert nicht lange. »Morgen ist Samhain, der keltische Neujahrstag«, sagt er. »Weißt du irgendetwas über Wiccas?«
Ich schüttele den Kopf.
»Um Mitternacht am einunddreißigsten Oktober gibt es eine Verbindung zwischen der Welt der Lebenden und der der Toten – der menschlichen Toten. Es entsteht ein Riss in der Zeit, der nur einen Augenblick lang anhält. Aber in diesem Augenblick ist es möglich, eine Tür zur Unterwelt zu öffnen. Belinda und ihr Kreis bereiten sich darauf vor, mit Hilfe ihrer Magie einen Dämon aus der Unterwelt in unsere Welt heraufzubeschwören. Einen Dämon, der alle ihre Befehle befolgen wird.«
Er schweigt.
Ich starre ihn an und warte auf die Pointe, denn das muss ja wohl ein Witz sein.
Er starrt zurück, mit ernstem Gesicht.
Nach allem, was ich erlebt habe, sollte man meinen, dass ich einfach hinnehmen würde, was er mir gerade gesagt hat. Wir, zwei Vampire, unterhalten uns über eine Hexe, die einen Dämon beschwören will. Das Übliche halt. Stattdessen
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