Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
Verbrechen erst recht aufzublühen.«
»Wegen eures Entführers in Tijuana … Du weißt, dass ihr sehr vorsichtig sein müsst? Mexiko hat nichts für Kopfgeldjäger übrig.«
»Daher die Arbeitskleidung«, erwidere ich lächelnd. »Er wird mir bereitwillig folgen, meinst du nicht?«
Ich lasse einen Herzschlag verstreichen, ehe ich meine Frage wiederhole: »Was ist mit dir? Bist du wegen Martinez in Beso de la Muerte?«
Doch nun kehrt Culebra an den Tisch zurück, mit einem Teller, der nach Rindfleisch und gegrilltem Gemüse duftet. Er stellt ihn mit Tortillas und einer Flasche Bier vor Max auf den Tisch.
Max macht sich mit gieriger Begeisterung über das Essen her. Einmal macht er eine kurze Pause, um das Bier herunterzukippen, und Culebra holt eine weitere Flasche, ehe er sich einen Stuhl heranzieht und sich zu uns setzt.
Max’ Hunger ist gestillt, und er schiebt den Teller von sich und blickt zu uns auf. »Es ist eine Weile her, seit ich zuletzt etwas gegessen habe.«
»Offensichtlich«, entgegnet Culebra. »In der Küche gibt es noch mehr.«
Max schüttelt den Kopf und wischt sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Was ich jetzt brauche, ist eine Dusche und eine Mütze voll Schlaf.«
Culebra sieht mich an. Möchtest du heute Nacht mit Max hierbleiben?
Culebra weiß nichts von meiner Entscheidung, mit Max Schluss zu machen. Max auch nicht. Irgendwie scheint mir diese Nacht nicht der geeignete Zeitpunkt und Beso de la Muerte nicht der passende Ort zu sein, um es ihm beizubringen.
Culebra entnimmt die Antwort meinem Zögern und rückt seinen Stuhl vom Tisch ab. »Komm, mein Freund«, sagt er zu Max. »Ich bringe dich in die Tunnel. Dort bist du sicher. Bleib, solange du es für richtig hältst.«
Max schaut mich an, und ich sehe die Frage in seinen Augen. Ich lege eine Hand an seine Wange. »Ich muss weg. David wartet. Außerdem solltest du dich ausruhen.«
Er widerspricht mir nicht, ein schlechtes Zeichen. Er legt nur seine Hand auf meine und küsst mich auf die Wange. »Wir sehen uns bald.«
Sein Gesichtsausdruck sagt etwas anderes, und mir wird das Herz schwer. Ich lasse seine Hand nicht los. »Du hast mir immer noch nicht gesagt, was du hier tust. Was ist mit Martinez?«
Auch diesmal weicht er der Frage aus, er lässt meine Hand fallen und tritt einen Schritt zurück. »Wir sehen uns bald«, wiederholt er und bedeutet Culebra, dass er bereit ist, jetzt zu gehen.
Ich beobachte, wie sie den Saloon durchqueren und im Hinterzimmer verschwinden. Unentschlossenheit und Sorge um Max halten mich zurück. Vielleicht sollte ich doch bleiben. Max steckt in Schwierigkeiten, so viel ist offensichtlich. Ich weiß nur nicht, warum. Ich habe Max noch nie so … verloren gesehen. Und er verschweigt mir etwas.
Aber ich verstehe, dass man in seinem Beruf Geheimnisse haben muss.
Und ich denke daran, was ich vor ihm verheimliche.
Das macht es mir aber nicht leichter, ihn zu verlassen, noch besänftigt es meine wachsende Angst um ihn.
Ich kann Max nicht helfen, wenn ich nicht weiß, in was für Schwierigkeiten er steckt. Er mag nicht bereit sein, es mir zu sagen, aber ich wette, ich kenne jemanden, der es herausfinden kann.
Kapitel 4
I ch verlasse die Bar und fahre zurück in Richtung San Diego. Ich habe Culebra erzählt, dass ich heute Vormittag mit Williams verabredet bin. Warren Williams ist der Polizeichef von San Diego. Allerdings ist er noch wesentlich mehr als das. Williams ist ein Vampir, ein sehr alter Vampir, der zufällig auch Polizeichef ist, auch wenn man das kaum fassen mag.
Seit Wochen krieche ich jeden Morgen um halb fünf aus dem Bett, um ihn in seinem inoffiziellen Büro im Balboa Park zu treffen, wo sich eine Art geheimes Hauptquartier der übernatürlichen Gemeinschaft von San Diego befindet. Ich arbeite inzwischen auch für seine »Wächter«-Brigade. Wir behalten die übernatürliche Gemeinde im Auge und schreiten notfalls ein, um sowohl Geschöpfe wie mich als auch unsere menschlichen Nachbarn zu schützen. Meist tun wir nur das, was unser Name besagt, nämlich wachen und beobachten, aber manchmal …
Ich parke vor dem Museum of Art und gehe den El Prado entlang. In der kalten Dunkelheit des frühen Morgens ist das ein unheimlicher Ort. Das einzige Licht ist der matte Schein der hohen Straßenlaternen am Parkplatz, aber Nebel schlängelt sich um die Lampen und kriecht zu meinen Füßen herum. Selbst die Türme und Gesimse werfen unheimliche Bilder auf den Weg. Vampire fürchten sich
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