Dunkle Küsse: Ein Vampirthriller (German Edition)
funktioniert. Ich lächle.
Gut. Du hast mich also gehört.
Natürlich habe ich dich gehört. Du hast in meinem Kopf herumgebrüllt.
Na ja, ich war nicht sicher, ob du mir antworten würdest. Das hast du sonst nie, und ich habe schon hundertmal nach dir gerufen.
Die anderen hundertmal hast du mich nicht gebraucht. Du glaubtest nur, mich zu brauchen.
Sein Sarkasmus sollte mir eigentlich eine wütende Erwiderung entlocken. Aber nicht jetzt. Ich brauche ihn auf meiner Seite. Ich weise mit einer Geste um mich. Kannst du sehen, wo ich bin?
Natürlich. Ich sehe, was du siehst.
Dann siehst du ja das Problem.
Du hast dein Auto zu Schrott gefahren? Du hast mich gerufen, weil du einen Unfall gebaut hast? Glaubst du vielleicht, ich bin ein Abschleppunternehmen?
Das wäre sehr praktisch. Diese Bemerkung verkneife ich mir lieber und lege einen flehentlichen Tonfall in meine gedankliche Stimme. Schau genau hin. Mit was bin ich zusammengestoßen?
Ich lasse meinen Blick über die Front des Wagens nach vorn schweifen. Zeige ihm, dass der Motor plattgedrückt ist, wo er gegen – etwas geprallt ist, was auch immer das sein mag. Ich zeige ihm, dass es keinen natürlichen Grund gibt, der diesen Schaden erklären könnte.
Hmmm.
Dem Himmel sei Dank. Ich glaube, jetzt kapiert er es.
Sieht aus, als wärst du gegen irgendein machtvolles Kraftfeld geprallt. Caspers Stimme verrät leises Interesse.
Das glaube ich auch. Wie komme ich darum herum?
Gar nicht. Es ist da, um dich fernzuhalten.
Etwas an der Art, wie er das sagt, weckt meine Aufmerksamkeit. Mich fernzuhalten? Du meinst, mich persönlich?
Ich »fühle«, wie Casper nickt. Wie ich das merke, kann ich nicht erklären, aber ich weiß einfach, dass er nickt.
Ich muss nach Beso de la Muerte. Wenn irgendetwas dieses Kraftfeld errichtet hat, muss es doch eine Möglichkeit geben, das Ding wegzuschaffen.
Diesmal bekomme ich keinerlei Reaktion von Casper.
Komm schon. Hilf mir ein bisschen. Wenn ein Zauberspruch dieses Ding gemacht hat, muss es doch einen Gegenzauber geben, der es wieder aufhebt.
Ich spüre ein Kribbeln in meinem Kopf, als sei Casper sich uneins mit sich selbst. Das fasse ich als gutes Zeichen auf und warte.
Schließlich sagt er: Es gibt keinen »Gegenzauber«. Nur jene, die eine solche Barriere errichtet haben, können sie zerstören.
Jene, die sie errichtet haben? Du meinst, das muss mehr als einer gewesen sein?
Ja.
Dann war es also nicht Culebra. Soweit ich weiß, operiert er in Beso de la Muerte allein. Aber was hat Williams gleich noch über diese Belinda Burke und einen Zirkel gesagt?
Ich spüre, wie Casper sich auf diesen Gedanken stürzt, und Zustimmung durchläuft mich wie eine schimmernde Welle. Er sagt: Ja. Ein Hexenzirkel könnte so etwas bewerkstelligen.
Wie komme ich nun darum herum?
Ein Zögern. Weißt du, woher eine Hexe ihre Kraft bezieht?
Williams sagte, von der Erde.
Ja. Von der Erde. Nicht aus der Erde.
Und wo ist da der Unterschied?
Die Barriere ruht auf der Erde. Es wäre möglich, darunter hindurch zu gelangen.
Zweifelnd betrachte ich den harten, festgebackenen Wüstensand. Nicht ohne einen Presslufthammer und einen kleinen Bagger.
O ihr Kleingläubigen.
Wenn du die Art Glauben meinst, die Berge versetzt, dann hast du recht. So weit bin ich noch nicht ganz.
Eine kurze Pause. Wenn ich dir helfen soll, Anna, dann muss dir klar sein, dass ich das heute zum letzten Mal tue.
Ich ziehe unwillkürlich die Schultern hoch. Das liegt nicht an dem, was er sagt, sondern daran, wie er es sagt. Tiefernst. Eine Feststellung, die nicht rückgängig zu machen ist.
Genauso hat Williams sich angehört, als er sagte, ich müsse verschwinden. Du meinst, für immer?
Ja.
Aber warum?
Weil ich bei dir sein muss, um das für dich zu tun. Sobald wir einander körperlich so nahe kommen, bricht das Band zwischen Beschützer und Schützling.
Beschützer und Schützling?
Das ist die Beziehung zwischen dir und mir.
Du meinst, du bist eine Art Schutzengel?
Casper kichert. Ein Engel?
Es klingt ganz so. Du hast mir geholfen, als die Rächer mich gefangen hatten, und dann noch einmal, als Trish in Schwierigkeiten steckte. Was passiert denn, wenn ich dich in Zukunft einmal brauche?
Deshalb musst du dich jetzt entscheiden. Du kannst diesen Ort verlassen. Du brauchst nicht nach Beso de la Muerte zu gehen. Du musst erkennen, dass das, was du zu erreichen hoffst, vielleicht unmöglich ist.
Woher weiß er überhaupt, was ich dort erreichen will? Das
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