Dunkle Leidenschaft - Shadows of Love (German Edition)
Leider setzt er mich viel zu schnell wieder ab – auf den dicken Stamm eines umgefallenen Laubbaumes. Sofort zieht er mir den Schuh aus und sieht sich meinen Knöchel an.
»Ist nicht geschwollen«, befindet er schließlich.
»Sag ich doch.«
Er lässt meinen Fuß jedoch nicht los, sondern gleitet mit den Händen an meinem nackten Schenkel höher und drückt mich rückwärts auf den Stamm. Sein Gesicht ist meinem ganz nah. »Ich bekomm dich nicht mehr aus dem Kopf, Mia.«
»Mich – oder unseren Sex?«, frage ich. Es sollte schnippisch klingen, stattdessen höre ich mich atemlos an – und das liegt nicht am Joggen.
»Beides«, raunt er. »Deinen Geschmack, deine weiche Haut, die Laute, die du von dir gibst, wenn du erregt bist.«
Wie er so auf mich herabschaut, erkenne ich die Sehnsucht in seinen Augen. Sehnsucht nach Sex, aber auch nach Geborgenheit – um für einen kurzen Moment Vergessen zu finden. Kompensiert er die Suche nach Geborgenheit mit Sex? Vielleicht kann ich sein Herz heilen, wenn ich mit ihm schlafe? Und was dann?
Im Augenblick möchte ich allerdings nicht über Wenns und Danns nachdenken, denn seine Lippen treffen auf meinen Mund, und ich erwidere seinen gierigen Kuss. Wie weich seine Lippen sind, wie gut er schmeckt … Ich könnte nie genug von seinen Küssen bekommen. Meine selbstauferlegte Beherrschung bröckelt.
»Was, wenn jemand kommt?«, frage ich zwischen unseren Küssen.
Seine Erektion drängt sich an meine Mitte. »Hier verirrt sich nur selten jemand her, das ist mein ganz privater Laufweg.«
»Ich muss zurück, ich erwarte eine Lieferung, da muss ich noch einiges vorbereiten.« Resolut drücke ich ihn von mir, bevor ich zu schwach werde, um Nein zu sagen. »Außerdem möchte ich keinen Ärger mit meinem Arbeitgeber bekommen.«
Er lächelt wie ein Pirat und fasst sich an den Schritt, um sein bestes Stück zurechtzurücken. »Ich werde dich nicht verpetzen. Versprochen.«
Oh, der Kerl ist so unwiderstehlich!
Ich kratze sämtliche Standhaftigkeit zusammen und rappele mich auf. »Lass uns die Runde zu Ende bringen und uns endlich einmal über das Projekt unterhalten, was meinst du?«
Es stinkt ihm wohl, dass ich seine Worte als Argument bringe, denn er schaut wenig begeistert. Trotzdem machen wir uns wieder ans Laufen.
Sofort beginne ich über die Dekoration zu reden, um ihn abzulenken. »Ich dachte an eine Fototapete, die eine orientalische Stadt zeigt. Dahinter kann man die rohen Wände wunderbar verstecken, den Rest bedecke ich mit Tapeten, Stoffen oder Wandteppichen. Dazu würde ich gerne elektrische Feuerkörbe aufstellen. Die schauen ziemlich echt aus …« Ich plappere in einem fort, weshalb ich neben ihm walke und nicht mehr jogge, da mir die Luft ausgeht. »In einer Ecke richte ich das Schlafgemach des Sultans, mit vielen Kissen, wo die Haremsdamen verwöhnt werden können.«
»Die Idee gefällt mir.«
Welche? Mein Einrichtungsvorschlag oder der mit dem Harem? »Hättest du gerne mal Sex mit mehreren Frauen?« Mann, Mia, du fällst immer so wunderbar mit der Tür ins Haus!
»Hatte ich schon«, sagt er beiläufig.
Ich muss mich auf den Trampelpfad konzentrieren, um nicht erneut zu stolpern. Mein Magen zieht sich zusammen. Möchte ich tatsächlich eine engere Bindung zu einem Mann, der es so wild treibt? Womöglich kann er nicht treu sein, doch Treue ist mir wichtig. Genau wie Vertrauen.
»Aber so toll war das auch nicht«, setzt er hinzu. »Die Erfahrung muss ich nicht noch mal machen.«
»Nicht?«
Über seine Schulter wirft er mir ein schelmisches Lächeln zu. »Ich konzentriere mich lieber auf eine Frau, die ich verwöhnen kann.«
Das erleichtert mich irgendwie. Obwohl sich »eine Frau« recht pauschal anhört. Aber was habe ich erwartet? Dass er vor mir auf die Knie sinkt und sagt: »Ich möchte nur noch dich verwöhnen, jetzt und für alle Zeit?«
Schlag dir das aus dem Kopf, Mia … Er hat deutlich gemacht, dass er keine Beziehung möchte, nur unverbindlichen Sex. Auf den hätte ich jetzt aber trotzdem Lust.
Offensichtlich hat er an meinem missbilligenden Gesichtsausdruck bemerkt, dass ich über seine Frauengeschichten nicht begeistert bin, denn er sagt: »Ich hab mich während meiner wilden Jahre immer geschützt und bin regelmäßig zum Arzt gegangen. Falls du Angst hast, ich könnte dich mit irgendwas anstecken.«
Er hat mich ja schon mit seiner Sexsucht infiziert. »Du brauchst auch keine Angst haben, dass ich schwanger werde, falls mal was daneben
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